Kaum habe ich mich von dem abenteuerlichen Schwarmfang vor gut einer Woche erholt, kam gestern Nachmittag der Anruf von Freunden: "Wir haben da Bienen im Garten...!" Meine Bienen sind es diesmal nicht. Aber das Procedere ist gleich: Wieder die Maschinerie in Gang gesetzt und meine Imkerpatinnen informiert. Doch die beiden können sich zeitlich nicht kümmern, aber eine Patin bringt die Fangkiste und gibt gute Ratschläge.
Beim Anblick des stattlichen Schwarms in der Zypresse freue ich mich: Er sitzt in bequemer Arbeitshöhe. Das ist aber schon alles, denn wie sich zeigen wird, macht eine Zypressenhecke mit ihren vielen kleinen Zweigen das Abschlagen eines Schwarms fast unmöglich.
Mit Wasser aus der Blumenspritze feuchten wir die Schwarmtraube an, damit die Bienen nicht so stark auffliegen. Dann schüttele und sammle ich sie so gut es geht mit den Händen in die Fangkiste.
Nun wird es spannend: Haben wir die Königin erwischt? Recht bald sterzeln die ersten Bienen am Flugloch. Und doch dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis die Bienen endlich sichtbar in die Fangkiste einziehen.
Der Schwarm erweist sich jedoch größer als vermutet, denn die Bienen haben sich gut in den Zypressen verteilt. Unsere Freunde geben Grünes Licht und erlauben, eine Zypresse zu kappen, um die Bienen abschlagen zu können. Das Ergebnis ist erstaunlich: Der Haufen Bienen liegt auf dem Rasen und bewegt sich plötzlich in zwei Richtungen. Viele Bienen ziehen zur Kiste, die Mehrheit rollt aber wie ein Wasserschwall durch das Blumenbeet zurück Richtung Zypresse.
Meine Imkerpatin, die wir an diesem Abend dauernd anrufen, erklärt es damit, dass möglicherweise zwei Königinnen geschwärmt sind - zum Beispiel zwei Jungköniginnen in einem Nachschwarm. Vielleicht lässt sich deshalb ein Teil der Bienen partout nicht einfangen. Als ich die gut gefüllte Schwarmkiste gegen 22.30 Uhr abhole, haben sich diese Bienen als Traube am Zaunpfahl niedergelassen - das Foto zeigt nur einen Ausschnitt.
Die Nacht verbringen die Bienen in unserem Keller - (siehe mein erster Blogeintrag "Mein Schwarm ist da" vom Juli 2013). In ihrer Kellerhaft hatten sie hoffentlich mehr Ruhe als ich. Der Schwarmfang war wieder so aufregend, dass ich lange nicht einschlafen konnte.
Ein Imker, den meine Imkerpatin vermittelt hat, holte den Schwarm heute früh ab. Und ich versuchte mit einer weiteren Kiste, den zweiten Schwarm einzufangen. Abends saßen jedenfalls keine Bienen mehr am Zaunpfahl, aber in der Kiste befanden sich auch nicht so viele, wie ich vermutet habe. War es also doch nur ein Schwarm? Oder ist die zweite Königin gestorben? Keine Ahnung - Bienen behalten viele ihrer Geheimnisse für sich....
Besonders gefreut hat mich, dass mein "Netzwerkadministrator" mit seiner Familie den Schwarmfang erlebt hat. Durch die Beschäftigung mit dem Bienenblog haben die vier ihre Scheu oder gar Angst vor den Bienen verloren und halfen tatkräftig mit (und schossen auch die meisten Bilder; Fotos: Schiffer). Applaus!