Ich sehe meine Bienen ja gerne - aber ob ich sie im Dezember sehen möchte, das ist die Frage! Bei 15 °C nutzten einige Bienen die Gelegenheit zum Flug. Wenn es sich um kurze Reinigungsflüge handelt, mag das ja in Ordnung sein, aber weite Suchflüge nach Tracht kosten definitiv zu viel Kraft.
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Köstlichkeit in Gläser abgefüllt
Die Honigernte ist abgefüllt! Ich habe darauf verzichtet, ihn zu rühren. Diese Kleberei ist mir zuwider und außerdem mag ich flüssigen Honig ganz gerne. Wegen des hohen Honigtauanteils will er noch immer nicht fest werden. Also ab ins Glas. Er wird ohnehin schnell verschenkt sein.
Hier die Abfüllgeschichte in Bildern:
90 Jahre Bienenkunde in Münster
Das war doch mal ein netter Termin! Ich durfte über das 90-jährige Bestehen des Instituts für Bienenkunde an der Landwirtschaftskammer in Münster berichten. Sämtliche Grußwortredner und hoben die Bedeutung der Honigbiene für Umwelt und Mensch hervor. Überall guter Wille, aber eigentlich zu wenig Geld, um die Aufgaben des Bieneninstituts in Forschung, Ausbildung und Beratung von Imkern zu leisten.
Bieneninstitut zieht in die Pampa
Was mich sehr beunruhigt ist der beschlossene Umzug des Instituts weg aus dem verkehrsgünstig gelegenen Münster ins abgelegene Bad Sassendorf. Allerdings scheint das Geld zu fehlen, um dort eine ehemalige Geflügelbrüterei in ein modernes Institut umzubauen. Da werden zum Glück noch Jahre ins Land gehen.
Sehr eindringlich schilderte Dr. Werner Mühlen, Leiter der Bienenkunde, die Bedeutung der Imkerei für Umwelt und Gesellschaft. Dabei nahm er sich auch Aspekte vor, die sonst eher im Hintergrund bleiben, z.B.
- die Rolle der Bienen als Nahrung für andere Tiere. Er hat ausgerechnet, dass eine Million Bienenvölker in Deutschland pro Jahr 150000 t Biomasse produzieren. Sie werden vor allem von Insekten wie Wespen und Hornissen verzehrt.
- dass sie dem Leben einen Sinn gibt: Die Verantwortung und Fürsorge für Bienenvölker ist eine bedeutsame Aufgabe für Imker.
- die Biene lehrt wichtige Werte: Ruhe, Gelassenheit (daran arbeite ich mich noch ab), Demut, Bescheidenheit, Sozialkompetenz....
Ach, ich könnte noch lange weiterschreiben. Das hier fällt mir leicht, wohingegen ich am Bericht für das Landwirtschaftliche Wochenblatt zu kauen hatte. Da sind dann noch Grußwort- und Gastredner sinnvoll unterzubringen. Werde ihn in 1,5 Wochen hier einstellen können. Hier ist er.
Erfahrene Ratgeber
Irgendwie rührend fand ich, dass Werner Mühlens Vorgänger Dr. Walter Pinsdorf im Jahr der Gründung des Bieneninstituts geboren ist. Da lassen sich 90 Jahre Institut an einem Menschenleben ablesen. Werner Mühlen ist auch schon 24 Jahre da und hat viel bewegt. Wenn ich nicht weiter weiß, dann wende ich mich ohne große Scheu an ihn. Das trug mir gestern vor versammeltem Publikum einen Seitenhieb ein: "Wir bemühen uns, die Imker auf einen guten Weg zu bringen - nicht wahr, Frau Sommer!?"
Nun ja, ich bin nicht nachtragend, vor allen Dingen nicht, weil er mir noch kurz das Rätsel um die ungewöhnliche Fracht im Pollenhöschen löste: Es handelt sich um Baumharzkristalle, der Grundlage für Propolis.
Echter Honig – Du bist mir eine Marke!
Aus meinem Freundeskreis kommen immer wieder interessante Fragen zur Imkerei, die sich dann wunderbar zu einem Blogeintrag verarbeiten lassen. Heute erhielt ich folgende Whatsapp-Nachricht: "Ich brauche mal den vollkorrekten, allwissenden Erklärbär in Bienenkunde.... Mathilde (krank zu Hause) gerade beim Frühstück: Mama, ich wusste gar nicht, dass es unechten Honig gibt. Denn auf unserem Glas steht ECHTER Bienenhonig!
So, und jetzt du! Korrekte Erklärung haste sicher parat, oder???"
Echter Deutscher Honig....
Ja klar - aber zuerst musste ich recherchieren. Also habe ich kurz die nette Pressereferentin des Deutschen Imkerbundes (D.I.B.) angerufen und kann nun folgende Hintergrundinfos zum Wörtchen "Echter" liefern:
Die Bezeichnung "Echter Deutscher Honig" ist ein eingetragenes Warenzeichen des Deutschen Imkerbundes, übrigens neben Maggi das älteste Warenzeichen in Deutschland. Damals, vor 90 Jahren gab es nicht nur Bienenhonig, sondern auch Kunsthonig. Dieser wird ohne Zutun irgendwelcher Bienen aus Invertierter Saccharose (also Zucker) hergestellt und ähnelt Bienenhonig in Aussehen und Geschmack (kann ich gar nicht glauben!). Dagegen mussten sich die Imker natürlich wehren und beantragten 1925 das Warenzeichzen "Echter Deutscher Honig". 1926 kam dann das erste Glas mit dem neuen Etikett auf den Markt.
... oder nur Kunsthonig?
Noch ein paar Worte zum Kunsthonig: Der heißt heute nicht mehr so, die korrekte Produktbezeichnung lautet "Invertzuckercreme". Er wird heute beispielsweise zur Herstellung von Lebkuchen und anderen Backwaren eingesetzt.
Dagegen hat das Warenzeichen "Echter Deutscher Honig" bis jetzt überdauert, obwohl der Kunsthonig für die Imkerei keine Konkurrenz mehr darstellt und Verfälschungen durch Laboruntersuchungen leicht nachweisbar wären.
Trotzdem hat das Warenzeichen auch heute noch als Herkunftszeichen einen hohen Stellenwert. Denn nur etwa ein Fünftel des in Deutschland verbrauchten Honigs wird auch hier erzeugt. Der Rest wird importiert. Die wichtigsten Importländer für Bienenhonig im Jahr 2014 waren Mexiko, die Ukraine und China. Die genaue Herkunft des Honigs muss auf dem Etikett nicht angegeben werden. Häufig ist darauf eine Abfüllstelle in Deutschland vermerkt, was bei Verbrauchern den Anschein erweckt, es handele sich um deutschen Honig. Die kleingedruckte Angabe "Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern" wird leicht überlesen.
Echtes Waren- und Gütezeichen
Übrigens ist "Echter Deutscher Honig" mehr als "nur" ein Warenzeichen - es ist auch ein Gütesiegel, da der D.I.B die Verwendung an die Einhaltung strenger Qualitätskritieren bindet! Wer mag, kann das in meinem Artikel fürs Landwirtschaftliche Wochenblatt über den Honiglehrgang nachlesen.
Eine Bitte noch an Mathildes Mama: Erkläre ihr bitte, was ein Warenzeichen ist, die Abkürzung EU, die Begriffe Gütesiegel und Import - und besorgt Euren Honig immer beim Imker Eures Vertrauens! 🙂
Natürlicher Totenfall
Vor zwei Jahren hätte mich der Anblick so vieler toter Bienen auf dem Gitterboden in Panik versetzt, und ich hätte mich sofort bei erfahrenen Imkern nach der Ursache umgehört. Jetzt bin ich ruhiger und nehme an, dass es der normale Totenfall ist, den die Bienen wegen der Kälte noch nicht ausräumen konnten. Sie sitzen jetzt in der Wintertraube und versuchen sich warm zu halten.
Einige Bienenpopos waren an den Rähmchenböden zu erkennen. Da sie sich aber bewegten, als ich mit der Kamera versehentlich an die Beute stieß, denke ich, dass alles in Ordnung ist.
Dafür, dass ich die Aufnahme mit dem Handy gemacht habe, ist sie gar nicht so schlecht. Als ich kurze Zeit später mit der Kamera da war, stand die Beute schon wieder im Schatten und auf den Fotos ist nur "Dunkel" zu sehen....
Und da ich schon mal am Stand war, habe ich bei Helene in der Trogbeute direkt die Varroawindel kontrolliert (da die Beute keinen offenen Boden besitzt, ist quasi ständig eine Windel drin). Ich habe nur vier Milben gezählt, die seit dem 30. Oktober gefallen sind. Das ist doch super!
Nachtrag: Am nächsten Tag haben sich die Arbeiterinnen bei Helene mit ihrem Totenfall beschäftigt und zwei Bienen durchs Gitter aufs Anflugbrett geschoben. Und siehe da: Es gibt noch immer Drohnen im Volk (mit Milbe).
Was trägt die Biene mit sich herum?
Am 2. November ist mir diese Biene auf die Hand geflogen, als ich die Mäuseschutzgitter an den Beuten fotografieren wollte. Erst beim Anschauen der Fotos am PC ist mir das ungewöhnliche Pollenhöschen dieser Arbeiterin aufgefallen. Was trägt sie da nur mit sich herum? Ungewöhnlich ist die kristalline Form ihres Gepäcks.
Völlig ratlos habe ich mal in meiner Imkergruppe auf Facebook nachgefragt. Neben den üblichen Scherzen ("Cristal meth. Darum fliegt die auch bei dem Wetter.") kamen auch einige ernst gemeinte Antworten. Demnach könnten es entweder Harzbröckchen sein, die sie mit ihren Mandibeln vom Baum abgeknabbert hat, oder es handelt sich um Wachs.
Bienen räubern Wachs
Wachs? Das hat mich nun doch erstaunt, aber wenn Ihr Euch dieses Video anschaut, wird einiges klar:
Der Farbe nach zu urteilen tendiere ich bei meiner Biene eher zum Baumharz. Wenn es jemand genau weiß, solle er sich bitte melden.
Die Honigernte 2015: Goldener Honig
Wie überrascht waren wir im Juli bei der Honigernte, als Honig in sattem Gold-, fast Bronzeton aus der Schleuder floss. Zum eindrucksvollen Vergleich habe ich mal zwei Eierbecher mit dem diesjährigen und dem letztjährigen Honig gefüllt.
Dunkle Honigfarbe
Die dunkle Farbe weist auf einen hohen Anteil an Honigtau hin. Ihr wisst, was damit gemeint ist?! So bezeichnet man das Zuckerwasser, das die Bienen von Läusen sammeln. Und das geht so: Blatt-, Schild-, Rindenläuse oder Zkaden saugen den Siebröhrensaft von Laub- und Nadelbäumen an, den sie im Filgerdarm "druckfiltrieren". Aminosäuren und Teile des Zuckers und Wassers gelangen in den Mitteldarm des Insekts und wird resorbiert. Das überschüssige filtrierte Zuckerwasser passiert den Verdauungstrakt nicht und wird als Honigtau ausgeschieden. Das muss rasend schnell gehen - vom Siebröhrensaft nippen, "druckfiltrieren" und schon wird Honigtau ausgeschieden.
Fleißige Läuse
Unter günstigen Bedingungen können die Insekten auf einer Waldfläche von 10000 m² (= 1 Hektar) täglich insgesamt bis zu 400 l (!!!) Honigtau ausscheiden. Der landet dann auf den Blättern, wo er von den Bienen aufgesammelt wird. Aber auch andere Insekten sammeln ihn fleißig. Ameisen "melken" die Blattläuse regelrecht. Mit ihren Fühlern beklopfen sie die läuse udn regen damit die Ausscheidung von Honigtau an. Als Dankeschön für die Süßigkeit beschützen die Ameisen die Blattläuse vor ihren natrülichen Feinden, z.B. Marienkäferlarven.
Der Gehalt an Mineralstoffen und Enzymen ist im als (Wald-) oder Tannenhonig bezeichneten Honig besonders hoch. Die enthaltenen ätherischen Öle sollen vor allem bei Bronchialerkrankungen helfen.
Weniger Linde, mehr Honigtau
"Mitschuldig" am hohen Anteil am Waldhonig in diesem Jahr ist das Wetter. Zur Blütezeit der Linden, die für Bienen begehrte Trachtpflanzen sind, war es sehr heiß und trocken. Die Blüten sind teils gar nicht richtig aufgegangen oder schnell am Baum vertrocknet. Ein Imker brachte dazu diesen Spruch: Linden müssen zur Zeit der Blüte mit den Füßen im Wasser stehen und mit dem Kopf in der Sonne, wenn sie honigen sollen.
Einfluß auf die Honigfarbe haben aber auch die eingetragenen Pollen und Mineralstoffe. Während der Lagerung ändert sich die Farbe; er wird dunkler. Wie schnell ein Honig dunkelt, hängt von den Lagerbedingungen ab: Höhere Temperaturen fördern das Dunkelwerden. Kristallisiert ein Honig aus, wird er heller. (Ideal ist die Lagerung in luftdicht verschlossenen, geruchsfreien Eimern oder Gläsern bei maximal 15 °C in einem dunklen Raum. So hält er sich jahrelang.
Unappetitliche Honigfarbe durch Mischen
Und mein Honig? Ist noch immer im Eimer und zeigt keine Anzeichen von Kristallisation. Ich habe auch keine Lust zum Rühren. Vielleicht fülle ich ihn einfach so ab, dann wird er irgendwann im Glas fest werden. Beim Imkertreff erzählte eine Imkerin, sie habe ihren Honig mit Vorjahreshonig geimpft, damit er schneller fest werde. Aber leider hat sich die Farbe in ein absolut unappetitliches Grau-Braun verändert....
Ansehnliche Wachsmotten-Zucht
In dieser Woche ist so viel los, dass ich wenig Zeit für den Blog habe - und auch gerade keinen Beitrag vorrätig. Da fällt mir gestern ein Thema quasi vor die Füße: Als ich im September beim Einengen das alte Wabenwerk entnommen habe, legte ich mir einige Stücke zurück.
Irgendwo hatte ich gelesen, dass man mit alten Waben gut das Feuer im Kamin anzünden könne. Also lagerten die Wabenstücke in einem durchsichtigen Eimerchen im Wohnzimmerschrank.
Gestern bemerkte ich "Leben" darin: drei krabbelnde und etliche tote Wachsmotten! Ich hatte nicht in Erinnerung, dass sie so groß werden können, die größte war fast 2 cm lang. Im vergangenen Jahr habe ich schon einmal eine fotografiert und etwas dazu geschrieben: "Wachsmotten ungeliebte Mitbewohner".
Wachsmotten sind auch nützlich
Allerdings steht dort ihre schädigende Wirkung für die Imkerei im Vordergrund. Für irgendetwas müssen die Wachsmotten aber auch gut sein, z.B. für wilde Bienenvölker, die ihre Nester etwa in Baumhöhlen bauen. Dort zerstören die Wachsmotten den alten Wabenbau oder verlassene Nester so gründlich, dass wieder Platz für neue Bienenvölker entsteht. Ihre Wirkung als "Putzkolonne" darf nicht unterschätzt werden, weil sie damit auch Krankheiten verhindern.
Aber leider haben wildlebende Bienenvölker in unseren Breiten so gut wie keine Chance mehr (Varroa und fehlende Brutmöglichkeiten). In der herkömmlichen Imkerei besorgen die Imker den Wachsaustausch, sodass die guten Eigenschaften der Wachsmotten nicht mehr zum tragen kommen.
Die Idee, mit alten Waben den Kamin anzufeuern, lasse ich ganz schnell fallen....
Saatgut für`s nächste Jahr
Dieser Post sollte eigentlich schon vor zwei Wochen erscheinen, aber da kamen ja die Milben dazwischen. Unter den Tisch fallen lassen möchte ich ihn aber auch nicht.... Es geht noch einmal um die Blumenwiese.
Wie ich schon angemerkt habe, fallen Distelfinken, Erlenzeisige und Co. über die Samenstände in der Blumenwiese her. Mein Vater - erfahrener Landwirt - riet mir, selbst Samen zur Wiederaussaat im nächsten Jahr zu sammeln, bevor die Vögel "alles" weggepickt haben.
Diese Befürchtung teile ich nicht ganz. Es werden schon genug Samen heruntergefallen sein, die den Winter überstehen oder die Kälte sogar benötigen, um im Frühjahr zu keimen. Trotzdem habe ich etwas Saatgut "geerntet". Schaut her, wie wunderschön sie sind:
Saatgut von F1-Hybriden taugt nicht
Hoffentlich gehen auch die Sonnenblumen auf. Im vergangenen Jahr hatte ich zwei handvoll ausgesät, die ich selbst gesammelt hatte. Doch gewachsen ist kaum etwas und groß geworden ist nur eine einzige Sonnenblume in unserem Garten.
Ich schätze, es waren Hybridpflanzen. Dass sich Hybride nicht vermehren, wusste ich, der Grund dafür wurde kürzlich in dem Film "Die Saatgut-Retter - Im Kampf gegen die Konzerne" gut erklärt.
Hier die Kurzform: Die Mutterpflanze und auch die Vaterpflanze wird über mehrere Generationen hinweg immer nur mit sich selbst befruchtet. Durch die Inzucht werden die Nachkommen immer reinerbiger, aber auch schwächer und anfälliger gegen Krankheiten. Bringt man jetzt aber Mutter- und Vaterpflanze zusammen, setzen sich oft positive Merkmale durch und es entstehen besonders leistungsstarke und widerstandsfähige F1-Nachkommen. Kreuzt man diese wieder miteinander, zeigen diese Nachkommen oftmals die schlechteren Eigenschaften der Eltern.
Deshalb ist mein Sonnenblumensaatgut wohl gar nicht erst aufgegangen, oder die Pflänzchen sind schon nach wenigen Wochen verkümmert.
Milben-Bilanz
Drei Tage nach dem Aufsprühen der Milchsäure habe ich nochmals die Varroa-Windel gezogen und gezählt. Zur Erinnerung, nach einem Tag lagen schon 96 Milben auf dem Papier, das aber zu einem Drittel aus der Beute heraus hing. Ich kann also davon ausgehen, dass nochmals etwa 30 Milben abgestürzt sind. Plus 30 weitere Milben, die ich am dritten Tag gezählt habe, sind also ca. 160 Milben gefallen.
Mein Eindruck ist, die meisten Milben sterben innerhalb des ersten Tages nach der Behandlung. Ich bin nun jedenfalls viel ruhiger. Eigentlich soll man nach einigen Tagen die Behandlung wiederholen. Wenn es aber so kalt ist, wie heute, ist es für die Bienen sehr unangenehm. Da brauchen sie lange, bis sie sich wieder auf die richtige Temperature gebracht haben.
Werde den Milbenbefall weiter beobachten und dann entscheiden, ob die Winterbehandlung mit Oxalsäure noch nötig ist.
Franzosenkraut und Jakobskreuzkraut
Um es vorweg zu nehmen: Die Milchsäurebehandlung schlägt an. Als ich kaum 24 Stunden nach der Behandlung zufällig am Bienenstand vorbei kam, sah ich, wie das Papier aus der Varroawindel zu einem Drittel herausschaute (obwohl ich es mit einem Holzstückchen beschwert hatte). Auf den verbliebenen Zweidritteln zählte ich dann 96 Milben!
Heute war ich spontan bei der Versammlung des Imkerfachvereins Haltern eV., der Mitglieder und Interessierte zu einem Vortrag über die Amerikanische Faulbrut eingeladen hatte. Für mich ist das Thema "Wintervorrat", darüber berichte ich dann, wenn es über die Bienen nichts aktuelles mehr zu schreiben gibt.
Jakobskreuzkraut kann töten
Eigentlich wollte ich über das Jakobskreuzkraut schreiben. Das ist neu in unserer Straße. Oder ist es mir vorher nur nicht aufgefallen? Es wächst an den Baumscheiben am Straßenrand und auch in meiner Blumenwiese. Was soll ich sagen, so viel war es ja auch nicht. Ich habe wieder eine kleine Zupf- und Reißaktion eingelegt und das Unkraut allergrößtenteils entfernt.
Das Jakobskreuzkraut breitet sich seit einigen Jahren rasant aus. Zum Problem wird es, da es chronische Leberschäden hervorruft, wenn es an Kühe und Pferde verfüttert wird. Die gibt es in unserer Straße zwar nicht, aber was weg ist, ist weg. Frisch auf der Wiese warnt das Jakobskreuzkraut mit einem unangenehmen Geruch und bitteren Geschmack vor dem Gefressenwerden. In konserviertem Zustand wie Heu und Silage verlieren sich diese Warnstoffe.
Diskutiert wird, ob die Giftstoffe auch in den Honig gelangen können. Dazu eine Stellungnahme von Werner von der Ohe vom Bieneninstitut in Celle (die allerdings schon 6 Jahre alt ist) und Infos vom Arbeitskreis Kreuzkraut.
Franzosenkraut
Auch die Büschel des Franzosenkrautes habe ich gleich mit herausgezogen. Woher stammen eigentlich die Namen für diese Gewächse? Ist Franzosenkraut die echte botanische Bezeichnung oder nur ein landläufiger Name, (z.B. aus dem Deutsch-Französischen Krieg Ende des 19. Jahrhunderts?) den ich von meinem Vater kenne? Das musste ich doch gleich mal recherchieren.
Et voilà: Es heißt eigentlich "Kleinblütiges Knopfkraut", ist aber auch unter dem Namen Franzosenkraut bekannt. Zwei Deutungen gibt es für die Entstehung: Die Pflanze soll zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus den Botanischen Gärten in Berlin und Karlsruhe in die freie Natur gelangt sein und hat sich dort rasant vermehrt. Dies geschah zur Zeit der Napoleonischen Kriege. "Bennenungsmotiv wäre dann also die historische Zeit des ersten Auftretens", wie Friedhelm Sauerhoff in seinem Buch "Pflanzennamen im Vergleich: Studien zur Benennungstherorie und Etymologie" schreibt.
Zweite Erklärung: "... manchmal (wird) eine vermutete Überträgerfunktion für lästige Unkräuter durch ein benachbartes Volk in der Pflanzenbenennung ausgedrückt." Demnach hätten die französischen Invasionstruppen das Kraut eingeschleppt....
Beim Jakobskreuzkraut ist die Namensgebung einfacher zu deuten. Er bezieht sich auf den Blühtermin um den Namenstag des Apostels Jakob (Jakobi 25. Juli).
Die Qual der Behandlungswahl
Es hat sich wieder einmal bestätigt: Befrage drei Imker zu einem Problem und Du erhältst (mindestens) vier Lösungen. Was also tun mit dem von Milben "gerittenen" Volk? Der Milbenbefall bei Marlene nach zwei Tagen: 7 Stück (also 3,5/Tag). Das kommt mir angesichts der Menge an Milben auf den Bienen - siehe Video im letzten Post - sehr wenig vor. Die kritische Grenze bei einem zweizargigen Volk liegt bei 5/Tag (Einzarger 1/Tag). Vielleicht haben aber auch einige Ameisen, die auf der Windel krabbelten, Milben weggeschleppt. Mir ist das Ganze nicht geheuer und so habe ich mich bei Fachleuten und erfahrenen Imkern umgehört. Danke an alle!
Die Auswahl der vorgeschlagenen Methoden:
MAQS
- Optimal wäre MAQS. Die mit Ameisensäure präparierten Streifen funktionieren auch bei kühlem Wetter und "schlachten" nur selten die Königin. (Sind schwer zu bekommen - mein Imkerfachhandel hat sie nicht vorrätig - und recht teuer.)
Ameisensäure im Dispenser
- Zwei Liebig-Dispenser mit 85%iger Ameisensäure aufstellen. (Hierzulande ist nur 65%ige Ameisensäure zugelassen, in Österreich z.B. die 85%ige. Pia Aumeier ist beispielsweise von dieser Konzentration überzeugt und erzielt zuverlässt gute Ergebnisse; 65%ige Ameisensäure verdunstet bei diesen Temperaturen nicht mehr ausreichend).
Ameisensäure per Schwammtuch
- Mindestens zwei Stoßbehandlungen mit der Schwammtuchmethode mit 65 %iger Ameisensäure (verdunstet bei Temperaturen über 15 °C, die zwar für die nächsten paar Tage angekündigt sind, aber wahrscheinlich nicht mehr herrschen, wenn ich Teil II der Behandlung durchführen möchte).
Milchsäurebehandlung
- Die Bienen mit 15 %iger Milchsäure besprühen, und zwar je nach Bienenbesatz mit 5 bis 8 ml pro Wabe. Bei starkem Befall muss die Behandlung nach vier Tagen wiederholt werden. Kann bei Tagestemperaturen zwischen 12 und 5 °C eingesetzt werden. (Das ist die Behandlung meiner Wahl.)
Ganz ehrlich, die Hiobsbotschaft vom Montag hat mich schon sehr genervt - und bis ich endlich die Infos beisammenhatte, um mich entscheiden zu können. Und nochmals die Klamotten für die Behandlung rausholen (Schutzhandschuhe, Schutzbrille, Gummistiefel).... Wie schön wäre es ohne Varroamilben! Immerhin habe ich so wieder einiges recherchiert und gelernt.
Im Detail: Die Milchsäure wirkt nur auf die Milben, die auf den Bienen sitzen. Die Brut bekommt davon nichts mit - deshalb sollte das Volk möglichst brutfrei sein. Erstaunlicherweise ist meines fast so weit, obwohl vor einigen Tagen noch ein größeres Brutnest vorhanden war.
Die Milchsäure verätzt die Mundwerkzeuge der Milben, sodass sie sie verhungern. Durch einmalige Behandlung sollen etwa 80 % sterben, durch eine zweite etwa 90 %.
So wird´s gemacht
Milchsäure in einen Handsprüher einfüllen (etwa 100 bis 150 ml/Zarge würde ich benötigen, eingefüllt habe ich wegen des besseren Handlings 350 ml). Den Handsprüher in ein heißes Wasserbad legen und die Milchsäure auf diese Weise auf handwarme Temperatur erwärmen. In ein Tuch einschlagen und ab zum Bienenstand.
Dort zunächst eine Wabe entnommen und die anderen gelockert (die Bienen hatten die Waben zwischen den Zargen so fest miteinander verbaut, dass sich die Zarge nicht abnehmen ließ). Die Behandlung muss möglichst schnell ablaufen, damit das Volk nicht auskühlt. Zum Glück herrschten Temperaturen um 15 °C. Und dann los: Rähmchen entnommen, mit einer Hand gehalten und auf dem Deckel abgestützt und mit der anderen besprüht - nach Gefühl, sodass die Bienen benetzt, aber nicht klatschnass waren. "Geübt" habe ich dies ja schon im Sommer, um den Schwarm zu behandeln. Wer weiter lesen möchte, schaue beim Bayerischen Landesamt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau.
Verbraucht habe ich letztlich nur 170 ml, aber ich denke, das ist in Ordnung, denn es waren natürlich nicht alle Waben voll besetzt.
Das darf nicht wahr sein! Varroamilben!
Jetzt bin ich aber doch erschrocken. Gestern habe ich noch einmal nach den Völkern geschaut und bei Queen Marlene auch ein, zwei Waben gezogen, da ich für einen Bienenvortrag gerne noch ein Video drehen wollte. Und was sehe ich beim Anschauen am PC? Mindestens fünf Bienen schleppen je eine Varroamilbe mit sich herum! Oh je! Obwohl ich mir meine Bienen ja genau anschaue, habe ich so etwas noch nicht gesehen.
Varroamilben vermehren sich rasant
Vor genau drei Wochen habe ich die Königin mit Hofstaat ebenfalls gefilmt - und es ist keine Milbe zu sehen.
Nun hat Marlene noch immer ein großes Brutnest. Wenn dort die Milben ganze Arbeit geleistet und ihre Eier gelegt haben - gute Nacht! Augenscheinlich hat die Ameisensäurebehandlung nicht angeschlagen. Um das zu überprüfen habe ich direkt die Vaorrawindel eingeschoben. Drei Wochen nach Abschluss der Behandlung ist wieder mit natürlichem Totenfall der Milben zu rechnen, der nicht mehr von der Ameisensäure beeinflusst ist. Ich glaube, ich kontaktiere einmal unsere Bienensachverständige oder habt Ihr eine Idee, ob und was zu tun ist?