Drei Tage nach dem Aufsprühen der Milchsäure habe ich nochmals die Varroa-Windel gezogen und gezählt. Zur Erinnerung, nach einem Tag lagen schon 96 Milben auf dem Papier, das aber zu einem Drittel aus der Beute heraus hing. Ich kann also davon ausgehen, dass nochmals etwa 30 Milben abgestürzt sind. Plus 30 weitere Milben, die ich am dritten Tag gezählt habe, sind also ca. 160 Milben gefallen.
Mein Eindruck ist, die meisten Milben sterben innerhalb des ersten Tages nach der Behandlung. Ich bin nun jedenfalls viel ruhiger. Eigentlich soll man nach einigen Tagen die Behandlung wiederholen. Wenn es aber so kalt ist, wie heute, ist es für die Bienen sehr unangenehm. Da brauchen sie lange, bis sie sich wieder auf die richtige Temperature gebracht haben.
Werde den Milbenbefall weiter beobachten und dann entscheiden, ob die Winterbehandlung mit Oxalsäure noch nötig ist.
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Franzosenkraut und Jakobskreuzkraut
Um es vorweg zu nehmen: Die Milchsäurebehandlung schlägt an. Als ich kaum 24 Stunden nach der Behandlung zufällig am Bienenstand vorbei kam, sah ich, wie das Papier aus der Varroawindel zu einem Drittel herausschaute (obwohl ich es mit einem Holzstückchen beschwert hatte). Auf den verbliebenen Zweidritteln zählte ich dann 96 Milben!
Heute war ich spontan bei der Versammlung des Imkerfachvereins Haltern eV., der Mitglieder und Interessierte zu einem Vortrag über die Amerikanische Faulbrut eingeladen hatte. Für mich ist das Thema "Wintervorrat", darüber berichte ich dann, wenn es über die Bienen nichts aktuelles mehr zu schreiben gibt.
Jakobskreuzkraut kann töten
Eigentlich wollte ich über das Jakobskreuzkraut schreiben. Das ist neu in unserer Straße. Oder ist es mir vorher nur nicht aufgefallen? Es wächst an den Baumscheiben am Straßenrand und auch in meiner Blumenwiese. Was soll ich sagen, so viel war es ja auch nicht. Ich habe wieder eine kleine Zupf- und Reißaktion eingelegt und das Unkraut allergrößtenteils entfernt.
Das Jakobskreuzkraut breitet sich seit einigen Jahren rasant aus. Zum Problem wird es, da es chronische Leberschäden hervorruft, wenn es an Kühe und Pferde verfüttert wird. Die gibt es in unserer Straße zwar nicht, aber was weg ist, ist weg. Frisch auf der Wiese warnt das Jakobskreuzkraut mit einem unangenehmen Geruch und bitteren Geschmack vor dem Gefressenwerden. In konserviertem Zustand wie Heu und Silage verlieren sich diese Warnstoffe.
Diskutiert wird, ob die Giftstoffe auch in den Honig gelangen können. Dazu eine Stellungnahme von Werner von der Ohe vom Bieneninstitut in Celle (die allerdings schon 6 Jahre alt ist) und Infos vom Arbeitskreis Kreuzkraut.
Franzosenkraut
Auch die Büschel des Franzosenkrautes habe ich gleich mit herausgezogen. Woher stammen eigentlich die Namen für diese Gewächse? Ist Franzosenkraut die echte botanische Bezeichnung oder nur ein landläufiger Name, (z.B. aus dem Deutsch-Französischen Krieg Ende des 19. Jahrhunderts?) den ich von meinem Vater kenne? Das musste ich doch gleich mal recherchieren.
Et voilà: Es heißt eigentlich "Kleinblütiges Knopfkraut", ist aber auch unter dem Namen Franzosenkraut bekannt. Zwei Deutungen gibt es für die Entstehung: Die Pflanze soll zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus den Botanischen Gärten in Berlin und Karlsruhe in die freie Natur gelangt sein und hat sich dort rasant vermehrt. Dies geschah zur Zeit der Napoleonischen Kriege. "Bennenungsmotiv wäre dann also die historische Zeit des ersten Auftretens", wie Friedhelm Sauerhoff in seinem Buch "Pflanzennamen im Vergleich: Studien zur Benennungstherorie und Etymologie" schreibt.
Zweite Erklärung: "... manchmal (wird) eine vermutete Überträgerfunktion für lästige Unkräuter durch ein benachbartes Volk in der Pflanzenbenennung ausgedrückt." Demnach hätten die französischen Invasionstruppen das Kraut eingeschleppt....
Beim Jakobskreuzkraut ist die Namensgebung einfacher zu deuten. Er bezieht sich auf den Blühtermin um den Namenstag des Apostels Jakob (Jakobi 25. Juli).
Die Qual der Behandlungswahl
Es hat sich wieder einmal bestätigt: Befrage drei Imker zu einem Problem und Du erhältst (mindestens) vier Lösungen. Was also tun mit dem von Milben "gerittenen" Volk? Der Milbenbefall bei Marlene nach zwei Tagen: 7 Stück (also 3,5/Tag). Das kommt mir angesichts der Menge an Milben auf den Bienen - siehe Video im letzten Post - sehr wenig vor. Die kritische Grenze bei einem zweizargigen Volk liegt bei 5/Tag (Einzarger 1/Tag). Vielleicht haben aber auch einige Ameisen, die auf der Windel krabbelten, Milben weggeschleppt. Mir ist das Ganze nicht geheuer und so habe ich mich bei Fachleuten und erfahrenen Imkern umgehört. Danke an alle!
Die Auswahl der vorgeschlagenen Methoden:
MAQS
- Optimal wäre MAQS. Die mit Ameisensäure präparierten Streifen funktionieren auch bei kühlem Wetter und "schlachten" nur selten die Königin. (Sind schwer zu bekommen - mein Imkerfachhandel hat sie nicht vorrätig - und recht teuer.)
Ameisensäure im Dispenser
- Zwei Liebig-Dispenser mit 85%iger Ameisensäure aufstellen. (Hierzulande ist nur 65%ige Ameisensäure zugelassen, in Österreich z.B. die 85%ige. Pia Aumeier ist beispielsweise von dieser Konzentration überzeugt und erzielt zuverlässt gute Ergebnisse; 65%ige Ameisensäure verdunstet bei diesen Temperaturen nicht mehr ausreichend).
Ameisensäure per Schwammtuch
- Mindestens zwei Stoßbehandlungen mit der Schwammtuchmethode mit 65 %iger Ameisensäure (verdunstet bei Temperaturen über 15 °C, die zwar für die nächsten paar Tage angekündigt sind, aber wahrscheinlich nicht mehr herrschen, wenn ich Teil II der Behandlung durchführen möchte).
Milchsäurebehandlung
- Die Bienen mit 15 %iger Milchsäure besprühen, und zwar je nach Bienenbesatz mit 5 bis 8 ml pro Wabe. Bei starkem Befall muss die Behandlung nach vier Tagen wiederholt werden. Kann bei Tagestemperaturen zwischen 12 und 5 °C eingesetzt werden. (Das ist die Behandlung meiner Wahl.)
Ganz ehrlich, die Hiobsbotschaft vom Montag hat mich schon sehr genervt - und bis ich endlich die Infos beisammenhatte, um mich entscheiden zu können. Und nochmals die Klamotten für die Behandlung rausholen (Schutzhandschuhe, Schutzbrille, Gummistiefel).... Wie schön wäre es ohne Varroamilben! Immerhin habe ich so wieder einiges recherchiert und gelernt.
Im Detail: Die Milchsäure wirkt nur auf die Milben, die auf den Bienen sitzen. Die Brut bekommt davon nichts mit - deshalb sollte das Volk möglichst brutfrei sein. Erstaunlicherweise ist meines fast so weit, obwohl vor einigen Tagen noch ein größeres Brutnest vorhanden war.
Die Milchsäure verätzt die Mundwerkzeuge der Milben, sodass sie sie verhungern. Durch einmalige Behandlung sollen etwa 80 % sterben, durch eine zweite etwa 90 %.
So wird´s gemacht
Milchsäure in einen Handsprüher einfüllen (etwa 100 bis 150 ml/Zarge würde ich benötigen, eingefüllt habe ich wegen des besseren Handlings 350 ml). Den Handsprüher in ein heißes Wasserbad legen und die Milchsäure auf diese Weise auf handwarme Temperatur erwärmen. In ein Tuch einschlagen und ab zum Bienenstand.
Dort zunächst eine Wabe entnommen und die anderen gelockert (die Bienen hatten die Waben zwischen den Zargen so fest miteinander verbaut, dass sich die Zarge nicht abnehmen ließ). Die Behandlung muss möglichst schnell ablaufen, damit das Volk nicht auskühlt. Zum Glück herrschten Temperaturen um 15 °C. Und dann los: Rähmchen entnommen, mit einer Hand gehalten und auf dem Deckel abgestützt und mit der anderen besprüht - nach Gefühl, sodass die Bienen benetzt, aber nicht klatschnass waren. "Geübt" habe ich dies ja schon im Sommer, um den Schwarm zu behandeln. Wer weiter lesen möchte, schaue beim Bayerischen Landesamt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau.
Verbraucht habe ich letztlich nur 170 ml, aber ich denke, das ist in Ordnung, denn es waren natürlich nicht alle Waben voll besetzt.
Das darf nicht wahr sein! Varroamilben!
Jetzt bin ich aber doch erschrocken. Gestern habe ich noch einmal nach den Völkern geschaut und bei Queen Marlene auch ein, zwei Waben gezogen, da ich für einen Bienenvortrag gerne noch ein Video drehen wollte. Und was sehe ich beim Anschauen am PC? Mindestens fünf Bienen schleppen je eine Varroamilbe mit sich herum! Oh je! Obwohl ich mir meine Bienen ja genau anschaue, habe ich so etwas noch nicht gesehen.
Varroamilben vermehren sich rasant
Vor genau drei Wochen habe ich die Königin mit Hofstaat ebenfalls gefilmt - und es ist keine Milbe zu sehen.
Nun hat Marlene noch immer ein großes Brutnest. Wenn dort die Milben ganze Arbeit geleistet und ihre Eier gelegt haben - gute Nacht! Augenscheinlich hat die Ameisensäurebehandlung nicht angeschlagen. Um das zu überprüfen habe ich direkt die Vaorrawindel eingeschoben. Drei Wochen nach Abschluss der Behandlung ist wieder mit natürlichem Totenfall der Milben zu rechnen, der nicht mehr von der Ameisensäure beeinflusst ist. Ich glaube, ich kontaktiere einmal unsere Bienensachverständige oder habt Ihr eine Idee, ob und was zu tun ist?
Danke für die Blumen!
"Für Dich. Für die Blumenwiese!" Mit diesen Worte überreichte mir meine Nachbarin Marion diesen wunderschönen Blumenstrauß. Ich war sprachlos!
Sie wohnt direkt an der Blumenwiese, kann vom Küchenfenster aus darauf schauen und hat sich in diesem Sommer über die Blütenpracht auf der Wiese gefreut.
Auch ihr Vater wirft immer einen Blick darauf, wenn er zu Besuch kommt. Als Mitglied des Natur- und Vogelschutzvereins Haltern, hat er ein besonderes Auge auf die Vögel. In letzter Zeit konnte er häufiger Schwärme von Distelfinken beobachten, die die Samenstände abräumen.
Ich hätte nie erwartet, dass der Anlage der Blumenwiese etwas derart Verbindendes entstehen würde. Über den Sommer - und besonders während des Unkrautzupfens - haben sich doch einige Gespräche mit Nachbarn und Spaziergängern ergeben und der "Kaffeeklatsch mit Honig" auf der Wiese war besonders schön.
Nochmals, herzlichen Dank, Marion!
Jetzt hätte ich es fast vergessen schon vor einer Woche brachte ein Nachbar einen Eimer voll herrlicher Roter Boskop-Äpfel vorbei - wie gemalt. Auch dafür vielen Dank!
Mäusegitter bei Sonnenschein anbringen
Die letzte Vorsorge für den Winter ist nun auch erledigt: Die Mäusegitter sind angebracht. Denn auch die kleinen Nager suchen eine warme Unterkunft für den Winter, frei nach Rilke "Wer jetzt kein Haus hat...":
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke, 21.9.1902, Paris
Wollen wir hoffen, dass der Winter nicht ganz so trostlos wird - wir haben ja Wachs aus dem man wunderbare Kerzen gießen kann, die dann für heimeliges Licht und Wärme sorgen.
Mäusegitter verengt das Flugloch
Aber zurück zu den Mäusegittern. Wann sollte man sie anbringen? An einem Tag mit gutem Flugwetter, denn sonst könnte eine bereits in die Beute eingezogene Maus eingeschlossen wird. Solange die Bienen noch aktiv sind, greifen sie die Maus wütend an und töten sie mit ihren Stichen (weshalb die stechenden Bienen dann selbst sterben). Befreundete Imker haben schon mumifizierte Mäuse gesehen, die ganz mit Propolis überzogen waren.
Keine Gegenwehr im Winter
Wenn die Bienen aber fest in der Wintertraube sitzen, wehren sie sich nicht mehr. Die Maus darf sich freuen, sie hat nicht nur eine komfortable Wohnung mit Heizung, sondern auch noch einen riesigen Futtervorrat.
Ich nutze Gitter mit einer Maschenweite von 6 mm und bringe sie so an, dass die Zinken nach unten hin offen sind. So fällt es den Bienen leichter, tote Bienen nach draußen zu schieben. Auf dem Video ist gut zu sehen, wie sich die Bienen durch das Gitter zappeln.
Mal sehen, wie intelligent sie sind, einige haben schon kapiert, dass sie unten einfach reinlaufen können....
Austausch im Verein
Gestern Abend war ich übrigens bei der Monatsversammlung unseres Imkervereins. Es war wieder sehr nett, der Austausch rege. Einem Verein beizutreten, kann ich wirklich nur jedem Imker raten. Leider gibt es bei uns gerade Theater in der Verbandspolitik (nicht im eigenen Verein), was uns dann wieder davon abhält, von den Bienen zu schwärmen - was wir ja eigentlich wollen....
Spinnenfutter: Bienen-Wrap
Da passt man als Biene einen Moment lang nicht auf, und schon ist es passiert: Ins Netz einer Spinne geflogen, hängengeblieben und das Zeitliche gesegnet....
Besonders tückisch: Die Spinne hat ihr Netz vor einem Windschutzfenster an der Sitzecke gebaut. Während die Biene also denkt, sie könne direkt in die Glanzmispel fliegen, hängt sie schon im Netz und knallt womöglich noch gegen die Scheibe.
Scheint ein beliebter Fangtrick zu sein. Denn seit Tagen beobachte ich ein ähnlich als Wrap verpacktes Insekt an der Außenseite des Fensters im Treppenhaus. Ich dachte, es hätte wieder eine Biene erwischt. Erst bei der Vergrößerung der Fotos am PC erkenne ich, es ist eine Wespe. Und bevor ich jetzt sentimental vom Fressen und Gefressenwerden schreibe, mache ich für heute lieber Schluss.
Apfelernte: Dank an die Bestäuberinnen
War das schön! Ich weiß, jetzt werde ich Euch neidisch machen, aber es geht nicht anders - es war herrlich! Ein Tag voller "Landluft" und "Landlust" bei der Apfelernte auf dem Bauernhof meiner Eltern im Münsterland. Bei knackiger Kälte von 2 °C früh um 8 losgefahren, 30 Minuten später In Velen waren es dann immerhin schon 3,5 °C. Am Abend zuvor hatten wir unsere Winterjacken aus dem Keller gekramt und zum Glück für jedes unserer drei schnell gewachsenen Kinder eine gefunden. Mützen durften auch nicht fehlen.
Dann ging es ab zur Obstwiese in die Schweineweide, die immer noch so heißt, obwohl die letzten Schweine dort bestimmt vor 25 Jahren draußen liefen. Aus dem alten Baumbestand stehen hier noch eine Kirsche, eine Kastanie und Pflaume sowie vier Apfelbäume mit dem klingenden Sortennamen "Schafsnase". Die Bäume tragen reichlich - und wer hat dafür gesorgt? Die Bienen!
Bestäubung fördert Artenvielfalt
Nun ist ein kleiner Exkurs aus meinen Vorträgen über den "Schwarm meines Lebens" fällig: Wenn die Bienen im Frühjahr von Blüte zu Blüte fliegen, um Nektar und Pollen zu sammeln und dafür im Austausch den Bestäuberdienst übernehmen, erledigen sie eine unverzichtbare Aufgabe in der Natur.
Für Mensch und Tier ist sie von so großer Bedeutung, dass man von der Honigbiene als dem drittwichtigsten Nutztier nach Kuh und Schwein spricht. Denn etwa 80 Prozent der heimischen Kulturpflanzen sind auf die Bestäubung durch die Honigbiene angewiesen. Nicht nur, dass deshalb überhaupt Früchte entstehen können, sie sind auch noch größer, saftiger und schmackhafter, wenn die Blüten von Bienen besucht wurden.
Experten schätzen, die jährliche Obsternte würde ohne die Bestäubung durch die Bienen auf etwa 15 bis 20 Prozent des jetzigen Ertrages sinken und erheblich an Qualität verlieren.
Rufen wir uns auch noch kurz ins Gedächtnis, dass Bienen Millionen von Blüten besuchen müssen, um das Rohmaterial für ein 500-g-Glas Honig zu sammeln. Davon profitieren alle, Menschen, Tiere, Natur und gestern speziell wir, die wir gestern reichlich ernten durften.
Persönliches Erntedankfest
Meine Schwester, die den Hof heute mit ihrem Mann bewirtschaftet, fuhr mit ihren drei Kindern und Schlepper samt Pflückkäfig vor. Opa steuerte Kisten und den Rasenmähertrecker bei, ohne den die Kinder nicht so lange durchgehalten hätten. Stundenlang pflückten wir Äpfel aus luftiger Höhe vom Schlepper aus und sammelten das Fallobst vom Boden. Gerade am Morgen tauchte die Sonne die Weide in ein diffuses Licht und ließ Fundstücke wie eine Rebhuhn- oder Fasanenfeder und frisch gefallene Kastanien schimmern.
Die Kinder transportierten die gefüllten Körbe und Kisten auf dem Anhänger des Rasenmähertreckers zur Garage. Der Großteil des Fallobstes geht zur Lohnmosterei, die daraus gegen eine Gebühr leckeren Apfelsaft herstellt. Meine Mutter, Schwester und ihre Schwiegermutter kochen Apfelmus daraus. Die Pflückäpfel werden frostfrei gelagert und sollen so über den Winter reichen. Wir dürfen uns auch immer wieder bedienen. Unsere eigene Apfelernte fiel leider nicht so üppig aus, obwohl es viele Blüten gab. Irgendein Tierchen hat sich darüber hergemacht und die Früchte angestochen, sodass viele schon am Baum verfaulten.
Apfelgerichte in allen Variationen
Und während wir so vor uns hin sammelten, freuten wir uns schon auf den Apfelkuchen, den die Oma bei unserer Ankunft in den Ofen geschoben hat. Dann endlich Mittagessen: Ofensuppe und Apfelpfannkuchen. Lecker!
Jetzt noch einmal durchstarten und den Roten Boskop vor dem Haus von seiner Last befreien. Wobei ich wieder einmal feststellen konnte, dass meine Schwester immer noch wagemutiger ist als ich. Selbst aus dem Pflückkorb, mit dem man sich ja bequem an die Äpfel heranfahren lassen kann, beginnt sie noch zu klettern. Von mir gibt es ein Kinderfoto, auf dem ich etwa 1,5 m hoch auf einer Leiter sitzend einen Apfel in der Hand halte - weinend, weil ich hoch musste.
ICH muss nicht den letzten Apfel vom Baum holen....
Ok, ich zeige heute ausschließlich die schönen Seiten des Landlebens. Auf den Bildern ist nicht zu sehen, dass meine Schwester und mein Schwager schon um 4.30 Uhr zum Schweineverladen aufgestanden sind, dass mein Schwager fast den ganzen Tag mit dem Hochdruckreiniger im Stall unterwegs war und sich meine Schwester gegen 16 Uhr verabschiedete, weil sie noch das Mittagessen für die Erntehelfer am nächsten Tag vorbereiten wollte. Denn dann ging die Maisernte los.
Drohnenflöte für Drohnenkönig
Das klingt ja so nett: Drohnenmütterchen bauen "Drohnenflöten". Ich kannte den Begriff noch gar nicht, bis sich Anni als Reaktion auf den Eintrag Imkern mit Pia Aumeier wünschte, ich solle doch die Merkmale einer Drohnenflöte genauer beschreiben.
Drohnenflöte aus Frust
Das sind also die Zellen, die Arbeiterinnen aus lauter Frust anlegen, wenn die Königin gestorben oder sonstwie abhanden gekommen ist und keine neue aus noch frischer Brut gezogen werden kann. Dann versuchen Arbeiterinnen aus einem eigenen, unbefruchteten (!) Ei eine Königin zu ziehen. So bauen sie eine Zelle, die von Form und Größe einer Weiselzelle ähnelt, jedoch schlanker ist - eben flötenähnlich.
Doch die ganze Mühe ist umsonst, aus einem unbefruchteten Ei kann nur ein Drohn schlüpfen und der Drohnenkönig schafft nicht einmal das. Noch bevor er die Schlupfreife erreichen kann, geht er ein. Aber Ihr wisst, ja was man damit machen kann - siehe Imkern mit Pia Aumeier...
Hier noch ein Link zur Imkerei Oertel, in dem beschrieben wird, wie sie drohnenbrütigen Völkern helfen.
Futter ermitteln – mit Schätzrahmen und Waage
Vielen Dank an Bernhard Jost, den das Thema Räuberei ebenfalls beschäftigt und mir das Foto vom Kampf einer Wächterin mit einer Räuberin geschickt hat. Bei der Völkerdurchsicht am Wochenende habe ich gleich auch einen Blick auf den Futterbestand geworfen, beziehungsweise bei Marlene gewogen.
Dazu habe ich anders als im vergangenen Jahr nicht die Futterzarge per Kofferwaage gewogen, sondern die ganze Beute. Da ich (oder doch besser Marlene) das Volk zweizargig führt, befindet sich ja auch Futter im Brutraum. Deshalb also so:
Gesamtgewicht ermitteln
1. Haken der digitalen Kofferwaage an der rechten Seite der Beute am Boden ansetzen.
2. Waage anziehen, bis das Gewicht konstant bleibt (20 kg).
3. Procedere auf der linken Seite der Beute wiederholen (21kg).
4. Ergebnisse addieren, also 42 kg Gesamtgewicht.
... und dann rechnen
Jetzt muss man noch ein paar Dinge abziehen, um das Gewicht des Futters zu erhalten. Also:
42 kg Gesamtgewicht
- 6,3 g für 2 Zargen (je 3,15 kg)
- 4,5 kg Deckel, Metallabdeckung und Boden (je 1,5 kg)
- 6,3 kg Rähmchen und Waben (21 Rähmchen á 300 g - eins habe ich entfernt, weil sie so "spack" in der Beute sitzen und durch einen schmaleren Trennschied ersetzt)
- 2 kg Bienen und Brut (geschätzt)
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22,9 kg Futter am 04.10.2015
Da ist Marlene aber richtig gut dabei! Für ein zweizargiges Volk rechnet man 18 bis 22 kg Winterfutter. Wenn Helene es nicht schafft, genügend Futter einzulagern - bei ihr schwindet es ja eher - kann ich ihr noch ein, zwei Rähmchen reinhängen oder übriges Futter im nächsten Jahr für Ableger verwenden.
Schätzrahmen einsetzen
Die Futterschätzung per Waage geht also recht fix, man muss nur wissen, wieviel an Gewicht man für die DN-Beute abziehen muss. Da Helene in der Trogbeute logiert - bei der ich es leider verpasst habe, sie unbesetzt zu wiegen - habe ich bei ihr den Schätzrahmen angewandt. Allerdings per Augenmaß, ohne mir den Schätzrahmen zu basteln...
Also, Wabe in gedachte acht Felder aufgeteilt und mit Futter belegte Felder gezählt, dann die Wabe gedreht und auf der anderen Seite gezählt. Das ergab bei knapper Schätzung 62 Felder, die auf DN-Rähmchen mit je 100 g Futter gefüllt sind. Also hat sie nur 6,2 Futter - nur gut die Hälfte dessen, was sie für den Winter braucht. Da wird es also höchste Zeit mit dem Nachfüttern. Habe nochmals 3 kg Zucker gelöst, was dann 3,6 kg Futter ergeben wird. Seit fünf Tagen nuckeln sie daran herum und haben nicht einmal die Hälfte geschafft. Ich schätze, es läuft darauf hinaus, dass Marlene zwei Waben abgibt....
Genügend Bienen für den Winter?
So, da hat mich in den Ferien die Unruhe aus dem Bett getrieben. Die beiden Völker entwickeln sich so unterschiedlich, dass ich mich schon wieder sorge - hat Schwarmkönigin Helene wirklich für genügend Winterbienen gesorgt? Sie scheint kaum noch zu stiften, während Marlene nebenan ein Brutnest über fünf Rähmchen pflegt.
Ist das Volk groß genug, um sich in der Wintertraube durch die kalten Temperaturen zu kuscheln? Da hilft nur eins, morgens früh raus und die Wabengassen zählen. Denn schon jetzt ziehen sie sich zur Traube zusammen. Also um 7 Uhr kurz den Deckel gelupft und nachgezählt: 9 Wabengassen sind besetzt! Zwei abziehen, da die Randwaben nicht voll besetzt sind, bleiben also noch 7.
Da war ich beruhigt, aber nur so lange, bis ich, während ich dies schrieb, aufs Thermometer geschaut habe - wir hatten mit 7 °C eine relativ milde Nacht. Also saßen die Bienen wohl noch recht locker. Pia Aumeier, riet nach einer Nacht mit 3 bis 4 °C nachzusehen. Seufz! Aber ich bin jetzt mal zuversichtlich, denn das sollen mir die Bienen wohl auch beibringen, mir nicht ständig Sorgen zu machen. Sie kriegen das schon hin. Wenn sie noch enger zusammenrücken, werden sie wohl noch über die geforderten 5 Wabengassen sitzen.
Volk ist nicht drohnenbrütig
Bin ich froh! Marlene ist da und kontrolliert die Brutzellen. Sie stiftet noch fleißig. Aber ich greife vorweg...
Nach dem gestrigen Seminar mit Pia Aumeier hegte ich den Verdacht, mein Volk sei drohnenbrütig. Heute früh also ab zur Inspektion auf die Wiese - hat Marlene das Zeitliche gesegnet und ihr Volk damit drohnenbrütig werden lassen? Eigentlich wollte ich die Völker ja nicht mehr auseinander nehmen. In letzer Zeit haben sie die Zargen sehr fest mit Propolis verbunden - ein Zeichen, dass sie sich gegen die Kälte wappnen.
So ließen sich die Zargen entsprechend schwer voneinander lösen, aber auch deshalb, weil Wildbau entstanden war. Als ich die Futterzarge zur Seite stellen wollte, klatschte ein großes Wachsbrett ins Gras. Was war das?
Rähmchen fehlen
In der Brutzarge fehlen zwei Rähmchen! Habe ich etwa beim Einengen vor einigen Wochen vergessen, welche zu ergänzen? Oder hat sich ein diebischer Imker trotz der exponierten Lage meines Bienenstandes getraut, die Königin zu stehlen? Jetzt war ich doch einigermaßen beunruhigt.
Aber die weitere Durchsicht machte Hoffnung: verdeckelte Brut! Rundmaden! Stifte! Und schließlich Königin Marlene! Alles in Ordnung. Das Brutnest verläuft sogar über fünf Rähmchen. Puh, bin ich erleichtert! Bin sehr zufrieden. Keine Ahnung, weshalb sie noch Drohnen in ihrem Volk duldet. Jetzt hoffe ich sehr, dass sie den Winter gut übersteht. Sie scheint ja richtig fit zu sein, dagegen ist Helene ziemlich faul, ihr Brutnest ist eher mickrig.
Mit junger Königin in den Winter
Pia Aumeier rät, Völker nur mit jungen Königinnen einzuwintern. Zur Begründung hatte sie gleich eine Statistik parat: Den ersten Winter überleben in der Regel alle Jungköniginnen, im zweiten Winter gehen 10 Prozent ein und im dritten Winter sogar 50 Prozent. Das ist natürlich ein Argument. Noch dazu werden fremde Königinnen zu keiner Jahreszeit so problemlos in ein Volk aufgenommen, wie im September/Oktober. Im März ist das beispielsweise ganz schwierig, weil das Volk seine Brut gegen die Neue verteidigen will.
Leider ist Marlene schon älter, auch wenn sie einen blauen Punkt trägt, der sie als Königin des Jahres 2015 markiert - wir hatten nur die passende Farbe gerade nicht da. Sie ist mindestens von 2014 (grün), vielleicht aber auch von 2013 (rot). Aber ich habe ja keine junge Königin zur hand. Es wäre also wirklich zu überlegen, ob ich im nächsten Jahr aufstocke und Ableger bilde.
Imkern mit Pia Aumeier
Da hat mich Pia Aumeier (Bienenforscherin von der Ruhr-Universität Bochum - Verhaltensbiologie und Didaktik) ja gestern schön aus dem Dornröschenschlaf geweckt! Während der Imkerschulung in Recklinghausen öffnete sie eines der mitgebrachten Völker und fand viele Drohnen. Aufgemerkt: Auch ich beobachte bei Marlene noch regelmäßig Drohnen vor dem Flugloch, die auch eingelassen werden.
Drohnenbrütiges Volk
Pias Volk ist drohnenbrütig, wir haben eine tote Jungkönigin gefunden. Also haben sich die Arbeiterinnen entschlossen, selbst Eier zu legen und da sie ja nicht befruchtet wurden, können daraus nur Drohnen entstehen (dass aus unbefruchteten Eiern überhaupt etwas entsteht, ist ja schon ein Wunder!). Daher also die ungewöhnlich hohe Zahl an Herren auf den Waben.
Es gab sogar zwei Weiselzellen, die uns Jungimker hoffnungsvoll stimmten, aber Pia Aumeier belehrte uns eines besseren. Vorsichtig pulte sie eine auf und packte einen bereits verpuppten Drohnenkönig aus! Erkennbar an den großen Augen, gefüttert mit Gelée Royal. Doch bevor er schlüpfen könne, würde er sterben, so die Fachfrau - und warf ihn sich in den Mund!!! Da ich gerade mitschrieb, hatte ich das nicht mitbekommen, wurde nur durch die erschrockenen Laute der anderen aufmerksam....
Ist eben Eiweiß pur! Ich konnte mich noch nicht dazu durchringen, Maden oder Puppen zu probieren. Aber ich sage immer, wer weiß, was unsere Enkel einmal essen werden? Bis dahin gibt es sicherlich ganz andere Ernährungsgewohnheiten, und die Scheu vor Insekten hierzulande sicher nicht mehr so groß sein. Und mal ganz ehrlich, Krabben sind nun auch kein appetitanregender Anblick.
Drohnenbrütiges Volk auflösen
Was also tun, mit einem drohnenbrütigen Volk im Oktober? Zum Heranziehen einer neuen Königin ist es zu spät - sie würde nicht mehr begattet. Eine vorhandene Königin einfach in das Volk einsetzen, geht auch nicht. Denn die Drohnenmütterchen haben revoltiert und die Anarchie ausgerufen: Sie fühlen sich selbst als Königinnen. Was brauchen sie da eine echte Königin? Die wird abgemurkst! Die Drohnenmütterchen zu finden, ist fast unmöglich, weil sie sich nur schwer von den normalen Arbeiterinnen unterscheiden lassen.
Volk in Entfernung zum Stand abfegen
Bleibt nur, das drohnenbrütige Volk mit einem anderen, z.B. einem Ableger zu vereinigen. Doch wie schafft man es, dass die Drohnenmütterchen draußen bleiben? Dazu transportiert man bei gutem Flugwetter die Beute 200 m weg und stellt die Beute mit dem aufnehmenden Ableger auf den alten Platz der Drohnenbrütigen. Diese werden nun abgefegt. Die Bienen machen sich auf den Weg zu ihrem alten Standplatz und betteln sich beim Ableger ein.
Ein Häufchen Bienen wird zurückbleiben, welches man aber auf keinen Fall per Hand-Direkttransfer in den Ableger tragen darf. Das sind nämlich die Drohnenmütterchen, die durch ihren vergrößerten Hinterleib nicht mehr fliegen können und leider eingehen werden.
Die Beute mit dem Ableger kann man jetzt mit (Futter-) Rähmchen aus dem drohnenbrütigen Volk auffüllen. Drohnenbrutwaben werden entfernt und eingeschmolzen.
Was ist mit unserem Volk los?
Na toll, ich verspürte den Drang, sofort nach Hause zu fahren und nachzusehen. Aber die Veranstaltung am Lehrbienenstand Recklinghausen ging bis 18 Uhr und da beginnt es ja fast schon zu dämmern. Also hatten mein Mann (der mich erstmals begleitete), genügend Zeit zu überlegen, wie wir vorgehen, falls mein Volk tatsächlich drohnenbrütig sein sollte. Heute früh meinte er dann, zwei Völker seien doch wirklich zu wenig, wenn ich richtig wirtschaften wolle - da müssten es schon wenigstens fünf sein! Maaal schauen!
Jedenfalls war es gestern ein wunderschöner Nachmittag, wir haben in der herrlich warmen Sonne gesessen und Pia Aumeier zuzuhören, macht einfach Spaß, weil sie so lebendig erklärt. Nun habe ich noch einiges an "Futter" für den Blog und schreibe morgen, was ich heute bei unseren Bienen gesehen habe. Also: Fortsetzung folgt!
P.S. Wer noch lesen möchte, kann in Pia Aumeiers Dropbox schmökern. Ordner 6 und 7 sind für diese Jahreszeit aktuell.