Wer regiert das Volk?

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Auf der Suche nach der Königin: Wurde sie vom Imker mit einem farbigen Punkt gekennzeichnet, ist sie leicht zu finden. Ansonsten hält man nach der größten Biene im Volk Ausschau.

Beim Abendessen entwickelt sich in unserer Familie eine Diskussion darüber, wer eigentlich in unserem Bienenvolk das Sagen hat.
„Die Königin, natürlich!“
„Na, aber die Arbeiterinnen beeinflussen doch durch die Größe der Wabenzellen und die Fütterung, wer darin heranwächst – Königin, Drohn oder Arbeiterin. Dann bestimmen doch eigentlich sie.“
„Das wäre dann ja ein Matriarchat. Was ist eigentlich mit den Drohnen?“
„Und woher wissen die vielen Arbeiterinnen, was sie zu tun haben?
Fragen über Fragen. Schnell merken wir, dass sich unser menschliches Sozialleben nicht auf ein Bienenvolk übertragen lässt. Ein Bienenvolk kann als ein einziger Organismus betrachtet werden, deshalb bezeichnet man ihn auch als „Bien“. Er setzt sich aus der Königin, den Arbeiterinnen und den Drohnen zusammen.

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Der Drohn ist im Vergleich zur Arbeiterin wesentlich größer und kräftiger.

Um das Verhältnis darzustellen: Es gibt nur eine einzige Königin, die durch einen Duftstoff bei den Arbeiterinnen die Eiablage unterdrückt und eventuelle Konkurrentinnen tötet. Im Sommer bevölkern bis zu 25000 bis 30000 Arbeiterinnen den Bienenstock und erledigen sämtliche Tätigkeiten von der Brutpflege bis zum Sammeln von Wasser und Nahrung.
Pro Saison werden rund 2000 männliche Bienen aufgezogen. Diese Drohnen leben nur wenige Wochen. Ihre einzige Aufgabe ist es, eine Königin auf ihrem Hochzeitsflug zu begatten – was natürlich nur den wenigsten gelingt. Und diese sterben auch noch dabei. Die übrigen Drohnen werden nach der Fortpflanzungszeit aus dem Stock geworfen, was ebenfalls ihren Tod bedeutet.

Es kann nur eine geben
Die Königin ist die einzige im Stock, die mehrere Jahre alt wird und so an mehrere Generationen ihr Erbgut weitergibt. Von Anfang an wird sie von den Ammenbienen besonders umsorgt und mit Gelée Royale gefüttert. Sie ist die größte Biene im Volk mit der größten Aufgabe. Von März bis August legt sie zwischen 100 und 1200 (!) Eier pro Tag.
Sie schüttet ständig Pheromone aus, die von den Arbeiterinnen gleichmäßig im Volk verteilt werden und es zusammenhalten. Ein kräftezehrender Knochenjob.

Kommunikation ist alles
Ein Bienenvolk kann nur im Verbund mit allen drei Wesen existieren. Ein Vergleich: Nervenzellen im menschlichen Gehirn können einzeln keine Information speichern und werden nur im Verbund „klug“. Einzelne Bienen sind hilflos. Ihre Kommunikation lenkt das gesamte Volk ohne einen bestimmenden Kopf zu haben.
Immer wenn sich zwei Bienen treffen, tauschen sie Informationen in Form von Nektar, Gerüchen oder Bewegungen aus. Bienen, die vom Nektarsammeln zurückkehren, „tanzen“ die Richtung, Entfernung und Größe der gefundenen Futterquelle auf den Brutzellen. Diese dienen als Resonanzboden – Tausende von unbeteiligten Bienen hören diese Trommelsignale mit. Es ist immer der gesamte Bienenstaat, der Entscheidungen fällt.

Super, dieser Superorganismus, oder?

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