Apisticus-Tag in Münster

Ein ganzes Wochenende für die Bienen: In Münster fand der Apisticus-Tag in Münster statt. Der zweitägige Kongress bietet Imkern und Bienenfreunden ein großes Vortrags- und Seminarprogramm, einen Imkermarkt und eine Schlemmermeile. Ich habe mich am Samstag umgesehen und am Sonntag  für eine landwirtschaftliche Fachzeitschrift einen Bericht darüber geschrieben:

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Die Imkermesse bot Alt und Jung viele Gelegenheiten zum Fachsimpeln.

Honig im Fokus
Der 23. Apisticus-Tag in Münster war ganz dem Thema „Honig: natürlich – wertvoll – lecker“ gewidmet.
Traditionell findet Anfang Februar der „Apisticus-Tag“ in Münster statt. Dabei handelt es sich um eine zweitägige Veranstaltung für Imker und Bieneninteressierte. Stellvertretend für Kammerpräsident Johannes Frizen eröffnete Friedhelm Adam, Leiter des Fachbereichs Tierproduktion, am Samstag den 23. Apisticus-Tag in der Speicherstadt in Münster. Er gab einen Überblick über das vielseitige Programm der Veranstaltung. 14 Vorträge, Workshops oder Seminare, bestritten durch Fachleute aus ganz Deutschland, beleuchteten viele Aspekte des Themas Honig - von der Qualitätssicherung bis zur Vermarktung.

Zahl der Imker steigt
Dass die Bienenhaltung derzeit einen Boom erlebt, belegte Dr. Thomas Klüner, Vorsitzender des Landesverbandes Westfälischer und Lippischer Imker, mit Zahlen: „Wir haben in diesem Jahr 750 Neuimker aufgenommen und zählen nun über 6900 Mitglieder. Dieses ist der höchste Stand seit den 1970er Jahren.“ Frauen stellen mittlerweile einen aktiven Teil der Imkerschaft und tragen das Thema auch in die Schulen.

Zertifizierung wird kommen

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Über Stunden herrschte dichtes Gedränge in den Gängen des Marktes und der Probiermeile „Via Miele“.

Ein Thema, das für Imker zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Auditierung und Zertifizierung von Imkereien, die Honig und andere Bienenprodukte gewinnen und in Verkehr bringen. Dr. Werner Mühlen, Leiter des Referats Bienenkunde an der Landwirtschaftskammer NRW warb für die Zertifizierung: „Der Lebensmitteleinzelhandel verlangt von seinen Lieferanten den Nachweis eines Qualitätssicherungskonzeptes. Das wird auch auf die Imker zukommen. Bevor uns andere vorschreiben, was wir zu tun haben, machen wir es lieber selbst. Wir haben extrem gute und praktikable Kriterien entwickelt, die zertifizierten Imkern einen Wettbewerbsvorteil bescheren werden“, ist sich Dr. Werner Mühlen sicher. Seine Kollegin Marlene Backer-Struß und Peter Leuer vom Landesverband der Imker vermittelten in ihren Vorträgen Details über Zertifizierung und Qualitätsmanagement. Ein Leitfaden „QM Honig und Imkerei“ wurde bereits erstellt. Die Zertifizierung steht allen Imkern, auch Hobbyimkern, offen und erfolgt auf freiwilliger Basis. Mit ihrem Engagement in diesem Bereich sind die Westfalen übrigens deutschlandweit führend.

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Dr. Klaus Wallner lobte die Imker für ihren verantwortungsvollen Umgang mit Wirkstoffen.

Rückstände in Honig und Wachs vermeiden
Auf großes Interesse seitens der Besucher stieß der Vortrag über Rückstände in Honig und Wachs. Dr. Klaus Wallner von der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim und Apisticus-Preisträger des Vorjahres referierte über die aktuelle Situation. „Mein Ziel ist es, Honig und Bienenwachs frei von Rückständen zu haben“, formulierte Wallner die Motivation für seine wissenschaftlichen Bemühungen.
Honig gelte als Inbegriff für saubere Lebensmittel, aber Diskussionen um Rückstände aus imkerlicher Arbeit, Umwelt und Landwirtschaft könnten sich negativ auf den Honigkonsum auswirken. Deshalb sei eine Produktion ohne messbare Rückstände der einzig gangbare Weg, so Wallner. 2700 Honig- und 500 Wachsanalysen, die in Hohenheim durchgeführt werden, zeigen, dass Honig- und Wachsqualität eng miteinander verknüpft sind.
In der Vergangenheit haben sich in der Imkerei viele zugelassene (!) Präparate im Nachhinein als schädlich erwiesen. Der Einsatz von Perizin und CheckMite erreiche beispielsweisehohe Rückstandswerte, die erst nach Jahren nicht mehr nachweisbar seien. Seit 1988 nimmt der Einsatz von Chemie in der Imkerei deutlich ab. „Heute bevorzugen die Imker unproblematische Wirkstoffe und fein abgestimmte Bekämpfungskonzepte. Imker sind hochsensibel“, lobte Dr. Klaus Wallner.

Bienenschutz durch verbesserte Landtechnik
Der Wissenschaftler ist am interdisziplinären Forschungsprojekt „FITBEE“ beteiligt, das gesunde und vitale Bienenvölker zum Ziel hat. Wallner untersucht dabei den Pflanzenschutzmitteleintrag ins Bienenvolk und entwickelt agrartechnische Maßnahmen zur Vermeidung dieses Prozesses. Anschaulich schilderte er den positiven Effekt seitlich abgehängter, beweglicher Spritzdüsen zur Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln im Raps, die im Projektverlauf konstruiert wurden. Im Vergleich zu einer Überkopfspritzung, die eine hohe Kontamination der Bienen beim Besuch der Blüten zur Folge hat, ist die Benetzung der grünen Pflanzenteil unterhalb der Blüten sehr viel weniger problematisch. Zudem driftet nur wenig Pflanzenschutzmittel ab und es entstehen keine Schäden im Rapsschlag durch die veränderte Technik.

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Frauke Maria Schönig gab ernährungswissenschaftliche Tipps für das Kundengespräch.

Honig dient der Gesundheit
Großen Raum nahm auch die gesundheitliche Wirkung von Honig ein. Joachim Polik, Heilpraktiker aus Bayerbach stellte die Wunderwaffe Honig bei vielen Erkrankungen und Verletzungen vor.
Claudia Perle, Heilpraktikerin aus Alstätten, Schweiz, referierte über Apitherapie und Ohrkerzenbehandlung.
Ernährungsexpertin Frauke Maria Schönig aus Kirchhain gab den Imkern Argumente aus der Ernährungswissenschaft für ihre Gespräche mit Kunden mit auf den Weg. Den rund 2500 erwarteten Besuchern bot sich darüber hinaus auf 1200 m² eine vielseitige Imkermesse mit 79 Ausstellern und der Schlemmermeile „Via Miele“.
Gerburgis Sommer

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Gärtner- und Imkermeister Bernhard Jaesch ist Apisticus des Jahres.

Apisticus des Jahres 2014
„Er ist in jedem Garten gefürchtet, denn er ist ein Jäger und Sammler von Samen und Früchten, die er für seine Sammlung ergattert“, mit einem Augenzwinkern stellte Friedhelm Adam den Apisticus des Jahres vor: Bernhard Jaesch aus Springe-Benningsen in Niedersachsen. Der 66jährige ist gestandener Gartenbautechniker, Gartenbaumeister und Imkermeister, als solcher befasst er sich seit Jahrzehnten intensiv mit dem Thema Bienenweide.
In seiner Gärtnerei zieht er unzählige für Bienen interessante Pflanzen, Kräuter, Stauden oder Bäume, die man in den modernen Gartenbauzentren nicht findet. Bernhard Jaesch ist es zu verdanken, dass der Bienenbaum „Euodia hupehensis“ in vielen Gärten und Parkanlagen wächst. Er blüht in den trachtarmen Monaten August und September und bietet den Bienen reichlich Nektar.
Sein immenses Wissen über Bienenweidepflanzen verbreitet Bernhard Jaesch in Beratungen, als gefragter Schulungsredner im Landesverband Hannoverscher Imker und darüber hinaus in vielen Vorträgen bei bienenkundlichen Veranstaltungen. In seiner Dankesrede warnte der Pflanzenfachmann, dass es Bestrebungen gebe, eingewanderte – für Bienen wichtige - Pflanzen zurückzudrängen. Sein Appell: „Wir Imker müssen darauf drängen, dass Trachtpflanzen mit Migrationshintergrund erforscht werden, damit wir wissen, wie viele Tiere von diesen Pflanzen leben.“

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