Aus meinem Freundeskreis kommen immer wieder interessante Fragen zur Imkerei, die sich dann wunderbar zu einem Blogeintrag verarbeiten lassen. Heute erhielt ich folgende Whatsapp-Nachricht: "Ich brauche mal den vollkorrekten, allwissenden Erklärbär in Bienenkunde.... Mathilde (krank zu Hause) gerade beim Frühstück: Mama, ich wusste gar nicht, dass es unechten Honig gibt. Denn auf unserem Glas steht ECHTER Bienenhonig!
So, und jetzt du! Korrekte Erklärung haste sicher parat, oder???"
Echter Deutscher Honig....
Ja klar - aber zuerst musste ich recherchieren. Also habe ich kurz die nette Pressereferentin des Deutschen Imkerbundes (D.I.B.) angerufen und kann nun folgende Hintergrundinfos zum Wörtchen "Echter" liefern:
Die Bezeichnung "Echter Deutscher Honig" ist ein eingetragenes Warenzeichen des Deutschen Imkerbundes, übrigens neben Maggi das älteste Warenzeichen in Deutschland. Damals, vor 90 Jahren gab es nicht nur Bienenhonig, sondern auch Kunsthonig. Dieser wird ohne Zutun irgendwelcher Bienen aus Invertierter Saccharose (also Zucker) hergestellt und ähnelt Bienenhonig in Aussehen und Geschmack (kann ich gar nicht glauben!). Dagegen mussten sich die Imker natürlich wehren und beantragten 1925 das Warenzeichzen "Echter Deutscher Honig". 1926 kam dann das erste Glas mit dem neuen Etikett auf den Markt.
... oder nur Kunsthonig?
Noch ein paar Worte zum Kunsthonig: Der heißt heute nicht mehr so, die korrekte Produktbezeichnung lautet "Invertzuckercreme". Er wird heute beispielsweise zur Herstellung von Lebkuchen und anderen Backwaren eingesetzt.
Dagegen hat das Warenzeichen "Echter Deutscher Honig" bis jetzt überdauert, obwohl der Kunsthonig für die Imkerei keine Konkurrenz mehr darstellt und Verfälschungen durch Laboruntersuchungen leicht nachweisbar wären.
Trotzdem hat das Warenzeichen auch heute noch als Herkunftszeichen einen hohen Stellenwert. Denn nur etwa ein Fünftel des in Deutschland verbrauchten Honigs wird auch hier erzeugt. Der Rest wird importiert. Die wichtigsten Importländer für Bienenhonig im Jahr 2014 waren Mexiko, die Ukraine und China. Die genaue Herkunft des Honigs muss auf dem Etikett nicht angegeben werden. Häufig ist darauf eine Abfüllstelle in Deutschland vermerkt, was bei Verbrauchern den Anschein erweckt, es handele sich um deutschen Honig. Die kleingedruckte Angabe "Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern" wird leicht überlesen.
Echtes Waren- und Gütezeichen
Übrigens ist "Echter Deutscher Honig" mehr als "nur" ein Warenzeichen - es ist auch ein Gütesiegel, da der D.I.B die Verwendung an die Einhaltung strenger Qualitätskritieren bindet! Wer mag, kann das in meinem Artikel fürs Landwirtschaftliche Wochenblatt über den Honiglehrgang nachlesen.
Eine Bitte noch an Mathildes Mama: Erkläre ihr bitte, was ein Warenzeichen ist, die Abkürzung EU, die Begriffe Gütesiegel und Import - und besorgt Euren Honig immer beim Imker Eures Vertrauens! 🙂
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