warten auf Brutfreiheit

Die Ergebnisse der seit 1989 durchgeführten Untersuchungen über das Brutverhalten der Völker im Herbst und Winter haben sich auch in 2016 bestätigt.
Nach wie vor gelten folgende Regeln:
1. Alle Völker schränken im Laufe des Herbstes ihr Brutnest ein. Die stärkeren Völker gehen eher aus der Brut als die schwächeren. Die schwächeren Völker und auch die stark von Varroamilben befallenen Völker neigen (eher) zum Durchbrüten.

2. Dieses Brutverhalten wird vom Standort geringfügig beeinflusst. Im Schatten aufgestellte Völker gehen eher aus der Brut als in der Sonne stehende Völker.

3. Bei Kälteeinbrüchen mit frostig-kalten Nächten stellen alle Völker das Brüten ein. Dann werden Eier und jüngste Larven sogar aufgefressen, nur verdeckelte Brut und vor der Verdeckelung stehende Brut wird weiter gepflegt. Deshalb dauert es nach einem Kälteeinbruch mit Nachtfrost weniger als 21 Tage, bis gesunde und ausreichend starke Völker brutfrei sind.

Wenn die Wetterprognose zutrifft, kann in 2016 die „Restentmilbung“ durch „Träufelbehandlung“ mit Oxalsäurelösung noch im November durchgeführt werden.

Für sie gelten zwei Regeln:

„Lieber bei -5° C als bei +5° C.“

Die aufgeträufelte Oxalsäurelösung wirkt ausschließlich als Kontaktgift. Beim „Träufeln“, das eher ein Spritzen ist, werden nicht alle Bienen mit Oxalsäure benetzt. Diese wird durch Körperkontakt von Biene zu Bienen äußerlich weitergegeben. Je enger die Völker sitzen, desto besser ist die Verteilung der Oxalsäure in der Bienentraube, desto mehr Milben werden erreicht. In brutfreien und eng sitzenden Völkern kann ein Wirkungsgrad von 95% erzielt werden. Dabei ist der enge Sitz wichtiger als absolute Brutfreiheit. Deshalb unter Beachtung des Wetterberichtes den richtigen Zeitpunkt wählen: frühmorgens nach einer frostig-kalten Nacht. Übrigens: In der „Restbrut“ befinden sich weniger als 5% der Milben eines Volkes, wenn sie in der Größenordnung vorliegt, wie sie in 2016 an den Bienenständen „M“ und P-I“ (vgl. Abb. 4 und 5) vorgefunden wurde.
Nur wenige der mit der Oxalsäure kontaminierten Milben fallen sofort. Der durch die „Restentmilbung“ ausgelöste Milbenfall hält 3-4 Wochen lang an. Das Maximum liegt am zweiten oder dritten Tag nach der Behandlung. Etwa 80% der bekämpften Milben fallen in den ersten 7 Tagen nach der Behandlung. Wer den Befallsgrad bzw. den Behandlungserfolg beurteilen will, sollte deshalb nach der Behandlung mindestens eine Woche lang die gefallenen Milben zählen und beim Zählen auf helle Milbenstadien achten. Ihr Auftreten wäre ein Indiz dafür, dass das behandelte Volk noch verdeckelte Brut hatte. Gleiches gilt auch bei der Beobachtung des natürlichen Milbenfalls vor der Behandlung. Helle Milbenstadien im Gemüll sind ein Zeichen dafür, dass befallene Brut geschlüpft ist.

„Zweimal ist einmal zu viel.“

Oxalsäure kann auch bei zu hoher Dosierung Bienen schädigen. Bei der Träufelbehandlung sollte die Oxalsäure auf möglichst viele Bienen verteilt werden. Das ist leichter zu verwirklichen, wenn die Lösung mit dünnem Strahl auf bzw. in die Traube gespritzt wird und nicht mit dicken Tropfen aufgeträufelt. Deshalb sollte eine leicht gängige Spritze mit aufgesetzter Pipettenspitze benutzt werden. Die besetzten Wabengassen werden nicht einmal, sondern zwei- oder auch dreimal der Länge nach „abgefahren“. Die gesamte Dosis richtet sich nach der Stärke des Volkes bzw. nach der Anzahl der von der eng sitzenden Bienentraube besetzten Wabengassen. In eine gut besetzte Wabengasse werden etwa 10 ml gespritzt. Letztendlich werden 30-50 ml Lösung pro Volk verbraucht. Wenn man vor der Behandlung eine saubere Windel eingeschoben hat, kann anschließend beurteilt werden, wie viel Oxalsäure danebengegangen ist. Übung macht den Meister.
Wenn Völker in zwei Zargen sitzen, muss in der Regel die obere Zarge angekippt werden. Dann wird die Oxalsäure nicht auf, sondern in die aufgeklappte Bienentraube geträufelt.
Siehe auch das Video: Restentmilbung mit Oxalsäure
Auf keinen Fall sollte die Träufelbehandlung wiederholt werden. Die zweimalige Behandlung löst einen stark erhöhten Bienenabgang aus, der die Überwinterung des Volkes gefährdet.

Dr. Gerhard Liebig, Bochum, e-mail: immelieb@t-online.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert