Autoren-Archive: Gerburgis Sommer

Über Gerburgis Sommer

Ich schwärme für Bienen, liebe Honig und als Journalistin schreibe ich gerne darüber.

DSC_0292War das ein Schreck, als wir die Bienenkiste zur Kontrolle öffneten. An den Rand einer Wabe hatten die Bienen zwei wesentlich größere Zellen gebaut als sonst. Wir befürchteten schon, dass sie so genannte Weiselzellen anlegen, in denen sie neue Königinnen aufziehen. Denn die Größe der Zellen bestimmt mit darüber, wer darin aufwächst. Arbeiterinnenzellen haben einen Durchmesser von 4,7 – 5,4 mm und sind 10 – 12 mm tief. Drohnen wachsen in 6,2 – 6,4 mm breiten und 16 mm tiefen Zellen heran. Königinnenzellen können dagegen bis zu 20 – 25 mm lang sein. Sie sind rund und zapfenförmig und öffnen sich nach unten.

Das Heranziehen einer neuen Königin bedeutet, dass sich das Volk zum Schwärmen bereit macht und sich teilen möchte. Oh je ! Das wäre am Ende des Sommers gar nicht gut. Ein erfahrener Imkerfreund kommentierte das so: „Augustschwarm – Gott erbarm!“. Das ausgezogene Volk – sofern dieses überhaupt eine neue Bleibe bei einem Imker findet -  hätte nicht mehr genügend Zeit, um ausreichend Brut und Vorräte für den Winter anzulegen. Zudem ist für die Überwinterung eine bestimmte „Masse“ an Bienen überlebensnotwendig, um die Temperatur im Stock zu halten.

Aber was haben unsere Bienen dann gebaut? Meine Imkerlotsin erkannte am wulstigen Rand, dass es sich vermutlich um „Spielnäpfchen“ handelt, welche die Bienen schon mal aus ihrem reinen Bautrieb heraus anfertigen. Aber es kann auch von der Königin bestiftet, also mit einem Ei belegt, und zur Weiselzelle ausgebaut werden. Als ich eine Woche später nachsah, hatten die Arbeiterinnen die Zelle glücklicherweise wieder abgebaut – sie wollten also nur spielen….

1 Kommentar

DSC_0084 DSC_0351 DSC_0391

 

 

 

Viel Freude hat unsere Familie an den „höselnden“ Bienen. Das sind Arbeiterinnen mit leuchtenden Pollensäckchen an den Hinterbeinen. Wir entdecken die Pollensammlerinnen, wenn sie an der Kiste landen oder auch auf den blühenden Blumen sitzend.

Fliegt eine Biene auf eine Blüte, um Nektar zu saugen, gerät unweigerlich Blütenstaub auf ihr Haarkleid, den sie zur nächsten Blüte der gleichen Art mitnimmt. So funktioniert die Bestäubung. Manchmal sehen wir Bienen, die über und über bepudert sind. Schließlich „höselt“ die Biene, das heißt, sie kämmt mit den Vorderbeinen die Blütenpollen aus ihren Haaren, vermischt sie mit Nektar und streift sie an den Bürstchen der Hinterbeine ab. Durch Aneinanderreiben der Bürstchen gelangt der Pollen auf die Außenseite der Hinterbeine in die beiden Pollenhöschen.

Versierte Imker können anhand von Blütezeit und Pollenfarbe erkennen, wo die Biene gesammelt hat. Rapspollen sind beispielsweise hellgelb, Pollen der Taubnessel blutrot und es gibt sogar blauen Pollen, den die Bienen auf Phazelia finden. Auch die Größe der Pollenpakete variiert, manche Biene taumelt geradezu mit schwerem Gepäck in die Kiste. Unsere Kinder erkundigen sich dann: "Ist die eine Biene dann faul und die andere fleißig? Mögen sie manche Blumen lieber als andere? Oder liegt es am Wetter und der Fluglust, wenn sie weniger heimbringen?“ So viele Fragen, auf die ich (noch) keine Antworten weiß.

Häufig wurden wir gefragt, wem denn ein Bienenschwarm gehört, und ob man den einfach so einfangen darf. Bienen sind grundsätzlich wilde Tiere, die also niemandem gehören und frei leben. Sobald Königin und zugehörige Arbeitsbienen aus dem Stock ausziehen, ist der Schwarm herrenlos und kann von Jedermann eingefangen werden.

Im Bürgerlichen Gesetzbuch ist geregelt, dass der Imker das Eigentum am Schwarm behält, solange er ihn verfolgt. Dabei darf er fremde Grundstücke betreten. Findet der Schwarm einen neuen leeren Stock, darf der Eigentümer der schwärmenden Königin diesen öffnen, um seine Bienen einzufangen. Zieht der Schwarm in einen bereits besetzten Stock, so gehört er dem Eigentümer des Volkes, welches bisher darin wohnte. Der Eigentümer des einziehenden Schwarms verliert seine Rechte.

Den sprichwörtlichen „Bienenfleiß“ gibt es wirklich. Davon konnten wir uns knapp zwei Wochen nach dem „Einschlagen“ (dem Einzug) des Volkes in die Bienenkiste überzeugen. Erstmals stellte DSC_0642ich frühmorgens die Kiste aufrecht hin, nahm den Boden ab und war überrascht von der Größe des Wabenwerks. Fast die Hälfte des Brutraumes ist mit weißen Waben bedeckt. Auf dem Foto sieht man auch die gelben Wachsanfangsstreifen, die ich anfangs viel zu lang eingesetzt und später auf 1 cm gekürzt habe. Sie dienen den Bienen als Richtschnur für ihre Bautätigkeit. Ohne diese würden sie kreuz und quer bauen und ich könnte die Waben später nur schwer entnehmen.

Uns war bewusst, dass Bienenschwärme einen starken Bautrieb besitzen, aber mit einem so großen Wabenwerk hatten wir nicht gerechnet. So können wir ganz zuversichtlich sein, dass die Bienen den vorderen Raum genügend ausbauen und Honig für die DSC_0646Überwinterung eintragen.

Im nächsten Jahr können wir den Trennschied entnehmen und den kleineren Honigraum oben freigeben – dort tragen die Bienen dann den Honig ein, den wir ernten werden. Das dauert ja leider noch. In der Vergrößerung (rechts) ist zu erkennen, dass in die frisch gebauten Waben bereits goldgelber Honig eingetragen wurde.
Hier gehts zum Wochenblatt-Artikel.

Der erste Kontakt zu den Imkervereinen in der Nähe ist auch schon gelungen. An einem lauen Sommerabend trafen sich der Imkerverein Sickingmühle-Marl und der Imkerfachverein Haltern in der Westruper Heide. Ich wunderte mich, wer sich alles für Bienen interessiert – von der Punkerin bis zum eleganten älteren Paar ist alles vertreten –  und allesamt sehr nette und hilfsbereite Leute!

Landschaftsökologin Heike Kalfhues hob während einer Führung durch die Heide die Besonderheiten dieser Natur- und Kulturlandschaft hervor, die im Münsterland einzigartig ist. An seinem Bienenstand berichtete Imker Udo Pfingst über seine Heide-Imkerei, die wegen der späten Heideblüte besondere Bedingungen an die Bienen und ihren Imker stellt. Anschließendes Fachsimpeln war natürlich ganz wichtig.

  DSC_0601  DSC_0603

DSC_0586  DSC_0159

Nach einer Nacht und einem Tag haben sich die Geräusche in DSC_0054der Schwarmkiste verändert. War am Vorabend noch ein gemütliches, aber kräftiges Summen zu hören, klingt der Ton jetzt höher und aggressiver. Dazu kommt ein Knistern, als ob die Bienen gegenseitig mit den Flügeln aneinander schlagen.

Am Abend also holen wir die Schwarmkiste in den Garten, um das Volk "einzuschlagen" wie die Imker sagen. Dies geschieht so spät, weil die Bienen Nachtruhe halten und dann nicht mehr rausfliegen. Dieses Verhalten erleichtert den Einzug des Volkes in ihr neues Heim. Kurzfristig haben wir mit einer Euro-Palette noch einen neuen Standort für die Bienenkiste eingerichtet - gerade mal 1 m von der Hauswand entfernt.

DSC_0073Da das Volk in die Kiste einlaufen soll, dient ein Brett mit einem weißen Tischtuch bedeckt, als Rampe zur Einflugöffnung. Vorsichtig öffne ich den Boden der Schwarmkiste und schlage mit der Faust mehrmals kräftig auf den Deckel. Die Schwarmtraube fällt auf das Tischtuch. Bienen fliegen auf, leider quetsche ich eine mit meinem Bein und werde gestochen. Ist aber nicht so schlimm.
Mit einem Löffel transportiert meine Imkerlotsin einige Bienen direkt vor das Einflugloch. Hier duftet es nach den Wachsanfangsstreifen, die an der Decke der Bienenkiste angebracht sind. DSC_0099

Innerhalb von Minuten formiert sich ein beeindruckender Zug von Bienen, die in die Kiste LAUFEN. Ich hätte ja erwartet, die Bienen fliegen. Gänsehaut pur. Da fehlt nur noch die Marschmusik!

DSC_0089

 

 

In der Schwarmkiste haben die Bienen bereits erste Waben gebaut - ganz hell, filigran und von beeindruckender Symmetrie.
Da wir die Schwarmkiste leer und mit Bienen gewogen haben, konnte ich das Gewicht des Schwarms ermitteln: 2,5 kg. Da 50 g Bienen rund 500 Stück entsprechen soll, ist mein Volk etwa 25000 Bienen stark. Und das ist für ein Schwarm schon eine gute Größe.

DSC_0330Am 5. Juli 2013 kam der Anruf, ein Schwarm sei gemeldet worden. Dann geht es ganz schnell: Imkerpatin informiert, Schutzkleidung eingepackt und alle Mann ins Auto.

11.11 Uhr
Da staunen wir: Im Apfelbaum hängt in 3 m Höhe eine große Schwarmtraube. Die Königin befindet sich vermutlich mittendrin.

DSC_0348 11.20 Uhr
Ich halte die Schwarmkiste unter den Schwarm
und meine Imkerlotsin schlägt fest auf den Ast. Die Traube fällt in die Kiste – nun schnell den Deckel drauf. Um uns herum schwirren Tausende von Bienen. Was für ein Gebrause ... Wenn Bienen schwärmen, sind sie besonders friedlich, weil sie keine Brut zu verteidigen haben. Also: Keine Angst! Habe ja auch noch die Imkerjacke an.

DSC_0417 11.31 Uhr
Haben wir die Königen erwischt? Die Bienen machen es spannend. Anfangs sitzt lange Zeit nur eine einzelne Arbeiterin auf dem Anflugbrett, richtet den Hinterleib auf und „sterzelt“. Sie gibt durch ihre Sterzeldrüse einen Duftstoff ab, der den anderen Bienen den Weg in die Schwarmkiste weist. Kurze Zeit später herrscht Gedränge vor dem Flugloch. Alle wollen zur Königin.

DSC_0001 21.30 Uhr
Den ganzen Tag über steht unsere Schwarmkiste unter dem Apfelbaum. Denn als wir die Schwarmtraube einfingen, sind tausende Bienen aufgeflogen. Abends sind bis auf einige wenige alle Bienen in der Kiste. Wir schließen das Flugloch und nehmen sie mit nach Hause. Die Nacht verbringt der Schwarm in der Kiste im kühlen Keller. Die "Kellerhaft" soll das Zusammengehörigkeitsgefühl des Volkes fördern und es beruhigen. Denn mit dem Schwarm hat nur ein Teil des alten Bienenvolkes den Stock verlassen - aus einem Volk werden so zwei.

Jetzt summt es also im Keller. Es war ein toller Tag - ich hatte ganz oft Schmetterlinge im Bauch, ach was, es waren Bienen!
Hier gehts zum Wochenblatt-Artikel über den Schwarmfang.