Während des Apisticustags in Münster (der war schon im Februar) lief ich auf einen Stand zu und stutze. "JVA Lingen" stand darüber auf einem Banner zu lesen. "Ist ja ein ungünstiger Name, klingt wie Justizvollzugsanstalt", dachte ich, " JVA, JVA ... , wie kriegt man das denn mit Bienen zusammen?" Geht gar nicht, oder?
"Zellengold" aus dem Knast
Aber, tatsächlich! An dem Stand päsentierte sich die Justizvollzugsanstalt Lingen. Imker Rolf Krebber von Imme Bourtanger Moor und Patricia Goldschmitt von der Zustizvollzugsanstalt klärten mich auf, wie es zur Bienenhaltung im Gefängnis kam. Jens Laurenz, Sportbetreuer in der JVA und Hobbyimker habe von Kollegen von einer Imkerei in einem anderen Gefängnis gehört. Er begeisterte sich für die Idee, eine eigene Gefängnisimkerei in Lingen aufzubauen. Dazu holte er engagierte Mitglieder von Imme Bourtanger Moor ins Boot und so startete im vergangenen Jahr in den Gefängnismauern ein Imkerkurs mit 15 Gefangenen und 4 Mitarbeitern.
Den ersten Honig unter dem beziehungsreichen Namen "Zellengold" verschenkten sie an die Teilnehmer und einige Förderer. Im Februar diesen Jahres standen fünf Völker in der Anstalt. Aber die Imkerei befindet sich auf Expansionskurs und man denkt über eine Vermarktung nach. Im März ist der neue Kurs gestartet.
Bienen bereichern Anstaltsleben
Rolf Krebber schrieb mir später auf Nachfrage: "Das große regelmäßige Interesse an den Bienen und der Imkerei hat mich gefreut. Die positive Aufnahme bei den Mitarbeitern und der Gefängnisleitung ebenfalls. Die Arbeit war oft sogar unkomplizierter als in „normalen“ Kursen und das Interesse und der Informationshunger groß. Menschen, die sonst nicht miteinander reden, oder nur in einem rauhen Ton haben über das Medium Bienen einen konstruktiven höflichen Austausch gelernt. Überrascht hat mich, dass sogar ein Teil der Bepflanzung in der JVA „bienenfreundlich“ geändert wird."
Bienen sind Gewinn für alle
Patricia Goldschmitt Leiterin der Sozialtherapeutischen Abteilung der JVA zeigte sich auch beeindruckt vom Umgang der Gefangenen mit den Bienen und erklärte, die Imkerei belebe den Gefängnisalltag. Während der Flugsaison zöge es immer wieder Inhaftierte zu den Bienen, um sie zu beobachten und auch sie selbst habe viel über die Imkerei gelernt.
Und da ist sie wieder, die Erfahrung, die fast alle machen, wenn sie sich mit Bienen beschäftigen - die Imkerei ist ein faszinierendes Hobby. Wie es scheint, wird sich auf lange Sicht ein beständiges Projekt entwickeln, Dank engagierter Mitarbeiter der JVA, versierter und aufgeschlossener Mitglieder der Imme Bourtanger Moor und interessierter Gefangener, die eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung suchen.
Wer mehr darüber erfahren möchte, lese den ausführlichen Artikel der JVA-Niedersachsen. Und danke für die Einladung. Leider ist Lingen nicht gerade um die Ecke, aber einen Besuch fände ich schon sehr interessant! Macht weiter so!
Ein Blick auf die Bienen
Lausig kalt ist es im Augenblick. Als ich vor einer Woche die Honigräume aufsetzte, war es für den Wochenverlauf so gemeldet. Doch, dass die Kälteperiode auch mindestens bis zum Monatsende anhalten soll, hatte ich nicht erwartet. Die Bienen können nicht fliegen und zehren von ihren Vorräten. Da noch reichlich vorhanden war, hatte ich ja einige Futterrähmchen entnommen. Sollte die Wetterprognose bis in den Mai hinein weiterhin so schlecht sein, werde ich in einer Woche doch noch jeweils eine Futterwabe in die Völker hängen (ohne die Zargen durchzuschauen). Sicher ist sicher!
Rainer Busacker
Gute Sache, sollte andere JVA's als Anregung dienen. Dort werden ja sicher auch Handwerksarbeiten durchgeführt. So können sich diese Arbeitsgruppen gleich mit einbringen. Es ist viel im Argen und der Markt bietet teilweise nur mangelhafte Bienenausstattung. Hier besteht ebenfalls Bedarf. Gesunde und gut untergebrachte Bienen bringen schon auch genug Honig. Das Hauptaugenmerk sollte aber den Bienen dienen. Sie haben es verdient und sind es auch wert.