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Honig aus Kamerun! Wie dunkel er ist, kann man an dem Fläschchen links gut erkennen.
Honig aus Kamerun! Wie dunkel er ist, kann man an dem klaren Fläschchen links gut erkennen.

Gestern kam Post von Helmut, einem Gast, den ich auf Charles Fest im Regenwald von Kamerun kennengelernt habe. Er schickte mir ein Fläschen mit Honig aus Kribi, einer Stadt im Süden Kameruns am Golf von Guinea gelegen. Ich hatte mir auch eine Flasche Honig aus Dschang mitgebracht. In Kamerun ist die Abfüllung in Plastikflaschen üblich. Sicherlich sind es keine neuen Flaschen, der Deckel war nicht mehr versiegelt.
Das Etikett weist den Inhalt der großen Flasche als Honig mit großem Eukalyptus-Anteil und Naturprodukt aus dem Hochgebirge der West-Region aus. Außerdem werden große therapeutische Eigenschaften versprochen: einen kleinen Löffel Honig zu essen sei genauso gesund, wie fünf große Löffel Milch zu trinken.
Dazu muss man wissen, dass Milchviehhaltung in Kamerun eher selten ist und die Ernährung arm an Milch und Milchprodukten. Ich hatte mal Charles Tochter, kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland gefragt, wie sie unser Essen findet. Ihre Antwort: "Sehr milchi!"

Unbekanntes Insekt, dass in seinem Flugverhalten sehr hektisch wirkt.
Unbekanntes Insekt, dass in seinem Flugverhalten sehr hektisch wirkt.

Malziger Eukalyptus-Honig
Aber wie schmeckt nun Eukalyptus-Honig? Sehr malzig, leicht nach Karamell und gut abgerundet. Die Konsistenz ist cremig und er sehr dunkel. Mir schmeckt er sehr gut! Die Recherche ergibt, dass Eukalyptus-Honig nicht nur aus Blütennektar zusammengetragen wird, sondern auch aus Honigtau. In Deutschland ist Eukalyptus-Honig auch erhältlich, zum Beispiel aus Italien.
Gerade habe ich den neuen Honig aus Kribi probiert. Was für ein Unterschied! Er schmeckt sehr viel schärfer, eine kräftige Geschmacksnote sticht besonders heraus. Die Farbe ist noch dunkler, fast schwarz wie Rübenkraut. Keine Ahnung, um welche Sorte es sich handelt. Helmut hat das Fläschen nur mit "Honig aus Kribi" beschriftet.

Die letzten Bilder aus Kamerun
Fotos von Eukalyptusbäumen und ihren Blüten kann ich leider nicht beisteuern. Dafür aber dieses rätselhafte Insekt, das ich nicht zuordnen kann. Die Mimikri ähnelt unseren heimischen Schwebfliegen, doch die Fühler passen nicht.
Unten dann noch eine Collage von verschiedenen Tieren, denen ich in Kamerun begegnet bin. Damit beende ich dann auch die Kamerun-Foto-Serie. Es sei denn, der Professor aus Kamerun versorgt mich noch mit Bienen-Infos.

GS 16.013

Dr. Joachim Eberhardt, der Macher der E-Learningplattform "Die Honigmacher" ist Apisticus des Jahres.
Dr. Joachim Eberhardt, der Macher der E-Learningplattform "Die Honigmacher" ist Apisticus des Jahres.

Leider habe ich in diesen Tagen wenig Zeit. So reicht sie nicht, um ausführlich über die Apisticus-Tage in Münster zu berichten. Am vergangenen Samstag war ich dort und durfte auch für das Landwirtschaftliche Wochenblatt berichten - den Artikel kann ich aber erst später online stellen. Hier ist er. Leider kam noch eine Anzeige auf die Seite - was mich ein Foto gekostet hat.

Nutzen, was "eh da" ist
Dass es wieder einmal ein interessanter Tag mit netten Begegnungen und Gesprächen war, versteht sich von selbst. Auch die Vorträge waren interessant und eröffneten neue Blickwinkel. Professor Christoph Künast aus Otterstadt stellte das "Eh da-Konzept" vor, ein Weg zu mehr Blüten und Bienen in der Agrarlandschaft. Dabei geht es darum, so genannte "Eh da-Flächen", die also "eh da" sind, wie Straßenränder, Verkehrsinseln, Böschungen, Knicks usw. mit Blühpflanzen zu versorgen. Sie seien zwar schmal, aber flächendeckend vorhanden. So könnte ein flächendeckendes Netz von Trachtbiotopen entstehen. Gute Idee. Die Frage ist nur, wie man die vielen Leute/Institutionen motiviert, die mitziehen müssten: Kommune, Landbesitzer, interessierte Bürger, die Untere Landschaftsbehörde..... Da braucht man schon einen sehr langen Atem.

Apisticus ist kein Imker
Jetzt reicht die Zeit gerade noch, um den Apisticus das Jahres zu nennen: Dr. Joachim Eberhardt! Kein Imker, aber ein Bienenfreund, Biologe und Kenner der Neuen Medien. Als solcher hat er vor elf Jahren die Lernplattform "Die Honigmacher" konzipiert und ins Netz gestellt. Auf diese Seite verweise ich ja sehr gerne, weil sie einfach so gut gemacht ist. Dabei fällt mir ein, den Schnupperkurs habe ich noch immer noch nicht beendet - das mache ich, wenn ich mehr Zeit habe....

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Bienen können ihre Zunge bewegen.
Obwohl die Biene auf diesem Foto im ganzen schön getroffen ist, möchte ich den Fokus auf die Zunge lenken. Bienen können ihre Zunge nämlich virtuos bewegen. Wollen sie Flüssigkeiten aufsaugen, formen sie mit ihren Kauladen einen Rüssel drumherum.
Der Rüssel wird aus den Kauladen gebildet, in dem sich die Zunge bewegt. (eigene Zeichnung wg Uhrheberrecht)
Der Rüssel wird aus den Kauladen gebildet, in dem sich die Zunge bewegt. (eigene Zeichnung)

Aufräumen kann ja so anstregend sein! Dieser Biene hängt die Zunge zum Halse heraus. Sie ist  auf die Varroawindel geflogen und schleckt auf, was aus der Beute heruntergefallen ist.
Das ist mal ein Anlass die Mundwerkzeuge der Biene unter die Lupe zu nehmen. Ich hatte immer gedacht, die Zunge sei mehr oder weniger steif. Aber oben ist gut zu sehen, dass die Biene sie herumschlenkern kann, wie der Elefant seinen Rüssel.

Zunge im "Klapprüssel"
Und tatsächlich bestitzt die Honigbiene einen Rüssel (ist auf dem Foto allerdings "eingefahren"). Dieser besteht aus zwei Kauladen, die um die Zunge herum zu einer Röhre zusammengelegt werden. Darin bewegt sich die Zunge wie eine Pumpe auf und ab. Zum Einsatz kommt der Rüssel, wenn Flüssigkeiten wie Nektar und Wasser aufgenommen werden sollen. Er wird auch für den Austausch von Futter mit den Stockbienen und zum Verteilen von Wasser im Stock zur Klimaregulation benötigt. Wird er nicht gebraucht, werden die Kauladen in eine große Furche unterhalb des Kopfes eingeklappt.

ei kleinsten Flüssigkeitsmengen wird das Löffelchen eingesetzt.
Bei kleinsten Flüssigkeitsmengen wird das Löffelchen eingesetzt.

Löffelchen für die Reste
Am Ende der Zunge besitzen Bienen übrigens eine Art  schaufelförmigen "Wischlappen" (auch Löffelchen genannt), mit dem sie kleinste Flüssigkeitsmengen aufschlecken können.

Multitool: Mandibeln
Feste Nahrung, wie Pollen wird übrigens mit Hilfe der oberhalb der Kauladen befindlichen Mandibeln in kleine Stücke zerkleinert und direkt durch den Mund aufgenommen. Als mulitfunktionales Werkzeug werden sie zudem eingesetzt, um Wachs zu formen, Stockbienen zu putzen, Brutdeckel aufzuschneiden, Harze zu sammeln und Blüten aufzuschneiden, wenn sie sonst nicht an den Nektar gelangen können. Letzeres habe ich schon einmal im Eintrag "Bienen begehen Nektarraub" beschrieben.
Bienen sollen mit den Mandibeln sogar ihre Feinde festhalten, um sie besser stechen zu können.Bienenzunge

Scan_20160202 (2)Der Apisticus-Tag steht schon lange in meinem Kalender. Übernächstes Wochenende ist es wieder so weit. Im besonderen Ambiente der Speicherstadt präsentieren die Landwirtschaftskammer, Apis e.V., der Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker und der Kreisimkerverein Münster ein interessantes Programm für Imker und Bieneninteressierte. Das Hauptthema in diesem Jahr: "Bienen braucht das Land".

Etwas Geld einstecken...
Neben Fachvorträgen, Workshops und Kochvorführungen bieten Händler und Aussteller wirklich alles an, was das Imkerherz begehrt. Da kann man verschiedene Imkerschleier ausprobieren, Beuten in die Hand nehmen, Saatgut für Bienenweiden, Cremes und Wachsprodukte erstehen und sich von Neuheiten überraschen lassen. In der Schlemmergasse "Via Mièle" gibt es dann allerhand Kostproben von Honig (-produkten) und Leckereien. Ich finde es immer wieder interessant.
Genug der Werbung, oder?

Nomen est Omen
Aber eines stößt mir jedes Jahr neu auf: Der Name. Bevor ich mich für Bienen interessierte, habe ich mit der Bezeichung Apisticus wenig anfangen können. So geht es vielen anderen auch. Nicht jeder hat Latein gelernt und dann auch noch die passende Bienenvokabel "Apis" im Gedächtnis.
"Tag" stimmt auch nicht mehr, denn die Veranstaltung erstreckt sich schon seit einigen Jahren über zwei Tage. Vielleicht kann man die Veranstaltung ja mal umbennen? Ich würde sie ganz griffig und leicht verständlich, ohne die Fantasie groß spielen zu lassen, "Bienen- und Imkertage" nennen.

16-02-05 Bienenbrosche LandfrauenBin gerade reich beschenkt von der Jahreshauptversammlung des Halterner Landfrauenverbandes heimgekehrt. Dort habe ich per PowerPoint-Vortrag und diversem Anschauungsmaterial von meinen Bienen geschwärmt. Als Dankeschön wurde mir eine silberne (!) Anstecknadel in Form einer Biene überreicht. Freue mich sehr darüber!

Symbol für die Landfrauen
Dazu muss man wissen, dass die Biene das Symbol des Landfrauenverbandes ist. Wer noch nie von diesem Verband gehört hat, lese dieses Zitat, das ich der Hompage des Deutschen Landfrauenverbandes entnommen habe: "In den Ortsvereinen sind ca. 500.000 Frauen Mitglied, die sowohl in der Landwirtschaft als auch in anderen Berufsfeldern tätig sind. Der Deutsche LandFrauenverband (dlv) vertritt bundesweit die Interessen aller Frauen und ihrer Familien im ländlichen Raum. Er setzt sich ein für die berufsständischen Interessen der Bäuerinnen und die Verbesserung der sozialen, wirtschaftlichen und rechtlichen Situation von Frauen sowie für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein wichtiges Ziel ist die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen im ländlichen Raum."
500.000 Frauen! Das ist schon eine Nummer. Ich weiß nicht, ob der Verband heute noch der größte Frauenverband Deutschlands ist. Aber ich weiß, dass die Frauen auf den Höfen sehr viel arbeiten, nicht nur für ihre Betriebe und Familien, sondern sie engagieren sich häufig auch intensiv ehrenamtlich in ihren Dörfern und Städten - eben bienenfleißig!

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Beim Einreiben meines Kommode mit Antikwachs Möbelpflege mit Bienenwachs - das wär's doch!
Meine Erbstücke aus Eichenholz benötigen immer mal wieder eine Behandlung mit Wachs. Dieses Döschen Möbelpflege enthält sogenanntes Antikwachs. Beim nächsten Mal ist bestimmt eigenes Bienenwachs drin...

Kann man schon von Frühlingslicht sprechen? Mir schien es vor einigen Tagen so. Ins Wohnzimmer strahlte die Sonne besonders hell - auch auf meine Eichenkommode. So konnte ich gut sehen, dass deren Füße durchs Putzwasser grau geworden sind und das Holz nach Pflege hungert.
Also habe ich das Antikwachs, Putzlappen und Bürste herausgekramt und das Holz mit Wachs "gefüttert" und gewienert, bis es wieder golden glänzte.
Meine Nase hätte sich wegen des wenig angehmen Geruchs des Antikwachses am liebsten verschlossen.  Dazu eine stupide Arbeit, bei der die Gedanken wandern: Man kann doch sicherlich auch eine Möbelpflege auf der Basis von Bienenwachs herstellen? Kann man - ich habe in Büchern geblättert und gegoogelt. Doch zum Ausprobieren fehlt mir gerade die Zeit und meine Möbel sind fürs Erste versorgt....
Aber vielleicht möchte es jemand von Euch testen und dann berichten?

Öl und Wachs - das war's
Tipps per Video liefert der "Holzwurm" und Tischlermeister Lothar Jansen-Breef aus Bad Arolsen in seinem You-Tube- Kanal:

Er erwärmt einfach Terpentinöl und Bienenwachs, bis das Wachs geschmolzen ist. Terpentinöl dient als Lösungsmittel, riecht auch nicht so gut (gesund?). Daher sollte man besser bei geöffnetem Fenster und mit Handschuhen arbeiten. Die Mischung durchs Sieb in Gläser mit weitem Rand abfüllen, abkühlen und festwerden lassen - fertig.
Möbelwachs in fester Konsistenz für Böden und Möbelrückwände stellt er aus 1 l Terpentinöl und 700 g Bienenwachs her.
Flüssigeres Wachs für Möbeloberflächen mischt er aus 1 l Terpentinöl und 400 g Bienenwachs.
Beide Wache seien auch mittels Laugen wieder ablösbar.

Manche Öle kleben
Ich habe auch Rezepte auf der Basis von Leinölfirnis und Olivenöl gefunden. Doch aus eigener Erfahrung beim Beutenanstrich mit Leinölfirnis weiß ich, dass das Öl noch laaaange klebt (und daher Staub und Fusseln anziehen wird). Ob das auch für Olivenöl gilt? Ich mag jetzt nicht die Probe aufs Exempel machen. Terpentinöl wird übrigens aus dem Balsam von Kiefern gewonnen = Balsamterpentinöl. Wieder etwas gelernt!

Manche lassen sich bewusst von Bienen stechen, weil sie zum Beispiel bei Arthrose Linderung verspüren. So weit ist es bei mir noch nicht....
Das ist nicht "mein" Bienenstich, sondern ein Foto aus dem Archiv. Dieser Mann ließ sich in den Ellenbogen stechen, weil das Bienengift seine Arthrose lindert. Ich habe mich nicht freiwillig stechen lassen.

Manche Themen drängen sich ja zur Unzeit auf: Ein Bienenstich im Januar! Ich wollte schon immer aufschreiben, wie Bienenstiche zu behandeln sind - aber doch nicht im Winter, wenn keiner - außer unvorsichtigen Imkerinnen - gestochen wird!
Wie ist es passiert? "Mal eben nach den Bienen schauen".... Dieses Mal sogar mit Schleier, weil ich am Flugloch fotografieren wollte. Ach, und längst wollte ich bei Helene den Futtervorrat kontrollieren. Handschuhe und Stockmeißel hatte ich nicht dabei, es würde schon so gehen, dachte ich. Hätte ich nur besser nachgedacht. Bei Temperaturen um 12 °C sind meine Hände natürlich eine gute Wärmequelle. Also ist mir ein Bienchen auf der Suche nach Wärme in den Ärmel gekrabbelt und hat mir dann ins Handgelenk gestochen. AUA!
Schnell den Stachel samt Giftblase aus der Haut geschnippst und zuhause ein Kühlkissen aufgelegt. Erst drei Stunden später begann die Hand anzuschwellen, zu schmerzen und heiß zu werden. Über Nacht habe ich mir einen kleinen Verband mit histaminhaltiger Salbe "Mückenstichsalbe" angelegt. Noch ist die Schwellung nicht größer geworden, aber ich rechne im Laufe des Tages damit....
Ist aber nicht so schlimm. Ich werde es aushalten. Bringt nur wieder meinen Blogvorlauf durcheinander. Für heute war ein Beitrag über Möbelpflege aus Bienenwachs geplant.
Und Helenes Futtervorrat? Ich glaube, er reicht.


Der strahlende Sonnenschein lockte mich heute Mittag nach draußen, um "kurz" nach den Bienen zu sehen. Und - Volltreffer! Die Bienen wagten sich auch heraus - zum Reinigungsflug, wie man auf einem der Bilder gut sehen kann. Einige hatten es wohl so eilig, dass sie sich gleich auf dem Anflugbrett entleerten...

Da musste wohl jemand ganz nötig - erste Kotspritzer zieren das Anflugbrett....
Da musste wohl jemand ganz nötig - erste Kotspritzer zieren das Anflugbrett....

Ist für uns ja auch unvorstellbar, wie sie es schaffen, ihren Kot wochen-, ja monatelang zu halten, bis die Temperatur an einem Wintertag auf mindestens 10 bis 12 °C steigt und die Flugmuskulatur voll einsatzfähig ist. In diesem Winter war die Pause durch die milden Temperaturen bis weit in den Dezember hinein ja auch nur kurz.
Und nach dem Reinigungsflug einmal in den Spiegel schauen:

Diese Biene mag meinen Silberring.
Diese Biene landete auf meinem Silberring.

Ach ja, "kurz" nach den Bienenschauen wollte ich, aber dann traf ich den netten Nachbarn, der auch mal Imker war und jetzt bei Iglo arbeitet (produzieren Tiefkühlkost und bauen lässt in unserer Region Gemüse anbauen). Er berichtete, dass auch der Schnittlauch schon wächst.
Ein Hundebesitzer beobachtete ebenfalls die Bienen und erzählte, dass er regelmäßig meinen Blog verfolge. Nur einen Kritikpunkt habe er, ich dürfe doch nicht schreiben, dass Haltern am See zum Ruhrgebiet gehöre.... Die alte Diskussion: Alles was nördlich der Lippe liegt, zählt geographisch zum Münsterland; Haltern wurde aber 1929 aus dem münsterländischen Kreis Coesfeld abgezwackt und dem Ruhrgebietskreis Recklinghausen zugeordnet.
Wieder einmal nette Begegnungen, die ich ohne die Imkerei nicht hätte!

Die Ergebnisse der seit 1989 durchgeführten Untersuchungen über das Brutverhalten der Völker im Herbst und Winter haben sich auch in 2016 bestätigt.
Nach wie vor gelten folgende Regeln:
1. Alle Völker schränken im Laufe des Herbstes ihr Brutnest ein. Die stärkeren Völker gehen eher aus der Brut als die schwächeren. Die schwächeren Völker und auch die stark von Varroamilben befallenen Völker neigen (eher) zum Durchbrüten.

2. Dieses Brutverhalten wird vom Standort geringfügig beeinflusst. Im Schatten aufgestellte Völker gehen eher aus der Brut als in der Sonne stehende Völker.

3. Bei Kälteeinbrüchen mit frostig-kalten Nächten stellen alle Völker das Brüten ein. Dann werden Eier und jüngste Larven sogar aufgefressen, nur verdeckelte Brut und vor der Verdeckelung stehende Brut wird weiter gepflegt. Deshalb dauert es nach einem Kälteeinbruch mit Nachtfrost weniger als 21 Tage, bis gesunde und ausreichend starke Völker brutfrei sind.

Wenn die Wetterprognose zutrifft, kann in 2016 die „Restentmilbung“ durch „Träufelbehandlung“ mit Oxalsäurelösung noch im November durchgeführt werden.

Für sie gelten zwei Regeln:

„Lieber bei -5° C als bei +5° C.“

Die aufgeträufelte Oxalsäurelösung wirkt ausschließlich als Kontaktgift. Beim „Träufeln“, das eher ein Spritzen ist, werden nicht alle Bienen mit Oxalsäure benetzt. Diese wird durch Körperkontakt von Biene zu Bienen äußerlich weitergegeben. Je enger die Völker sitzen, desto besser ist die Verteilung der Oxalsäure in der Bienentraube, desto mehr Milben werden erreicht. In brutfreien und eng sitzenden Völkern kann ein Wirkungsgrad von 95% erzielt werden. Dabei ist der enge Sitz wichtiger als absolute Brutfreiheit. Deshalb unter Beachtung des Wetterberichtes den richtigen Zeitpunkt wählen: frühmorgens nach einer frostig-kalten Nacht. Übrigens: In der „Restbrut“ befinden sich weniger als 5% der Milben eines Volkes, wenn sie in der Größenordnung vorliegt, wie sie in 2016 an den Bienenständen „M“ und P-I“ (vgl. Abb. 4 und 5) vorgefunden wurde.
Nur wenige der mit der Oxalsäure kontaminierten Milben fallen sofort. Der durch die „Restentmilbung“ ausgelöste Milbenfall hält 3-4 Wochen lang an. Das Maximum liegt am zweiten oder dritten Tag nach der Behandlung. Etwa 80% der bekämpften Milben fallen in den ersten 7 Tagen nach der Behandlung. Wer den Befallsgrad bzw. den Behandlungserfolg beurteilen will, sollte deshalb nach der Behandlung mindestens eine Woche lang die gefallenen Milben zählen und beim Zählen auf helle Milbenstadien achten. Ihr Auftreten wäre ein Indiz dafür, dass das behandelte Volk noch verdeckelte Brut hatte. Gleiches gilt auch bei der Beobachtung des natürlichen Milbenfalls vor der Behandlung. Helle Milbenstadien im Gemüll sind ein Zeichen dafür, dass befallene Brut geschlüpft ist.

„Zweimal ist einmal zu viel.“

Oxalsäure kann auch bei zu hoher Dosierung Bienen schädigen. Bei der Träufelbehandlung sollte die Oxalsäure auf möglichst viele Bienen verteilt werden. Das ist leichter zu verwirklichen, wenn die Lösung mit dünnem Strahl auf bzw. in die Traube gespritzt wird und nicht mit dicken Tropfen aufgeträufelt. Deshalb sollte eine leicht gängige Spritze mit aufgesetzter Pipettenspitze benutzt werden. Die besetzten Wabengassen werden nicht einmal, sondern zwei- oder auch dreimal der Länge nach „abgefahren“. Die gesamte Dosis richtet sich nach der Stärke des Volkes bzw. nach der Anzahl der von der eng sitzenden Bienentraube besetzten Wabengassen. In eine gut besetzte Wabengasse werden etwa 10 ml gespritzt. Letztendlich werden 30-50 ml Lösung pro Volk verbraucht. Wenn man vor der Behandlung eine saubere Windel eingeschoben hat, kann anschließend beurteilt werden, wie viel Oxalsäure danebengegangen ist. Übung macht den Meister.
Wenn Völker in zwei Zargen sitzen, muss in der Regel die obere Zarge angekippt werden. Dann wird die Oxalsäure nicht auf, sondern in die aufgeklappte Bienentraube geträufelt.
Siehe auch das Video: Restentmilbung mit Oxalsäure
Auf keinen Fall sollte die Träufelbehandlung wiederholt werden. Die zweimalige Behandlung löst einen stark erhöhten Bienenabgang aus, der die Überwinterung des Volkes gefährdet.

Dr. Gerhard Liebig, Bochum, e-mail: immelieb@t-online.de

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Im Winter haben die Varroamilben "keine große Lust", sich in den Brutzellen aufzuhalten und zu vermehren.

Die Oxalsäurebehandlung ist dann besonders erfolgreich, wenn das Bienenvolk ohne Brut ist. Ob das so war, habe ich Anfang Januar gar nicht erst herauszufinden versucht. Denn die Zeit drängte.
Nun kam im aktuellen APIS-Infobrief Bienen@Imkerei die Entwarnung. Lest selbst:
"Viele imkerliche Anfragen signalisieren jetzt eine große Unsicherheit und eine häufig gestellte Frage lautet: war die Oxalsäure- oder Milchsäurebehandlung, die im Idealfall Brutfreiheit verlangt, ausreichend oder aber stark in ihrer Effektivität geschmälert?
In eigenen früheren umfangreichen Untersuchungen zur Verteilung der Milben zwischen den erwachsenen Bienen und der Brut hat sich gezeigt, dass sich im Sommer etwa 80 bis 90 % der Milben in der Brut aufhalten, dieser Anteil aber von Monat zu Monat nachlässt und im Spätherbst deutlich niedriger einzuschätzen ist. Viele Milben haben dann „keine Lust“ in Brutzellen einzudringen, und wenn doch sich nur verhalten zu vermehren.

Milbenfall von erwachsenen Bienen
Das hat sich jetzt auch wieder in einer kleinen Beobachtung bestätigt. Einem Volk wurde kurz vor Silvester vor einer Milchsäurebehandlung die einzige Brutwabe entnommen und Zelle für Zelle geöffnet. In 400 geschlossenen Brutzellen wurden insgesamt 10 Milben gefunden, von denen vier Nachkommen hatten. Nach der Behandlung der Bienen fielen aber über 500 Milben ab. Dies ist nur eine Einzelbeobachtung, die aber mit den älteren Untersuchungen tendenziell deutlich im Einklang steht.
Dies sollte beruhigen, aber nicht entwarnen, denn jetzt überlebende Milben schädigen in der Zukunft die Völker: In der kommenden Saison sollte der Varroabefall noch intensiver verfolgt und die Varroabekämpfung im Sommer 2016 gewissenhaft und ggf. frühzeitig einsetzen."