Exkursionen & Lehrgänge

Mit dem Schätzrahmen wird zuerst das Futter auf der einen Wabenseite, danach auf der anderen Wabenseite abgeschätzt.
pp von Pia Aumeier: Der Futtervorrat lässt sich gut mit so einem Schätzrahmen bestimmen. Dazu ein Rähmchen mit vier Gummibändern in acht Felder einteilen. Dann wird zuerst das Futter auf der einen Wabenseite, danach auf der anderen Wabenseite geschätzt.

Schon viel habe ich über Dr. Pia Aumeier gehört und sie jetzt endlich einmal live erlebt. Die temperamentvolle Bienen-Forscherin von der Ruhr-Universität Bochum (Verhaltensbiologie und Didaktik der Biologie), war vergangene Woche beim Imkerverein Recklinghausen zu Gast. Das Thema: „Völker gesund, stark mit ausreichend Futter und jungen Königinnen einwintern“.
Angereist mit eigenen Bienen und viel Material brachte sie eine Menge Infos ans Publikum, räumte mit falschen Imkerweisheiten auf und verriet neueste Ergebnisse aus der Forschung.

Schätzrahmen fürs Futter
Für mich war besonders die Schätzung des Futtervorrats interessant. Statt die Beuten mit einer Kofferwaage zu wiegen oder das Gewicht durch Anheben der Beute zu schätzen, griff Pia Aumeier zum Schätzrahmen, der eine recht genaue Feststellung des Futtervorrats ermöglicht.
Dafür wird ein normales Rähmchen durch drei Gummibänder in acht Felder geteilt und nacheinander auf beide Seiten der gezogenen Wabe gehalten. Nun kann man zählen und notieren, wie viele Felder mit Futter gefüllt sind.

12 kg Winterfutter für einen Ableger
Wenn man weiß, dass ein Feld im Deutsch-Normal-Maß-Rähmchen 100 g Futter enthält, kann man die Gesamtmenge des Futters errechnen. Ein Ableger braucht mindestens 12 kg, ein Wirtschaftsvolk 16 bis 20 kg Winterfutter.
Mein durch zweimaliges Schwärmen arg dezimiertes und durch das Bienenkistenvolk leicht erstarktes Volk schätze ich als Ableger ein. Denn es besitzt eine junge Königin und sitzt auf nur einer Zarge. Bei einzargigen Völkern ist die Fütterung etwas heikler als bei zweizargigen, da noch genügend Raum fürs Brutnest bleiben muss.

Ist schon klar, was ich in dieser Woche ansteht: Futterbestand abschätzen und eventuell noch einmal nachfüttern.

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Hohle Bambusstängel sind ein tolles Baumaterial für Wildbienenhotels.

Den Arm voller Bambus, der wegen einer Baustelle weichen muss! So ein Glück! Am Sonntag beschlossen wir, für eine Familienfreizeit einen Workshop zum Bau von Bienenhotels anzubieten. Drei Tage später entdeckte ich den Bambus, dessen Stängel gute Nisthilfen abgeben.
In dieser Woche scheint es sich alles um Wildbienen zu drehen. Habe einen Vortrag über Wildbienen gehört und wertvolle Tipps für den Bau von Nisthilfen erhalten. Über die Veranstaltung verfasste ich für die Halterner Zeitung den folgenden Bericht: ... weiterlesen

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Pollensammeln kann auch auch Balanceakt sein....

Endlich geht es los: Die Imkerschulung des Kreisimker-vereins Recklinghausen hat begonnen. Rund 30 Frauen und Männer trafen sich zum ersten Kennenlernen. Das Schöne an diesem Hobby ist, dass es Menschen quer durch alle Berufe und Altersgruppen ausüben. Der jüngste Interessent bei der Schulung ist erst 17.
Der älteste Imker, den ich kenne, ist schon 88 Jahre alt und mit den Bienen aufgewachsen. Da sammelt sich ein ungeheures Wissen an. Aber ausgelernt hat er nie: "Die Bienen überraschen einen immer wieder."

Lernen von anderen Imkern
Ich mag es, wenn die Imker aufgeschlossen sind. Viele geben ihr Wissen bereitwillig weiter. Das war vor einigen Jahrzehnten noch ganz anders, als jeder für sich wurschtelte und der Honigertrag wirtschaftlich eine viel größere Rolle spielte, als heute. Natürlich gibt es unter den Imkern auch Besserwisser, die glauben, die Weisheit für sich gepachtet zu haben und kein anderes System neben dem ihrigen gelten lassen. Gerade die Vielfalt an Beuten und Arbeitsweisen verwirrten mich zu Anfang sehr. Dazu heißt es häufig: "Probiere aus, was für Dich am besten geht." Weil ich mit der Bienenkiste nun schon meine Erfahrungen gemacht habe - positive wie negative - möchte ich mein nächstes Volk in einer anderen Beute halten.

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Alles goldgelb: Krokus, Pollen, Biene und bald auch der Honig.

13 gute Gründe fürs Imkern
In der Imkerschulung war die Vor- stellungsrunde besonders spannend . Die Teilnehmer erzählten, wie ihr Interesse für Bienen geweckt wurde und warum sie imkern möchten:
• Die Liebe zum Honig.
• Ein Lehrer bietet eine Bienen-AG für die Schüler an.
• Weil im Garten einfach noch Platz ist.
• Der imkernde Nachbar hat mit seiner Faszination für Bienen angesteckt.
• Eine Lehrerin möchte den Schulgarten mit Bienen beleben.
• Ein Teilnehmer ist ein großer Hummel-Freund. Da man die aber nicht halten kann, weicht er auf Bienen aus.
• Kindheitserinnerungen an die Bienenhaltung des Opas.
• Einen Schwarm im eigenen Garten gefunden.
• Die Suche nach einem perfekten Ausgleich zum Job.
• Weil Bienen so faszinierende Tiere sind.
• Die Imkerei könnte ein Hobby für den Ruhestand sein.
• Ein Mitarbeiter einer Biologischen Station möchte sich auf die Pflege der dort gehaltenen Bienenvölker vorbereiten.
• Der Kursleiter betont, dass die Imkerei eines der wenigen Hobbys ist, das sich selbst trägt und nach einigen Jahren sogar Geld einbringt....
Wohl alle Teilnehmer spüren eine große Naturverbundenheit und den Wunsch nach einer sinnvollen und spannenden Freizeitbeschäftigung. Als Biene würde mir allerdings schwindelig werden....

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Als die Folie noch die Zarge bedeckte, legte meine Tochter ihre Hand darauf: "Oh, die wibbeln herum!" Tatsächlich kann man die Bewegungen spüren, mit denen die Bienen auf den Waben kommunizieren.

Wenn ich nach einem dreiviertel Jahr mit meinem Bienenvolk ein kurzes Resümee ziehe, kann ich vielen Argumenten nur zustimmen, habe schon vieles an Bienen und in der Natur entdeckt, was mich fasziniert.
Mit meiner jüngsten Tochter besuche ich außerdem noch einen Familienimkerkurs in der Wildniswerkstatt in Münster. Dort lassen sich 20 Kinder und Erwachsene in die Geheimnisse der Bienenhaltung einführen.

Ein Blick aufs Bienenvolk
"Mama, die Bienen fliegen!" Nach der Winterpause freut sich die ganze Familie, wenn die Bienen aus der Bienenkiste in die Höhe zischen. Der Blick aufs Volk zeigt, dass sie bei den warmen Temperaturen der vergangenen Tage (zwischen 15 und 20°C) eifrig fliegen und mit gut gefüllten Pollenhöschen heimkehren. Super!

Ein ganzes Wochenende für die Bienen: In Münster fand der Apisticus-Tag in Münster statt. Der zweitägige Kongress bietet Imkern und Bienenfreunden ein großes Vortrags- und Seminarprogramm, einen Imkermarkt und eine Schlemmermeile. Ich habe mich am Samstag umgesehen und am Sonntag  für eine landwirtschaftliche Fachzeitschrift einen Bericht darüber geschrieben:

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Die Imkermesse bot Alt und Jung viele Gelegenheiten zum Fachsimpeln.

Honig im Fokus
Der 23. Apisticus-Tag in Münster war ganz dem Thema „Honig: natürlich – wertvoll – lecker“ gewidmet.
Traditionell findet Anfang Februar der „Apisticus-Tag“ in Münster statt. Dabei handelt es sich um eine zweitägige Veranstaltung für Imker und Bieneninteressierte. Stellvertretend für Kammerpräsident Johannes Frizen eröffnete Friedhelm Adam, Leiter des Fachbereichs Tierproduktion, am Samstag den 23. Apisticus-Tag in der Speicherstadt in Münster. Er gab einen Überblick über das vielseitige Programm der Veranstaltung. 14 Vorträge, Workshops oder Seminare, bestritten durch Fachleute aus ganz Deutschland, beleuchteten viele Aspekte des Themas Honig - von der Qualitätssicherung bis zur Vermarktung.

Zahl der Imker steigt
Dass die Bienenhaltung derzeit einen Boom erlebt, belegte Dr. Thomas Klüner, Vorsitzender des Landesverbandes Westfälischer und Lippischer Imker, mit Zahlen: „Wir haben in diesem Jahr 750 Neuimker aufgenommen und zählen nun über 6900 Mitglieder. Dieses ist der höchste Stand seit den 1970er Jahren.“ Frauen stellen mittlerweile einen aktiven Teil der Imkerschaft und tragen das Thema auch in die Schulen.

Zertifizierung wird kommen

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Über Stunden herrschte dichtes Gedränge in den Gängen des Marktes und der Probiermeile „Via Miele“.

Ein Thema, das für Imker zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Auditierung und Zertifizierung von Imkereien, die Honig und andere Bienenprodukte gewinnen und in Verkehr bringen. Dr. Werner Mühlen, Leiter des Referats Bienenkunde an der Landwirtschaftskammer NRW warb für die Zertifizierung: „Der Lebensmitteleinzelhandel verlangt von seinen Lieferanten den Nachweis eines Qualitätssicherungskonzeptes. Das wird auch auf die Imker zukommen. Bevor uns andere vorschreiben, was wir zu tun haben, machen wir es lieber selbst. Wir haben extrem gute und praktikable Kriterien entwickelt, die zertifizierten Imkern einen Wettbewerbsvorteil bescheren werden“, ist sich Dr. Werner Mühlen sicher. Seine Kollegin Marlene Backer-Struß und Peter Leuer vom Landesverband der Imker vermittelten in ihren Vorträgen Details über Zertifizierung und Qualitätsmanagement. Ein Leitfaden „QM Honig und Imkerei“ wurde bereits erstellt. Die Zertifizierung steht allen Imkern, auch Hobbyimkern, offen und erfolgt auf freiwilliger Basis. Mit ihrem Engagement in diesem Bereich sind die Westfalen übrigens deutschlandweit führend.

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Dr. Klaus Wallner lobte die Imker für ihren verantwortungsvollen Umgang mit Wirkstoffen.

Rückstände in Honig und Wachs vermeiden
Auf großes Interesse seitens der Besucher stieß der Vortrag über Rückstände in Honig und Wachs. Dr. Klaus Wallner von der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim und Apisticus-Preisträger des Vorjahres referierte über die aktuelle Situation. „Mein Ziel ist es, Honig und Bienenwachs frei von Rückständen zu haben“, formulierte Wallner die Motivation für seine wissenschaftlichen Bemühungen.
Honig gelte als Inbegriff für saubere Lebensmittel, aber Diskussionen um Rückstände aus imkerlicher Arbeit, Umwelt und Landwirtschaft könnten sich negativ auf den Honigkonsum auswirken. Deshalb sei eine Produktion ohne messbare Rückstände der einzig gangbare Weg, so Wallner. 2700 Honig- und 500 Wachsanalysen, die in Hohenheim durchgeführt werden, zeigen, dass Honig- und Wachsqualität eng miteinander verknüpft sind.
In der Vergangenheit haben sich in der Imkerei viele zugelassene (!) Präparate im Nachhinein als schädlich erwiesen. Der Einsatz von Perizin und CheckMite erreiche beispielsweisehohe Rückstandswerte, die erst nach Jahren nicht mehr nachweisbar seien. Seit 1988 nimmt der Einsatz von Chemie in der Imkerei deutlich ab. „Heute bevorzugen die Imker unproblematische Wirkstoffe und fein abgestimmte Bekämpfungskonzepte. Imker sind hochsensibel“, lobte Dr. Klaus Wallner.

Bienenschutz durch verbesserte Landtechnik
Der Wissenschaftler ist am interdisziplinären Forschungsprojekt „FITBEE“ beteiligt, das gesunde und vitale Bienenvölker zum Ziel hat. Wallner untersucht dabei den Pflanzenschutzmitteleintrag ins Bienenvolk und entwickelt agrartechnische Maßnahmen zur Vermeidung dieses Prozesses. Anschaulich schilderte er den positiven Effekt seitlich abgehängter, beweglicher Spritzdüsen zur Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln im Raps, die im Projektverlauf konstruiert wurden. Im Vergleich zu einer Überkopfspritzung, die eine hohe Kontamination der Bienen beim Besuch der Blüten zur Folge hat, ist die Benetzung der grünen Pflanzenteil unterhalb der Blüten sehr viel weniger problematisch. Zudem driftet nur wenig Pflanzenschutzmittel ab und es entstehen keine Schäden im Rapsschlag durch die veränderte Technik.

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Frauke Maria Schönig gab ernährungswissenschaftliche Tipps für das Kundengespräch.

Honig dient der Gesundheit
Großen Raum nahm auch die gesundheitliche Wirkung von Honig ein. Joachim Polik, Heilpraktiker aus Bayerbach stellte die Wunderwaffe Honig bei vielen Erkrankungen und Verletzungen vor.
Claudia Perle, Heilpraktikerin aus Alstätten, Schweiz, referierte über Apitherapie und Ohrkerzenbehandlung.
Ernährungsexpertin Frauke Maria Schönig aus Kirchhain gab den Imkern Argumente aus der Ernährungswissenschaft für ihre Gespräche mit Kunden mit auf den Weg. Den rund 2500 erwarteten Besuchern bot sich darüber hinaus auf 1200 m² eine vielseitige Imkermesse mit 79 Ausstellern und der Schlemmermeile „Via Miele“.
Gerburgis Sommer

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Gärtner- und Imkermeister Bernhard Jaesch ist Apisticus des Jahres.

Apisticus des Jahres 2014
„Er ist in jedem Garten gefürchtet, denn er ist ein Jäger und Sammler von Samen und Früchten, die er für seine Sammlung ergattert“, mit einem Augenzwinkern stellte Friedhelm Adam den Apisticus des Jahres vor: Bernhard Jaesch aus Springe-Benningsen in Niedersachsen. Der 66jährige ist gestandener Gartenbautechniker, Gartenbaumeister und Imkermeister, als solcher befasst er sich seit Jahrzehnten intensiv mit dem Thema Bienenweide.
In seiner Gärtnerei zieht er unzählige für Bienen interessante Pflanzen, Kräuter, Stauden oder Bäume, die man in den modernen Gartenbauzentren nicht findet. Bernhard Jaesch ist es zu verdanken, dass der Bienenbaum „Euodia hupehensis“ in vielen Gärten und Parkanlagen wächst. Er blüht in den trachtarmen Monaten August und September und bietet den Bienen reichlich Nektar.
Sein immenses Wissen über Bienenweidepflanzen verbreitet Bernhard Jaesch in Beratungen, als gefragter Schulungsredner im Landesverband Hannoverscher Imker und darüber hinaus in vielen Vorträgen bei bienenkundlichen Veranstaltungen. In seiner Dankesrede warnte der Pflanzenfachmann, dass es Bestrebungen gebe, eingewanderte – für Bienen wichtige - Pflanzen zurückzudrängen. Sein Appell: „Wir Imker müssen darauf drängen, dass Trachtpflanzen mit Migrationshintergrund erforscht werden, damit wir wissen, wie viele Tiere von diesen Pflanzen leben.“

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Bienen „schwitzen“ Wachs aus, das sie zu perfekten Sechseckwaben formen. Wir können daraus Mittelwände, Kerzen, Salben, Leder- und Autopflegemittel herstellen.

Was machen Bienen und Imker im Winter? Die einen halten Ruhe um die kalte Jahreszeit zu überstehen und die Imker besuchen beispielsweise einen Lehrgang zur Wachsverarbeitung.

Schon nach dem Einfangen unseres Bienenschwarms staunten wir über den Bautrieb der Bienen. Noch in der Schwarmkiste hatte das Volk über Nacht zwei handtellergroße, strahlend weiße Waben gebaut. Doch wie produzieren die Bienen das Wachs? Und was machen Imker daraus? Um diese Fragen ging es beim Seminar „Bienenwachs Gewinnung und Verarbeitung“ des Instituts für Bienenkunde der Landwirtschaftskammer in Münster.

Knapp 20 Teilnehmer und Teilnehmerinnen vom Neuling bis zum Kenner mit 16 Jahren Imkererfahrung interessierten sich für das Thema. Referatsleiter Dr. Werner Mühlen beschrieb zunächst die Zusammensetzung des Wachses aus über 300 Bestandteilen – einzigartig und nicht zu kopieren: „Das Wachs ist ein Stoffwechselprodukt, das aus den Wachsdrüsen am Bauch der Biene ausgeschieden wird. Diese Drüsen sind nur im Lebensabschnitt als Baubiene zwischen dem 12. und 18. Lebenstag aktiv.“ Dann scheidet die Biene flüssiges Wachssekret aus, das an der Luft zu kleinen weißen Wachsplättchen erstarrt. Erst durch Zufügen von eiweißhaltigem Speichel wird es formbar und erhält seine goldene Farbe.

Bienen müssen ihren Bautrieb ausleben können, deshalb sollten Imker immer genügend Platz anbieten, auch wenn es Honig kostet. Man sagt, dass Bienen für die Produktion von 1 kg Wachs etwa 3 kg Zucker verbrauchen. Ein Bienenvolk produziert durch den Ausbau von Mittelwänden und Baurahmen sowie Entdecklungswachs rund 930 g Wachs pro Jahr.

Offener Wachskreislauf

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Der Vergleich einer frischen und einer mehrjährig gebrauchten Wabe zeigt eindrucksvoll den Unterschied der Verschmutzung.

Leider konserviert Bienenwachs Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und Varroaziden. Bei der regelmäßigen Umarbeitung des Wachses zu Mittelwänden werden diese nicht abgebaut, sondern reichern sich mit der Zeit sogar an. Bienen bauen die Wände zu Waben aus, die wiederum zu Mittelwänden verarbeitet werden. Wichtig ist, diesen geschlossenen Wachskreislauf zu durchbrechen, um die Schadstoffbelastung zu senken. „Entnehmen Sie deshalb 20 bis 30 Prozent des Wachses und verarbeiten Sie es zu Kerzen“, riet Mühlen. Innerhalb von zwei bis drei Jahren sollten alle Waben erneuert sein, dazu eigenes Wachs oder als rückstandfrei gekennzeichnetes Wachs verwenden. Als positive Nebeneffekte des Offenen Wachskreislaufs zählte der Fachmann die Gesundheitsvorsorge für das Volk, die Erhöhung von Honigleistung und Qualität und die schwarmtrieblenkende Wirkung auf. Übrigens werden die Waben im mehrjährigen Gebrauch durch die Schmutzansammlungen immer enger. Und da der Wabendurchmesser auch die Größe der daraus schlüpfenden Biene bestimmt, werden diese auch immer kleiner.

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Wachs- und Raumtemperatur sowie Arbeitsweise müssen stimmen, wenn heißes Wachs in Gussform für Mittelwände gegeben wird.

Für den Praxisteil zu den Themen Wachsschmelzen, Gießen von Mittelwänden und Herstellung von Bienenwachskerzen ging es in die herrlich nach Wachs duftende Imkerei. Imkermeister Harald Kretzschmar warnte die Teilnehmer zunächst vor Verbrennungen durch und Selbstentzündung von Wachs. Dann demonstrierte er den Einsatz eines Dampfwachsschmelzers, der wie ein großer Entsafter arbeitet und ganze Waben schmilzt. Das selbstgebaute Modell besteht aus zwei Zargen, Eimer, einem Trichter und Absperrgitter, Fliegengaze und einem Deckel. Ein Dampfboy aus dem Baumarkt (ca. 40 €) sorgt für die nötige Hitze. Das gewonnene Wachs wird durch Klären mit Wasser und Filtern gereinigt. Während des Abkühlens sinken Verunreinigungen auf den Boden des Eimers, die später vom festen Wachsblock abgekratzt werden.

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Mit Hilfe einer Schablone und eines Cuttermesser wird aus dieser Platte eine Mittelwand zugeschnitten.

Wie wichtig die richtige Verarbeitungstemperatur ist, bemerkten einige Teilnehmer beim Gießen von Mittelwänden. Das Wachs war weniger als 72 °C heiß. Da konnte die Gussform noch so sorgfältig gefüllt werden – beim Auslösen der Wände brachen sie. Der Kauf einer Mittelwandgussform schlägt mit 400 bis 600 € zu Buche. Die Investition lohnt sich dann, wenn man seine Mittelwände konsequent selbst herstellt oder sich mit Imkern zusammenschließt.

Einen Rat gab Harald Kretzschmar den Teilnehmern abschließend auf den Weg: „Verkauft Euren Honig und Eure Kerzen nicht zu billig, denn das schadet den hauptberuflichen Imkern, die davon leben müssen.“

Kerzen aus Bienenwachs

Für die Kerzenherstellung ist selbstgewonnenes Wachs meist nicht sauber genug, was eine dunklere Farbe und knisternden Brand hervorruft. Das Institut für Bienenkunde greift deshalb auf zugekaufte Wachspastillen zurück. Eine Bienenwachskerze sollte man niemals ausblasen, sondern den Docht ins flüssige Wachs tauchen und wieder aufrichten. Bei Bedarf kürzt man den Docht auf 10 bis 15 mm – ist der Docht zu lang, rußt die Kerze, ist er zu kurz, brennt die Kerze mit zu kleiner Flamme.

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Die Silikonformen für den Kerzenguss werden mit Gummiringen zusammen gehalten und mit Dochten bestückt.
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Innerhalb weniger Stunden ist das Wachs fest und die Kerzen werden aus der Form gelöst.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieser Artikel ist unter dem Titel "Familie Sommer und die Bienen", Teil 5, in Folge 47/13 des Landwirtschaftlichen Wochenblattes Westfalen-Lippe erschienen.

Der erste Kontakt zu den Imkervereinen in der Nähe ist auch schon gelungen. An einem lauen Sommerabend trafen sich der Imkerverein Sickingmühle-Marl und der Imkerfachverein Haltern in der Westruper Heide. Ich wunderte mich, wer sich alles für Bienen interessiert – von der Punkerin bis zum eleganten älteren Paar ist alles vertreten –  und allesamt sehr nette und hilfsbereite Leute!

Landschaftsökologin Heike Kalfhues hob während einer Führung durch die Heide die Besonderheiten dieser Natur- und Kulturlandschaft hervor, die im Münsterland einzigartig ist. An seinem Bienenstand berichtete Imker Udo Pfingst über seine Heide-Imkerei, die wegen der späten Heideblüte besondere Bedingungen an die Bienen und ihren Imker stellt. Anschließendes Fachsimpeln war natürlich ganz wichtig.

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