Letztens gab es Post von APIS e.V.! Wer ist das denn, mögen sich manche fragen, besonders jene, die gerade erst ihr Interesse für die Imkerei entdeckt haben. Dahinter verbirgt sich der "Verein zur Förderung der Bienenkunde der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen".
Er stellt die Redaktion für den sehr lesenswerten Infobrief Bienen@Imkerei, in dem mehrere Bieneninstitute passgenau zum Imkerjahr Infos herausgeben. Zudem organisiert APIS den jährlichen und entgegen seines Namens zweitägigen Apisticus-Tag (Fortbildungsforum und Imkermesse) in Münster.
APIS organisiert Apisticus-Tag
Dieses Mal enthielt der Umschlag die Bestätiung über die Spende von 16 € (= Mitgliedsbeitrag), sowie die Einladung zur Mitgliederversammlung. Als Faltblatt lag das ausführliche Programm des nächsten Apisticustages am 11. und 12. Februar 2017 bei (das Programm steht auf der Homepage als Download parat).
Das nächste Faltblatt "Varroa Kontrolle" habe ich schon längst. Es beschreibt das Behandlungskonzept für Nordrhein-Westfalen, das die Landwirtschaftskammer den Imkern empfiehlt. Eine flächendeckende Durchführung ist sicher wünschenswert.
Und zum Schluss noch ein Infoblatt über Aufgaben, Projekte und Angebote der Bienenkunde der Landwirtschaftskammer NRW.
Auf den Apisticus-Tag freue ich mich schon. Leider war ich bei den letzten beiden Treffen unseres Imkervereins Sickingmühle-Marl verhindet und beim nächsten Mal kann ich auch nicht dabei sein. Es wird also höchste Zeit für Austausch, Fachgespräche und neue Infos!
Das war doch mal ein netter Termin! Ich durfte über das 90-jährige Bestehen des Instituts für Bienenkunde an der Landwirtschaftskammer in Münster berichten. Sämtliche Grußwortredner und hoben die Bedeutung der Honigbiene für Umwelt und Mensch hervor. Überall guter Wille, aber eigentlich zu wenig Geld, um die Aufgaben des Bieneninstituts in Forschung, Ausbildung und Beratung von Imkern zu leisten.
Bieneninstitut zieht in die Pampa
Was mich sehr beunruhigt ist der beschlossene Umzug des Instituts weg aus dem verkehrsgünstig gelegenen Münster ins abgelegene Bad Sassendorf. Allerdings scheint das Geld zu fehlen, um dort eine ehemalige Geflügelbrüterei in ein modernes Institut umzubauen. Da werden zum Glück noch Jahre ins Land gehen.
Sehr eindringlich schilderte Dr. Werner Mühlen, Leiter der Bienenkunde, die Bedeutung der Imkerei für Umwelt und Gesellschaft. Dabei nahm er sich auch Aspekte vor, die sonst eher im Hintergrund bleiben, z.B.
- die Rolle der Bienen als Nahrung für andere Tiere. Er hat ausgerechnet, dass eine Million Bienenvölker in Deutschland pro Jahr 150000 t Biomasse produzieren. Sie werden vor allem von Insekten wie Wespen und Hornissen verzehrt.
- dass sie dem Leben einen Sinn gibt: Die Verantwortung und Fürsorge für Bienenvölker ist eine bedeutsame Aufgabe für Imker.
- die Biene lehrt wichtige Werte: Ruhe, Gelassenheit (daran arbeite ich mich noch ab), Demut, Bescheidenheit, Sozialkompetenz....
Ach, ich könnte noch lange weiterschreiben. Das hier fällt mir leicht, wohingegen ich am Bericht für das Landwirtschaftliche Wochenblatt zu kauen hatte. Da sind dann noch Grußwort- und Gastredner sinnvoll unterzubringen. Werde ihn in 1,5 Wochen hier einstellen können. Hier ist er.
Erfahrene Ratgeber
Irgendwie rührend fand ich, dass Werner Mühlens Vorgänger Dr. Walter Pinsdorf im Jahr der Gründung des Bieneninstituts geboren ist. Da lassen sich 90 Jahre Institut an einem Menschenleben ablesen. Werner Mühlen ist auch schon 24 Jahre da und hat viel bewegt. Wenn ich nicht weiter weiß, dann wende ich mich ohne große Scheu an ihn. Das trug mir gestern vor versammeltem Publikum einen Seitenhieb ein: "Wir bemühen uns, die Imker auf einen guten Weg zu bringen - nicht wahr, Frau Sommer!?"
Nun ja, ich bin nicht nachtragend, vor allen Dingen nicht, weil er mir noch kurz das Rätsel um die ungewöhnliche Fracht im Pollenhöschen löste: Es handelt sich um Baumharzkristalle, der Grundlage für Propolis.
In Haltern am See gibt es ein neues Ausflugsziel nicht nur für Honigfreunde: Seit dem Sommer bietet der Hof Schumacher Honigwaffeln und Honig aus eigener Imkerei. Wir haben sie schon getestet und an einem warmen Tag inmitten des Freiheiter Bruchs leckere Honigwaffeln* und die Aussicht auf den Förderturm der Schachtanlage Auguste Victoria genossen.
Wirklich schön gemacht, dazu noch ein informatives Gespräch mit Herrn Schumacher, der seit acht Jahren Imker ist und 18 Völker hält. In der kühlen Jahreszeit ist es drinnen bestimmt auch sehr nett, denn es gibt ein altes Herdfeuer, das für gemütliche Wärme sorgen wird. Selbstverständlich kann man hier Schumachers Honig und dazu noch weitere Bienen-Produkte sowie Waren aus Behindertenwerkstätten kaufen. Geöffnet ist der Hof Schumacher samstags, sonntags und mittwochs von 14 bis 18 Uhr.
Leider hatte ich an dem Tag meine Kamera nicht dabei, so gibt es hier nur Bilder, die ich später außerhalb der Öffnungszeiten aufgenommen habe:
* die erstaunlicherweise gar nicht nach Honig schmecken. Aber das ist so, ich habe auch schon welche gebacken und vermisste auch dort den Honiggeschmack. Süße Schleckermäuler könnten ja noch Honig auf die fertigen Waffeln träufeln....
Zeidlerei? Was ist denn das? Ich musste es auch erst nachschauen. Es ist eine Art zu Imkern, die ziemlich in Vergessenheit geraten ist, im Mittelalter aber in ganz Europa verbreitet war (wie das bei uns im Münsterland aussah, habe ich noch nicht recherchiert). Die Zeidlerei wird auch Waldbienenzucht genannt, weil Bienen in künstlichen Baumhöhlen (im lebenden Baum!) oder in Klotzbeuten (im abgeschnittenen Stamm) angesiedelt werden. Heute ist die Bewirtschaftungsform an moderne Anforderungen angepasst und ermöglicht eine Varroabehandlung ebenso wie Brutinspektion und Fütterung. Vermutlich ist "Schwindelfreiheit" eine Anforderung an den Imker, die in der Magazinimkerei nicht so häufig gestellt wird....
Zeidler-Workshop mit Kettensäge
Mein Eindruck ist, dass diese Art zu imkern besonders im süddeutschen Raum und in der Schweiz "wiederbelebt" wird. Der Verein 2010 Königinnen für das Ruhrgebiet möchte die Zeidlerei in unsere Region holen und bietet vom 30. Oktober bis 1. November einen Zeidler-Kursus in Essen-Kettwig an.
André Wermelinger vom Schweizer Verein Freethebees, zeigt als Kursleiter wie Klotzbeuten nach Zeidler Art und eine Bienenhöhle direkt im lebenden Baum angefertigt werden. Das wird bestimmt ein toller Workshop und interessant wird es auch sein, André Wermelinger zu erleben, der besonders nachhaltig imkert und die Eingriffe ins Bienenvolk minimiert. Hat jemand Lust, dann meldet Euch schnell an, die Plätze sind begrenzt.
Direkt teilnehmen werde ich leider nicht, aber vielleicht reicht die Zeit für eine kurze Stippvisite.
Warum nur immer auf der Blumenwiese arbeiten und gegen das Unkraut ankämpfen? Gestern haben wir bei Sonnenschein das Ambiente der Wiese genutzt: Ein Kaffeeklatsch mit Nachbarn, Freunden und Imkern auf der Blumenwiese! Sie blüht zwar nicht mehr und ist durchs Unkrautrupfen ziemlich ausgedünnt und teils gemäht, aber als Location für einen Kaffeeklatsch super gut geeignet.
Spontan eingeladen
Mit Blick auf den Wetterbericht haben wir zwei, drei Tage vorher eingeladen. Gestern mit den Mädchen drei Kuchen gebacken und Baguette für die Honigverkostung besorgt - auch eine Art Ferienprogramm für die Kinder - von lieben Nachbarn wieder einmal die Bierzeltgarnitur ausgeliehen und alles auf die Wiese gebracht. Dort haben wir dann mit rund 20 Personen in wechselnder Besetzung beieinander gesessen und über Gott und die Welt geklönt.
Besuch bei den Völkern
Selbstverständlich gehörte eine Stippvisite bei den Völkern zum Programm und vermutlich konnte ich einigen die Scheu vor den Bienen nehmen. Sie trauten sich dann auch, mit dem Finger in die Wabe zu stechen und stockwarmen Honig zu genießen.
Kurz vorm Aufräumen kamen gegen 19.30 Uhr noch späte Gäste: Fünf bis sechs Distelfinken, die ich in letzter Zeit bereits mehrmals beobachten konnte. Man sieht sie bei uns nur ganz, ganz selten. Anfangs dachte ich ja, sie interessieren sich für den Gänsefuß - na super, den haben wir nun komplett rausgezogen. Aber sie kommen auch wegen der Phazeliasamen.... Hoffe, es hat gestern allen geschmeckt 🙂 .
Das hat Spaß gemacht! Auf Einladung eines Lehrers durfte ich vor Schülerinnen und Schülern vom "Schwarm meines Lebens" berichten, oder vielmehr: schwärmen!
In dieser Woche läuft dort eine Projektwoche mit vielseitigem Programm. Ein Lehrer, aus dessen Garten ich im vergangenen Jahr einen Schwarm gefangen hatte, leitet mit einer Lehrerin eine Gruppe zum Thema (Wild-) Bienen. Den Auftakt gab ich mit einer Powerpointpräsentation, in der ich nicht nur Wissenswertes über das Leben und Wesen der Honigbiene weitergab, sondern auch von meinen ganz persönlichen Erfahrungen als Imkerin - mit allen "Aufs und Abs". Zum Schnuppern und Anfassen hatte ich noch Waben, Mittelwände, Pollen, ein Bienenmodell und schließlich noch eine Kostprobe vom eigenen Honig mitgebracht. Ich glaube, den Kindern (5. bis 7. Klasse) hat es gefallen - mir auf jeden Fall! Das würde ich gerne häufiger machen. Im Verlauf der Woche werden die Kinder noch einen Imker besuchen und Nisthilfen für Wildbienen bauen. Das ist doch ein rundes Programm.
Und die Schule ist klasse! Allein das Gebäude vermittelt durch seine Architektur eine Geborgenheit, die für den Schulalltag bestimmt förderlich ist. Da würde ich ja glatt noch einmal zur Schule gehen wollen.... Schaut Euch bei Google - Bilder mal die Fotos an.
Über Pfingsten haben wir an einer wunderbaren Familienfreizeit in Stapelfeld bei Cloppenburg teilgenommen. Ein fester Programmpunkt sind Workshops, die von Teilnehmern angeboten werden. In diesem Jahr waren es 14 Stück! Ich habe einen Bienenworkshop bestritten und per Powerpoint-Präsentation mit ganz vielen Fotos vom Schwarm meines Lebens berichtet. Zudem imkert der Hausmeister der Akademie und hat zwei Schaubeuten auf dem Gelände aufgestellt. Das war klasse, denn so konnten wir Bienen live beobachten und die Bienentelefone ausprobieren.
Imkerei spricht alle Sinne an
Bei der Vorbereitung des Workshops fiel mir noch einmal auf, wie sehr die Imkerei alle Sinne anspricht. Das habe ich auch versucht zu vermitteln:- Sehen: Bienen beobachten, an der Schaubeute und Bilderanschauen
- Hören: Bienensummen - aufgenommen und im Raum abgespielt
- Riechen: am Wachs schnuppern
- Schmecken: Honig probieren
- Tasten: Wabenwerk anfassen; Stiche zu spüren, haben wir uns erspart!
Dieses Summen - einfach herrlich. Am alten Standort an unserem Haus habe ich mir manchmal einen Stuhl geholt und den Bienen zugesehen und ihrem Gesumme gelauscht. Wer genau hinhört, merkt bald, dass Summen nicht gleich Summen ist. Die Stimmung des Volkes lässt sich daran leicht ablesen.
Bei den Imkern in Hemer habe ich das "Bienentelefon" entdeckt. Es verstärkt die Geräusche und lenkt die Konzentration aufs Hören. Ich habe gleich einige nachgebastelt, das ging ganz fix.
Man braucht dafür:
Plastikbecher, 1 m Flexschlauch (Baumarkt für Elektrokabel, Durchmesser 2 cm.), etwas Fliegengaze, Bohrmaschine mit großem Bohrer und Fräsaufsatz (keine Ahnung, ob das wirklich so heißt) und eine Heißklebepistole.
So wirds gemacht:
In den Boden des Bechers ein ca. 1,8 cm großes Loch bohren (da ich nicht den passenen Bohrer besitze, habe ich es mit diesem Fräsaufsatz vergrößert). Aus der Fliegengaze einen 5 cm großen Kreis ausschneiden, das Bohrloch damit abdecken und den Flexschlauch durch das Loch pressen. Das sollte an sich schon halten, aber ich habe es noch mit einem Ring aus Heißkleber stabilisiert.
Termin am Lehrbienenstand in Recklinghausen: Imkern mit Pia Aumeier. Sie ist Biologin und forscht an der Uni Bochum, wo sie rund 500 Bienenvölker hält. "Sind Deine Völker durch den Winter gekommen?", ist die Frage, die sich Imker untereinander in diesem Frühjahr direkt zur Begrüßung stellen. Denn die Völkerverluste werden in diesem Winter hohe 30 Prozent betragen. Pia Aumeier verlor von 495 eingewinterten Völkern 28, so viele wie nie.
Tod durch Futtermangel
Die Ursache für das Völkersterben ist eine Mischung aus schwieriger Wetterlage in 2014, daraus resultierender "Varroaexplosion" und heiklen Behandlungsbedingungen im Spätsommer sowie Fehlern des Imkers.
Die Bienenwissenschaftlerin hatte einige Völker dabei und beschrieb in ihrer gewohnt frischen Art, was zu sehen ist. Zum Beispiel: "Du Dödel hast Dein Volk verhungern lassen!" Das Foto oben zeigt eine Wabe mit vielen toten Bienen, die sämtliches Futter gefressen haben und nun verhungert, zum Teil noch in den Zellen stecken.
Da das Futterangebot erst zur Zeit der Kirschblüte um den 20. April herum richtig gut ist, können starke Völker mit geringem Futtervorrat in diesen Wochen in Not geraten. Auf den ersten Blick war in meinem Völkchen genügend Futter da. Der Richtwert für ein starkes Volk liegt bei 1 Kilogramm pro Woche - macht bis zur Kirschblüte noch 5 kg Futter. Da sollte ich noch einmal genauer schauen. Außerdem ist in den nächsten Tagen der zweite Brutraum aufzusetzen. Die Königin legt derzeit täglich bis zu 2000 Eier (!). Da braucht sie viele Brutzellen und Platz für den geschlüpften Nachwuchs.
Tod durch Varroa
Den Varroa-Tod sterben vor allem kleine Völker, denen die Milbe mit ihren begleitenden Krankheiten bereits zu schaffen gemacht hat. Den wenigen übrig gebliebenen Bienen gelingt es nicht, sich im Winter ausreichend zu wärmen. Sie frieren, erkälten sich, hinterlassen einen letzten Schiss auf den Waben, bis sie schließlich sterben.
Pia die Bienenflüsterin Übrigens sind die Bienen von Pia Aumeier super zahm - hat einfach sanftmütige Königinnen. Man stelle sich vor, sie transportiert Völker von ihrem Standort in Bochum zu den Lehrbienenständen in der Region. Wenn die Völker eine zeitlang gestanden und sich beruhigt haben, kann sie quasi "alles" mit ihnen machen - ohne Schleier, ohne Handschuhe!
Das geht bei meinen Bienen auch. Dachte ich! Gestern wollte ich den Geburtstagsgästen meiner Tochter die Bienen nahebringen, auch mal ohne Schleier. Kaum hatte ich die Abdeckfolie gelüftet, sah ich die Wächterin kommen und spürte schon ihren Stich in die Oberlippe. Gedanklich überschlug ich, welche Termine am Wochenende noch anstehen und mit "dicker Lippe" zu absolvieren sein würden.... Aber es sah nicht schlimmer aus, als manche mit Botox behandelte Mundpartie, und nach drei Stunden (kühlen, Apis mellifera-Globuli und Soventol-Salbe), war keine Schwellung mehr da. Immerhin!
Für das Deutsche Bienenjournal (Februarausgabe 2015) habe ich einen Artikel über den Familienimkerkurs in der Wildnis-Werkstatt in Münster verfasst. Meine Tochter und ich waren im vergangenen Jahr zu einigen Terminen dort und sind begeistert von diesem Angebot.
Leider gibt die Redaktion erst in einigen Wochen grünes Licht für die Veröffentlichung des Artikels im Internet. Deshalb nur ein paar Fotos vom Heft mit den Bildern, die einen ersten Eindruck vermitteln...
In Münster sind die Tage länger – der Apisticus-Tag dauert zwei Tage. Da ich möglichst viel von den Vorträgen und Workshops (19 Stück gab es!) mitbekommen wollte, war ich gestern Abend etwas geschafft. Aber es hat sich gelohnt. Im heimeligen Ambiente der Backhalle in der Speicherstadt referierten zum Thema Bienengesundheit Wissenschaftler und Fachleute mit unterschiedlichen Ansichten und Herangehensweisen.
Es gab Workshops zum Mikroskopieren von Bienen, über Ohrkerzenmassage und Makrofotografie. Man konnte sich über sommerblühende Gehölze informieren, um Trachtlücken zu schließen und sich Produkte zur Varroabekämpfung vorstellen lassen. Super geschmeckt hat das Honigmenü bei der Kochvorführung des Rottaler Bienenhofs. Und ich habe jede Menge Imker wiedergetroffen und einige neue kennengelernet. Aufschreiben kann ich das gar nicht alles – fahrt selbst einmal hin.
Hier einige wenige Stichpunkte:
Dr. Wolfgang Ritter vom Referenzlabor für Bienengesundheit der Weltorganisation für Tiergesundheit in Freiburg erzielt „Gesunde Bienen und vitale Völker durch naturgemäße Bienenhaltung“, so der Titel seines Vortrags.
Bienenhäuser sind out Er leitet seine Tipps von Beobachtungen wild lebender Honigbienenvölker im Ausland ab.
Schwärme suchen sich Nisthöhlen in einer Größe zwischen 50 bis 80 l. Das Verhältnis Volk/Raum ist entscheidend für das Hygieneverhalten: In Einraum- beuten mit Naturbau bestimmt das Volk, wie viel Raum und Waben es bewirtschaften kann.
Schwärme nisten in mindestens 2 m Höhe, lieber noch wesentlich höher. Das macht die Bearbeitung durch den Imker schwierig. Aber ausreichender Abstand zum Boden erschwert die Rückkehr von kranken, krabbelnden Bienen in den Stock.
Bienenhäuser und Reihenaufstellung sind out: Besser ist eine 4er Aufstellung im Block (das Flugloch jeweils in eine andere Richtung, finde ich aber unpraktisch, da steht man als Imker immer einem Volk im Weg). Optimal ist eine 2er Aufstellung im Abstand von 150 m.
Ritter überraschte die Imker mit der Aussage, dass die Wachsmotte ein Nützling ist. Bienen bauen nur so viele Waben, wie sie benötigen. Ist ein Schwarm ausgezogen, fressen die Wachsmotten die unbesetzten Waben. Sie verkleinern also den Nestbau.
Naturwabenbau stärkt die Völker
Auch für den Imker Michel Collette, Zertifizierter Demeter Imker und Leiter des Lehrbienenstandes im luxemburgischen Hollenfels, heißt es: „back to the roots“. Der leidenschaftliche Bienenfotograf zeigte wunderbare Aufnahmen u.a. von Schwarmtrauben, in denen man deutlich die Ausgänge der Luftkanäle sehen konnte (dass es sie gibt, war mir neu). Auch er sprach sich für den Naturwabenbau aus:
„Nest-Duft-Wärmebindung“: Jede Wabengasse ist wie ein geschlossener Raum mit einem eigenen Mikroklima. In Völkern, die nicht durch imkerliche Arbeiten auseinander gerissen werden, registriert er weniger Varroen.
Mittelwände werden von den Bienen ausgezogen, nicht ausgebaut. Das heißt, sie müssen das Wachs der Mittelwand erst erwärmen und kneten, um es in die Zellenform zu bringen. Das kostet mehr Energie, als Wachs in passender Konsistenz auszuschwitzen und direkt zu verarbeiten.
Der Wachskreislauf wurde von Menschen erfunden. In der Natur gibt es keinen Wachskreislauf.
Bienen bauen nicht eckig, sondern immer (irgendwie) rund. Deshalb sollten Imker die eckige „Rähmchenbrille“ ablegen.
Das Volk baut im Naturbau leicht wechselnde Zellgrößen und Zellstellungen. Die hauchdünnen Wachswände der Naturwaben schwingen besser. Zum Schluss noch zwei Schnappschüsse von der Imkermesse: (Hier geht's zum Bericht fürs Landwirtschaftliche Wochenblatt.)
Erstmals habe ich den Honigmarkt des Landesverbandes Westfälischer und Lippischer Imker besucht. Schon vor dem Saalbau in Witten begrüßte ein bunter Markt mit Imkern, Korbflechtern, einem Schmied, dem Porsche Club und Dekoständen die Besucher. Drinnen ging es weiter mit Ständen für Imkereibedarf, Honig- und Bienenprodukten und erstaunlich professionell aufgemachten Ständen einzelner Imkervereine, sodass mehr als 50 Aussteller zusammenkamen.
Artikel über Honigmarkt
Stundenlang hätte ich hier stöbern und in Fachliteratur zum Beispiel am Stand von APIS e.V. schmökern können. Dazu gab es ein abwechslungsreiches Programm auf der Bühne. "Imker fragen - Dr. Gerhard Liebig antwortet", hieß eine Aktion, die ich leider nur am Rande mitbekommen habe. Denn die meiste Zeit verbrachte ich im Theatersaal, um für den Landesverband und das Landwirtschaftliche Wochenblatt über die Prämierung der besten Honige und die Fachvorträge berichten zu können.
Interessante Fachvorträge
Den Vortrag von Dr. Andreé Hamm, Uni Bonn, über die "Ökonomische und ökologische Bedeutung der Honigbiene und andere Bestäuber" habe ich leider nicht ganz mitbekommen, weil parallel dazu der Vortrag von Dr. Annette Schroeder, Uni Hohenheim, zur Frage "Kann denn Honig Sünde sein? Honig und gesunde Ernährung" stattfand.
Mit Bienenzucht habe ich mich bislang noch gar nicht beschäftigt (da werde ich auch nie aktiv werden), umso interessanter waren die Ausführungen von Prof. Kaspar Bienefeld vom Bieneninstitut Hohen Neuendorf über den Zuchtfortschritt bei Honigbienen. Einzelne Bienen sind nämlich in der Lage, Varroamilben in der verdeckelten Brut zu erkennen. Sie räumen diese Brutzellen aus und entziehen der Milbe so die Lebensgrundlage. Die Forscher sind dabei, diese besonders pfiffigen Bienen an ihren Genen zu erkennen und so für die Zucht zu selektieren.
Kunstschwarm gegen Varroa Gute Tipps für die Praxis lieferte Dr. Marina Meixner vom Bieneninstitut Kirchhain, die der Varroamilbe und ihren begleitenden Krankheiten mit einer Brutentnahme im Sommer beikommen will. Mittels der Kunstschwarmmethode, die sie ausführlich erläuterte, wird eine Brutunterbrechung bei der Milbe erreicht, sodass die Milbenzahl nicht so stark wächst. Imker befürchten, dass eine Brutunterbrechung das Bienenvolk schwächt. Doch dies ist nicht zu verzeichnen, wenn sie rechtzeitig, etwa zwei Wochen vor Trachtende, durchgeführt wird.
Gute Ergebnisse "trotz" Trogbeute
In diesem Jahr kamen 1007 Honige in die Bewertung - vielleicht mache ich im nächsten Jahr auch mit. Die ersten drei Preisträger aus jeweils drei Kategorien (Frühtracht, Sommertracht-kandiert und Sommertracht-flüssig) wurden jeweils mit Fotos ausführlicher vorgestellt und man erfuhr etwas über ihre Betriebsweise.
Musste sehr schmunzeln, als es bei drei Preisträgern jeweils hieß: "Obwohl er in Trogbeuten imkert, erzielte er einen guten xy Platz!"
Die Trogbeuten habe ich immer noch im Sinn. Über den Winter werde ich mich mit diesem Thema beschäftigen und eventuell selbst eine bauen.
Das herrliche Wetter am 3. Oktober haben wir für einen Familienausflug nach Hemer ins Sauerland genutzt. Dort gibt es ein Felsenmeer mit tiefen Spalten und Höhlen, in dem ich vor Jahrzehnten während eines Ausfluges in der Grundschule herumgeklettert bin. Heute ist es nicht mehr frei zugänglich, aber auf schön gestalteten Brücken, Stegen und einer Aussichtsplattform kann man sich das Felsenmeer prima von oben ansehen. Ein Foto gibt es weiter unten.
Imker betreiben gute Öffentlichkeitsarbeit Anschließend gings ein paar Schritte weiter in den Sauerlandpark, dem Gelände der Landesgartenschau von 2010. Und was entdeckt unsere Jüngste, kaum dass wir das Drehkreuz passiert haben: "Da sind Imker! Klasse!" Der Imkerverein Hemer betreibt den Imkerpavillon der Gartenschau als Lehrbienenstand weiter und macht gute Öffentlichkeitsarbeit.
Mit allen Sinnen nähert man sich hier den Bienen. Wer hat schon mal eine Bienenzunge gespürt? Ein Erlebnis für unsere Mädchen. Sie hielten ihre mit Honig bestrichenen Fingerkuppen an ein feines Gitter einer Schaubeute und die Bienen nahmen den Honig mit ihren Zungen ab. Herrlich, die überraschten Gesichter zu sehen.
Bienen am Telefon
Eine gute Idee, die ich bestimmt nachbauen werde, ist das Bienentelefon. Am Ende eines etwa 70 cm langen Schlauches ist ein Plastikbecher angeklebt, den man sich ans Ohr hält. Das andere Ende des Schlauches hält man ans Flugloch. Das Bienengesumme klingt richtig laut. Wer längere Zeit lauscht, kann Unterschiede feststellen, z.B. wenn gerade viel Betrieb am Flugloch herrscht.
Wer wollte, konnte sich an diesem Tag die Wachsverarbeitung "Vom Altwachs zur Kerze" anschauen und beim Wachsschmelzen und Kerzendrehen helfen.
An Sonntagen bei schönem Wetter sei immer etwas los, informierte uns einer der Imker. Wer es genauer wissen will, kann sich auf der Seite des Imkervereins Hemer oder des Sauerlandparks nach Veranstaltungen umsehen.
Uns hat der Ausflug bei herrlichem Wetter mit Picknick und Füßebaden im Himmelsspiegel super gut gefallen. Als Erinnerung haben wir natürlich ein Glas Honig gekauft und unsere Familie ist sich einig, die Sommerblüte von Berufsimker Georg Jedrasik ist unvergleichlich gut.