Autoren-Archive: Gerburgis Sommer

Über Gerburgis Sommer

Ich schwärme für Bienen, liebe Honig und als Journalistin schreibe ich gerne darüber.

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Auf der Suche nach der Königin: Wurde sie vom Imker mit einem farbigen Punkt gekennzeichnet, ist sie leicht zu finden. Ansonsten hält man nach der größten Biene im Volk Ausschau.

Beim Abendessen entwickelt sich in unserer Familie eine Diskussion darüber, wer eigentlich in unserem Bienenvolk das Sagen hat.
„Die Königin, natürlich!“
„Na, aber die Arbeiterinnen beeinflussen doch durch die Größe der Wabenzellen und die Fütterung, wer darin heranwächst – Königin, Drohn oder Arbeiterin. Dann bestimmen doch eigentlich sie.“
„Das wäre dann ja ein Matriarchat. Was ist eigentlich mit den Drohnen?“
„Und woher wissen die vielen Arbeiterinnen, was sie zu tun haben?
Fragen über Fragen. Schnell merken wir, dass sich unser menschliches Sozialleben nicht auf ein Bienenvolk übertragen lässt. Ein Bienenvolk kann als ein einziger Organismus betrachtet werden, deshalb bezeichnet man ihn auch als „Bien“. Er setzt sich aus der Königin, den Arbeiterinnen und den Drohnen zusammen. ... weiterlesen

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Kürzlich schwärmte ich - wie so häufig - vor Besuch von unseren Bienen. Dabei zeigte ich auch die Waben, die mein Volk während der Kellerhaft (siehe "Der Schwarm zieht ein") in nur einer Nacht gebaut hatte.  „Die sehen ja toll aus! Wie kriegen die Bienen denn die Sechsecke hin?“ DSC_0306Die Antwort auf diese Frage musste ich erst einmal recherchieren und war erstaunt, dass es mindestens zwei Theorien gibt.
Aber zunächst ist zu klären, wo das Wachs herkommt. Eine spannende Geschichte: Bienen schwitzen Wachs aus! Aus spezialisierten Hautzellen auf der Bauchseite des Hinterleibs werden feine weiße Wachsschüppchen herausgeschoben. Diese Wachsdrüsen entwickeln sich bei den Bienen ab dem 10. Lebenstag. Dabei ist die Wachsproduktion bei 13 bis 18 Tage alten Bienen am größten. Das Bienenvolk produziert aber nicht das ganze Jahr über Wachs, sondern es baut nur etwa von Mitte April bis Ende Juni an den Waben, lediglich Schwärme bauen auch später noch. Eine Biene schafft etwa 8 Wachsplättchen pro Tag. Für 1 kg Wachs sind etwa 4 Millionen Wachplättchen notwendig. Wie kostbar! Seitdem ich das weiß, sehe ich auch die DSC_1580Bienenwachskerzen mit neuen Augen.

Die Temperatur arbeiten lassen
Wer schon mal versucht hat, aus freier Hand ein gleichmäßiges Sechseck zu zeichnen, weiß wie schwierig das ist. Sind die Bienen nun mathematische Genies, oder wie kriegen sie das hin?
Theorie I stammt von Professor Jürgen Tautz vom Biozentrum der Uni Würzburg. Er fand 2006 heraus, dass frisch gebaute Zellen zunächst gar nicht sechseckig, sondern rund sind. Man kann es auf dem oberen Foto an den Zellen am Wabenrand so eben erahnen. Erst im weiteren Bau erhalten die Zellen ihre sechseckige Form – und zwar durch Wärme.
Bienen können ihren Körper auf über 40 °C aufheizen und das Wachs erwärmen. Sie kneten es mit ihren Mandibeln durch und vermischen es mit einem Sekret der Oberkieferdrüse. So wird das Wachs geschmeidig und kann zum Bau der Zellen verwendet werden. Durch die Wärme beginnt das Wachs der dünnen Zellwände zu arbeiten und entwickelt durch Zugkräfte quasi selbständig die ideale Form. An der Fließgrenze zwischen zwei Zellen bildet sich eine ebene Schnittfläche. Man kann Ähnliches beim Zusammentreffen zweier gleich großer runder Seifenblasen beobachten. Weil jede Wabenzelle sechs Nachbarn hat, geschieht dieses zu sechs Seiten hin – das Sechseck ist entstanden.

Bauen mit Kiefer und Fühlern DSC_0305
Theorie II erforschten die Wissenschaftler des Bieneninstituts Hohen Neuendorf bei Berlin. Sie stellten fest, dass die Bienen das Wachs zwar erwärmen, aber deutlich unter 40 °C bleiben. Bei dieser Temperatur könne sich das Wachs aber noch nicht selbständig verformen. Die Forscher haben beobachtet, dass die Bienen schon von Anfang an sechseckig bauen und zwar mit Hilfe ihrer Kiefer und Antennen.
Sind die Bienen also doch mathematisch begabte Architekten?
Gleich welche Hypothese nun stimmt, die sechseckigen Wabenzellen sind ein perfektes Wunder: Alle Winkel betragen 120 Grad und die Dicke der Zellwände ist mit 0,07 Millimetern überall nahezu gleich. Das Sechseck ist die optimale Lösung, wenn man mit möglichst wenig Material ein möglichst großes Raumvolumen bauen will. Ausserdem sind die so entstandenen gleichmässigen Wachswände bei geringer Dicke sehr stabil.

Kinderstube und Vorratslager
Gebraucht werden die Zellen als Vorratsbehälter für Honig und Pollen sowie als Kinderstube. Von Einheitsbau allerdings keine Spur: Für die Brut werden Zellen unterschiedlicher Größe angefertigt. Denn der Durchmesser der Zelle bestimmt, ob darin weibliche Bienen, also die Arbeiterinnen oder männliche Bienen, die Drohnen, heranwachsen sollen.
Arbeiterinnen entwickeln sich in Zellen mit einem Durchmesser von 5,2 – 5,4 mm. Als Maß nehmen die Baubienen ihre eigenen Körper. Drohnenzellen sind mit 6,2 – 6,4 mm größer, aber trotzdem regelmäßig gebaut – und werden von der Königin mit unbefruchteten Eiern bestückt. Die Frage ist nur, woher nehmen die Arbeiterinnen das Maß für die Drohnenzellen? Sind Bienen also doch Mathegenies?

Zwischen den Jahren hat mich eine Freundin mit einem Buch versorgt, dass sich angenehm abhebt von der Fachlektüre, die ich seit Wochen übers Imkern lese. Agnes Flpresse_cover Honigfrauügel beschreibt darin ihre Entwicklung von der Online-Redakteurin (aha, also auch eine Journalistin) zur professionellen Imkerin, die ihren Honig mittlerweile in ganz Deutschland vertreibt.

Was eher zufällig als Hobby beginnt, wird Agnes Flügels Leben völlig umkrempeln. Die Begegnung mit einem Imker erkennt sie rückblickend als Fügung. Und dann geht es auch schon los: Agnes Flügel berichtet unterhaltsam über Bienen und deren Lebensweise, über Bienenkrankheiten, Wetterkapriolen und skurrile Imkerkollegen. Fast nebenbei vermittelt sie fundiertes Wissen über Bienen und die Imkerei.

Als sich aus der Honigproduktion eine Geschäftsidee entwickelt, kämpft sich Agnes Flügel durch die Schwierigkeiten der Existenzgründung und erfährt große Motivation durch ihren mühsam erarbeiteten Erfolg. Mit der „Honigmanufaktur Flügelchen“ erfüllt sich für sie ein Traum.

Mir hat das Buch gefallen, weil Agnes Flügel ihren Weg zur Imkerin herrlich selbstironisch betrachtet. In manchem Erlebnis erkannte ich mich schmunzelnd wieder. Und selbst erfahrene Imker werden bei der Lektüre bestätigend nicken: „Ja, so ist das Leben mit den Bienen!“

Agnes Flügel: Die Honigfrau – Wie ich meinen Träumen Flügel verlieh. Ludwig Buchverlag, 304 Seiten, ISBN 978-3-453-28028-1, 19,99 €

Und was machen die Bienen?
Jetzt noch schnell ein Blick auf die Bienenkiste. Von Winterruhe keine Spur. Am 8. Januar lagen die Temperaturen um die Mittagszeit bei 14 °C - also gutes Flugwetter in Haltern am See. Zahlreiche Bienen unternehmen im Sonnenschein Reinigungsflüge, um ihre Kotblase zu entleeren. Wer weiß, vielleicht kommt der Winter doch noch - kurz und knackig. In dem Fall wäre es vorerst vorbei mit den Reinigungsflügen.

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Am Silvestermorgen habe ich meine Bienen mit Oxalsäure behandelt. DSC_2644Um zu erklären, weshalb das notwendig ist, muss ich den wohl größten Plagegeist der Bienen vorstellen: Die Varroamilbe (Varroa destructor). Sie ist etwa 1,6 mm breit und 1 mm lang. Durch ihre geringe Körperhöhe von 0,5 mm ist sie sehr flach. Die aus dem asiatischen Raum eingewanderten Milben schädigen vor allem die Bienenbrut. Mit ihrem Rüssel stechen sie Larven, Puppen und ausgewachsene Bienen, um sich von deren Körperflüssigkeit, der Hämolymphe zu ernähren.DSC_1866-001
Viele befallene Puppen und Larven sterben noch in der verdeckelten Brutzelle. Zudem übertragen die Milben Krankheiten und Viren, die beispielsweise zu verkrüppelten Bienen führen. Wird die Varroamilbe nicht bekämpft, kann sie ganze Völker zerstören.
Zum Behandlungskonzept gegen die Milbe zählt auch die Winterbehandlung mit Oxalsäure. Sie sollte in der brutfreien Zeit erfolgen, da die Säure nicht in die Brutzellen eindringt.

Was ist Oxalsäure?
Oxalsäure ist die einfachste Dicarbonsäure. In Form ihrer Salze (Oxalate) ist sie übrigens im Pflanzenreich weit verbreitet. Sie kommt zum Beispiel in größeren Mengen in Rhabarber vor, hauptsächlich in den Blättern, weshalb nur der Stil nach dem Kochen verzehrt wird. Auch in Klee, Roter Beete, Sauerampfer, Tee und Kakao kommt die Säure in geringen Mengen vor. Im Winter im Bienenvolk eingesetzt, löst sie ein für die Milbe tödliches Verhalten aus - spannend, oder?
Kurz erklärt: Die Bienen werden mit einer 3,5 % Oxalsäurelösung beträufelt, der noch 10 % Zucker beigefügt ist. Sie bewirkt, dass sich die Bienen gegenseitig ablecken und so die Säure aufnehmen. Im Bienenkörper führt sie dann zu einer Übersäuerung. Und übersäuerte Hamolymphe mag die Milbe nun gar nicht. Als Konsequenz verlässt die Milbe ihren Wirt, was gerade im Winter ihren Tod bedeutet.

Blick in die Kiste
Sehr gespannt war ich, die Wintertraube in meiner Kiste zu sehen. Erwartet hatte ich, nur einen verhältnismäßig kleinen Kreis von Bienen zu sehen, doch sie verteilten sich über acht Wabengassen. Die Freude, dass dieses auf DSC_1859ein großes Volk hinweist, dämpfte meine Imkerpatin. Es könne auch sein, dass die Wintertraube wegen des noch recht milden Wetters nicht so fest zusammengezogen sei.
Für die Behandlung muss die Kiste waagerecht auf den Boden gelegt und nicht wie sonst nur geneigt aufgestellt werden. Das war alleine gut zu bewerkstelligen - mein Mann stand mit der Kamera bereit. Mit Schutzbrille, Schleier und Handschuhen versehen zog ich die Oxalsäure in einer Spritze auf und beträufelte damit die Bienen auf den Wabengassen. Für sie ist die Säure auch nicht angenehm. Manchmal flogen einige mit ärgerlichem Brummen auf, ansonsten waren sie recht ruhig und ich richtig glücklich. Wenn es den Bienen offensichtlich gut geht, löst es bei mir große Freude aus.
Zwei Tage später der Schreck: Auf der Platte vor der Bienenkiste und auf dem Anflugbrett liegen rund 100 tote Bienen - Folge der Oxalsäurebehandlung. Auf Rat meiner Imkerpatin habe ich kurzzeitig das Mäusegitter entfernt und die toten Bienen mit einem Blatt Papier aus der Einflugöffnung gefegt. Die Toten von der Steinplatte habe ich mir mit einer Lupe angeschaut, um mal eine Varroamilbe zu sehen. Habe allerdings keine gefunden. Mittlerweile weiß ich aber, dass diese Beobachtung kein Beweis dafür ist, ein milbenfreies Volk zu haben. Die Biester haben sich in Europa gut verteilt und beschäftigen alle Imker.

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Zu Weihnachten hat mir mein Mann ein neues Objektiv für die Kamera geschenkt. Jetzt kann ich noch besser zeigen, wie schön Bienen sind. Wer es noch nicht wusste - sie tragen Pelz!

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Wünsche Euch allen frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr - den Imkern unter uns natürlich, dass alle Bienenvölker gut durch den Winter kommen!

Meinen Bienenblog möchte ich unbedingt noch um Honigrezepte bereichern. Das erste kommt jetzt. Und es ist sogar eine Eigenkreation:

DSC_1736Spekulatius-Honig-Creme auf Vanillepflaumen und Spekulatiuskrokant
(für 4 - 6 Personen)
Pflaumencreme
300 g Pflaumen aus dem Glas
1 P Vanillezucker
1 gehäufter EL Vanillepuddingpulver
3 EL Pflaumensaft
Spekulatius-Honig-Creme
150 g Spekulatius zu feinem Puder zerkleinert
400 g Naturjoghurt
1 EL Kakao
2 EL Honig
½ TL Zimt
200 g geschlagene Sahne
Spekulatius-Krokant
50 g Zucker
50 g Spekulatius in kleinen Stückchen

Die Pflaumen in Würfel schneiden, in einem Topf mit Vanillezucker erhitzen. Wer die Haut der Pflaumen nicht mag, kann sie jetzt noch herausfischen. Puddingpulver mit Saft anrühren und in die kochende Masse geben,  kurz aufkochen lassen und in Gläser füllen.
Naturjoghurt mit Spekulatiuspuder und Kakao, Honig und Zimt verrühren, die geschlagene Sahne unterheben. Die Creme auf die abgekühlten Pflaumen geben und kalt stellen.
Zucker in einem Topf erhitzen und wenn er leicht gebräunt ist, die Spekulatiusstückchen unterrühren und den Krokant auf Pergamentpapier verteilen. Das muss schnell gehen, denn sonst werden die Spekulatius weich. Den Krokant erst direkt vor dem Servieren auf das Dessert geben.

Viel Spaß beim Ausprobieren und Genießen!

P.S. Jetzt erscheinen auch endlich die Social-Media-Buttons neben den Beiträgen - freue mich, wenn sie genutzt werden!

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Was ist das? Beim Blick aus dem Fenster DSC_1724habe ich eine schnelle Bewegung wahrgenommen. Sieht ja fast so aus, als ob die Bienen fliegen. Und tatsächlich, es herrscht reger Flugbetrieb. 13 °C zeigt das Thermometer auf der Terrasse  am 16. Dezember an - viel zu warm für diese Jahreszeit, und damit auch zu warm für die Bienen, die eigentlich Winterruhe halten sollten. Die Bienen nutzen das warme Wetter zum Hausputz. Das kleine Foto zeigt auf der Steinplatte vor dem Ausflugloch einige tote Bienen, die von ihren Schwestern aus der Kiste getragen wurden.
Nach einer kurzen Kälteperiode vor zwei Wochen warten die Imker auf frostige Temperaturen, um endlich die Oxalsäurebehandlung gegen die Varroamilben durchführen zu können.

Honigmacher ScreenshotEine gute Quelle für Infos über Bienen und Imkerei ist das Internet. Schon ganz früh bin ich auf die Seite der Honigmacher gestoßen, die mittlerweile meine Lieblingsseite ist. Wer sich für Bienen und Imkerei interessiert, aber noch kaum etwas darüber weiß, findet hier einen Schnupperkurs, der in kleinen Häppchen Wissenswertes vermittelt.
Aber auch für Neuimker und alte Hasen bieten die Honigmacher fundierte Infos. Zur Vorbereitung auf den „Fachkundenachweis Honig“ des Deutschen Imkerbundes kann man hier einen Trainingskurs absolvieren.
Für Gartenbesitzer ist die Rubrik „Bienenweide“ interessant. In einem Blühkalender und Herbarium sind rund 300 Pflanzen aufgelistet, auf denen die Bienen Nektar, Honigtau und Pollen sammeln.
Die Macher der Seite sind der Verein Apis e.V., die Landwirtschaftskammer NRW und die Agentur lernsite.
www.die-honigmacher.de

Hinter Apis e.V. steckt der „Verein zur Honigmacher ScreenshotFörderung der Bienenkunde der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Hier sei vor allem der Infobrief „Bienen@Imkerei“ genannt, den man als Newsletter abonnieren oder als Download beziehen kann. In Abständen von zwei bis vier Wochen gibt es passgenau zum Geschehen im Bienenstock Informationen, was dort passiert und welche Arbeiten auf den Imker zukommen. Veranstaltungsinformationen runden den Newsletter ab. Apis Mellifera bedeutet übrigens Westliche Honigbiene, meist einfach Biene oder Honigbiene genannt.
Herausgeber sind Bieneninstitute bzw. Landesanstalten für Bienenkunde in Mayen, Münster, Veitshöchheim, Kirchhain, Hohenheim und Hohen-Neuendorf.
www.apis-ev.de

Für Lehrer, die mit ihren Schülern Imker-AGs betreiben, habe ich noch zwei Fundstücke aus dem Internet:

Im Rahmen des Projekts „Nachhaltige Schulimkerei“ können 30 Schulen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachen eine Weiterbildung als Imker einschließlich einer Förderung von jeweils bis zu 2000 € erhalten. Initiatoren sind die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und der Landesverband der Imker Weser-Ems und der Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker. Projektskizzen können bis zum 15. März 2014 eingereicht werden.
www.dbu.de/2281.html

Unter dem Motto „Fleißige Bienen & flinke Brummer – Natur braucht Vielfalt“ initiiert das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz einen bundesweiten Schülerwettbewerb. Mitmachen können Schülerinnen und Schüler der 3. Bis 10. Klassen aller Schulformen. Einsendeschluss der Arbeiten ist der 4. April 2014.
www.echtkuh-l.de

So, jetzt steht mein Bienenblog! Wer miterleben möchte, wie es ist, ein Bienenvolk im Garten zu haben, ist hier an der richtigen Stelle. Dazu gibt es Wissenswertes über die faszinierende Lebensweise der Bienen und was sie so alles produzieren. Regelmäßig berichte ich über die Erfahrungen, die ich auf dem Weg zu einer hoffentlich versierten Imkerin mache.

Wer über Neuigkeiten in meinem Blog informiert werden möchte, klicke den RSS-Feed-Button in der rechten Spalte (unter der Überschrift Meta) an. Ich freue mich natürlich auch über Eure Anregungen und Kommentare!

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Die muss man doch einfach mögen, oder?

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Bienen „schwitzen“ Wachs aus, das sie zu perfekten Sechseckwaben formen. Wir können daraus Mittelwände, Kerzen, Salben, Leder- und Autopflegemittel herstellen.

Was machen Bienen und Imker im Winter? Die einen halten Ruhe um die kalte Jahreszeit zu überstehen und die Imker besuchen beispielsweise einen Lehrgang zur Wachsverarbeitung.

Schon nach dem Einfangen unseres Bienenschwarms staunten wir über den Bautrieb der Bienen. Noch in der Schwarmkiste hatte das Volk über Nacht zwei handtellergroße, strahlend weiße Waben gebaut. Doch wie produzieren die Bienen das Wachs? Und was machen Imker daraus? Um diese Fragen ging es beim Seminar „Bienenwachs Gewinnung und Verarbeitung“ des Instituts für Bienenkunde der Landwirtschaftskammer in Münster.

Knapp 20 Teilnehmer und Teilnehmerinnen vom Neuling bis zum Kenner mit 16 Jahren Imkererfahrung interessierten sich für das Thema. Referatsleiter Dr. Werner Mühlen beschrieb zunächst die Zusammensetzung des Wachses aus über 300 Bestandteilen – einzigartig und nicht zu kopieren: „Das Wachs ist ein Stoffwechselprodukt, das aus den Wachsdrüsen am Bauch der Biene ausgeschieden wird. Diese Drüsen sind nur im Lebensabschnitt als Baubiene zwischen dem 12. und 18. Lebenstag aktiv.“ Dann scheidet die Biene flüssiges Wachssekret aus, das an der Luft zu kleinen weißen Wachsplättchen erstarrt. Erst durch Zufügen von eiweißhaltigem Speichel wird es formbar und erhält seine goldene Farbe.

Bienen müssen ihren Bautrieb ausleben können, deshalb sollten Imker immer genügend Platz anbieten, auch wenn es Honig kostet. Man sagt, dass Bienen für die Produktion von 1 kg Wachs etwa 3 kg Zucker verbrauchen. Ein Bienenvolk produziert durch den Ausbau von Mittelwänden und Baurahmen sowie Entdecklungswachs rund 930 g Wachs pro Jahr.

Offener Wachskreislauf

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Der Vergleich einer frischen und einer mehrjährig gebrauchten Wabe zeigt eindrucksvoll den Unterschied der Verschmutzung.

Leider konserviert Bienenwachs Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und Varroaziden. Bei der regelmäßigen Umarbeitung des Wachses zu Mittelwänden werden diese nicht abgebaut, sondern reichern sich mit der Zeit sogar an. Bienen bauen die Wände zu Waben aus, die wiederum zu Mittelwänden verarbeitet werden. Wichtig ist, diesen geschlossenen Wachskreislauf zu durchbrechen, um die Schadstoffbelastung zu senken. „Entnehmen Sie deshalb 20 bis 30 Prozent des Wachses und verarbeiten Sie es zu Kerzen“, riet Mühlen. Innerhalb von zwei bis drei Jahren sollten alle Waben erneuert sein, dazu eigenes Wachs oder als rückstandfrei gekennzeichnetes Wachs verwenden. Als positive Nebeneffekte des Offenen Wachskreislaufs zählte der Fachmann die Gesundheitsvorsorge für das Volk, die Erhöhung von Honigleistung und Qualität und die schwarmtrieblenkende Wirkung auf. Übrigens werden die Waben im mehrjährigen Gebrauch durch die Schmutzansammlungen immer enger. Und da der Wabendurchmesser auch die Größe der daraus schlüpfenden Biene bestimmt, werden diese auch immer kleiner.

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Wachs- und Raumtemperatur sowie Arbeitsweise müssen stimmen, wenn heißes Wachs in Gussform für Mittelwände gegeben wird.

Für den Praxisteil zu den Themen Wachsschmelzen, Gießen von Mittelwänden und Herstellung von Bienenwachskerzen ging es in die herrlich nach Wachs duftende Imkerei. Imkermeister Harald Kretzschmar warnte die Teilnehmer zunächst vor Verbrennungen durch und Selbstentzündung von Wachs. Dann demonstrierte er den Einsatz eines Dampfwachsschmelzers, der wie ein großer Entsafter arbeitet und ganze Waben schmilzt. Das selbstgebaute Modell besteht aus zwei Zargen, Eimer, einem Trichter und Absperrgitter, Fliegengaze und einem Deckel. Ein Dampfboy aus dem Baumarkt (ca. 40 €) sorgt für die nötige Hitze. Das gewonnene Wachs wird durch Klären mit Wasser und Filtern gereinigt. Während des Abkühlens sinken Verunreinigungen auf den Boden des Eimers, die später vom festen Wachsblock abgekratzt werden.

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Mit Hilfe einer Schablone und eines Cuttermesser wird aus dieser Platte eine Mittelwand zugeschnitten.

Wie wichtig die richtige Verarbeitungstemperatur ist, bemerkten einige Teilnehmer beim Gießen von Mittelwänden. Das Wachs war weniger als 72 °C heiß. Da konnte die Gussform noch so sorgfältig gefüllt werden – beim Auslösen der Wände brachen sie. Der Kauf einer Mittelwandgussform schlägt mit 400 bis 600 € zu Buche. Die Investition lohnt sich dann, wenn man seine Mittelwände konsequent selbst herstellt oder sich mit Imkern zusammenschließt.

Einen Rat gab Harald Kretzschmar den Teilnehmern abschließend auf den Weg: „Verkauft Euren Honig und Eure Kerzen nicht zu billig, denn das schadet den hauptberuflichen Imkern, die davon leben müssen.“

Kerzen aus Bienenwachs

Für die Kerzenherstellung ist selbstgewonnenes Wachs meist nicht sauber genug, was eine dunklere Farbe und knisternden Brand hervorruft. Das Institut für Bienenkunde greift deshalb auf zugekaufte Wachspastillen zurück. Eine Bienenwachskerze sollte man niemals ausblasen, sondern den Docht ins flüssige Wachs tauchen und wieder aufrichten. Bei Bedarf kürzt man den Docht auf 10 bis 15 mm – ist der Docht zu lang, rußt die Kerze, ist er zu kurz, brennt die Kerze mit zu kleiner Flamme.

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Die Silikonformen für den Kerzenguss werden mit Gummiringen zusammen gehalten und mit Dochten bestückt.
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Innerhalb weniger Stunden ist das Wachs fest und die Kerzen werden aus der Form gelöst.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieser Artikel ist unter dem Titel "Familie Sommer und die Bienen", Teil 5, in Folge 47/13 des Landwirtschaftlichen Wochenblattes Westfalen-Lippe erschienen.

Am Flugloch unserer Bienenkiste ist schon seit zwei, drei Wochen so gut wie nichts mehr los. Das Foto vom 1. November zeigt, daß sich das Volk vor allem auf den mittleren Waben aufhält. Was machen die Bienen eigentlich im Winter?DSC_1457

Das Leben der Bienen unterscheidet sich im Winter gravierend vom Leben im Sommer. Während die Sommerbienen in der warmen Jahreszeit mit Brutpflege und dem Eintragen von Pollen und Nektar vollauf beschäftigt sind, geben die Winterbienen alles, damit das Volk die kalte Jahreszeit überlebt. Sommerbienen haben übrigens eine Lebenserwartung von nur sechs Wochen (!). Winterbienen können dagegen sechs Monate alt werden.

Wer nun glaubt, sie liegen auf der faulen Haut und halten Winterschlaf, irrt gewaltig. Die letzte Brut ist zwar schon Ende Oktober geschlüpft und auch der Flugbetrieb wird bei Temperaturen unter 12 °C eingestellt. Sinken die Temperaturen weiter, zieht sich das Volk zwischen den Waben zur Wintertraube zusammen.

Die äußeren Bienen bilden dicht gedrängt einen "Wintermantel", der das Volk vor Nässe und Kälte schützt. Die Bienen im Inneren der Traube heizen, indem sie mit ihrer Flügelmuskulatur Wärme erzeugen. Damit erreichen sie eine Temperatur von 25 bis 30 °C. Selbst bei starkem Frost herrschen in der Traube mindestens  + 20 °C. Im Randbereich darf die Temperatur nicht unter 7 - 8 °C sinken, denn dann kühlen die Bienen aus und sterben.  Deshalb tauschen die äußeren Bienen systematisch ihre Plätze mit den Schwestern im Inneren der Traube. Hier hält sich auch die Königin auf. Nahrung erhalten die Bienen aus den Vorratszellen.

Bei höheren Außentemperaturen fliegen vereinzelt Bienen aus, um ihre Kotblase zu entleeren. Ansonsten sammeln sie den Kot in der Blase, bis das Frühjahr warme Flugtage bietet.

Für den Imker gibt es in der kalten Jahreszeit am Bienenstock bis auf eine Varroabehandlung mit Oxalsäure nichts zu tun.

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DSC_1440-001Seit einigen Tagen schmunzeln unsere Besucher, wenn sie vor der Haustür stehen. Der Grund ist mein Imkerinnen-Schild. Nur mein Mann weiß noch nicht, was er davon halten soll....

Das Schild habe ich selbst gebastelt und hängt an einer abgearbeiteten und rostigen Kartoffelgabel. In unserem Urlaub an der Ostsee wartete sie an einem Waldweg nur darauf, von mir eingesammelt zu werden.

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DSC_0484Wenn Bienen „sterzeln“, heben sie ihren Hinterleib an, ziehen die letzten beiden Rückenschuppen hoch und legen die Sterzeldrüse frei. Aus dieser Duftdrüse strömen Pheromone, die sie mit heftigem Flügelschlagen in die gewünschte Richtung verteilen. Damit weisen die Bienen ihren Geschwistern den Weg zurück in den Bienenstock. Wir entdecken sterzelnde Bienen vor allem nachmittags bei gutem Wetter, aber auch, wenn die Kiste geöffnet und das Einflugloch deshalb verdeckt war.

Seit Juli hat unser Volk die Bienenkiste fleißig mit Waben ausgebaut und Dank des guten Wetters reiche Ernte eintragen können. Aber reicht das für den Winter? Erfahrene Imker können das gut abschätzen. Wir Anfänger haben Ende August unsere Kiste gewoDSC_0612gen. Abzüglich des Leergewichtes kamen wir auf gute
9 kg Inhalt, bestehend aus Bienen, Waben und Honig. Viel zu wenig, denn man sagt, ein Volk benötigt je nach Größe 10 bis 20 kg Vorräte. Also habe ich über mehrere Tage hinweg abends Zuckerwasser im Verhältnis 3:2 zugefüttert.

Diese Lösung fülle ich in einen Eimer, der in den Honigraum gestellt wird, am besten mit Wandkontakt. Die Eimerwände habe ich zuvor mit Schmiergelpapier angeraut. So können die Bienen besser daran hochkrabbeln. Ein dicker Strohwisch bietet den Bienen genügend Halt, damit sie nicht im Zuckerwasser ertringen. Vorgekommen ist dies trotzdem. Als ich einmal nachschaute, hatten viele Bienen im Zuckerwasser "gebadet" und etliche waren ertrunken.

Nur eins zum Fleiß der Bienen: Sie schaffen es locker, 5 l Zuckerlösung in zwei Tagen wegzuschleppen und zu verarbeiten. Allerdings kann man die neuen Vorräte nicht als Honig bezeichnen, da weder Nektar noch Honigtau verwendet wird. Erneutes Wiegen ergab ein zufriedenstellendes Gewicht von rund 20 kg.