"Hut ab!", kann ich nur sagen vor Jens Keinhörster aus Recklinghausen-Suderwich. Mit elf Jahren kam er durch die Imker-AG in seiner Schule erstmals in Kontakt mit Bienen. Schon bald standen zwei Völker im elterlichen Garten; weitere folgten bald. Als Jugendlicher musste er keine Zeitungen austragen, um sein Taschengeld aufzubessern - der Honig brachte das nötige Kleingeld ein. So erzählte es sein Vater während einer Führung für unseren Imkerverein in der vergangenen Woche.
Keinhörster ist Meister
Trotz aller Begeisterung für die Bienen überraschte die Eltern der Berufswunsch "Imker" dann doch. Jens Keinhörster hielt daran fest, absolvierte die Ausbildung zum "Tierwirt, Fachrichtung Imkerei" und ist mittlerweile Imkermeister. Schon als 20-jähriger wagte er den Schritt in die Selbständigkeit. Das war vor vier Jahren. Inzwischen ist seine Produktion aus dem Elternhaus in eigene Räume in der Sachsenstraße 121 in Recklinghausen-Suderwich umgezogen. Die ganze Familie fasst mit an, die Beuten werden selbst gebaut. Und in der Saison verstärkt ein erfahrener Imker aus Kasachstan das eingespielte Team.
Wandern nach Berlin
Seine 180 Wirtschaftsvölker stehen in der Region. Zur Akazienblüte wandert er mit rund 50 Völkern nach Berlin, zur Himbeer- und Brombeerblüte in den Arnsberger Wald. Sieben Tonnen Honig brachte ihm dies in diesem Jahr. Von dem Ergebnis ist er enttäuscht, denn im vergangenen Jahr erzielte er das gleiche Ergebnis mit der halben Völkermenge. Für das nächste Jahr sieht er sich mit rund 300 Ablegern gut aufgestellt.
Das sind Zahlen, die uns Hobbyimkern größten Respekt einflösten. Bei der Führung durch die Produktionsräume beantwortete Jens Keinhörster geduldig unsere Fragen, wobei der eine oder andere hilfreiche Tipp aus der Praxis heraussprang.
Vermarktung läuft direkt
Neben den verschiedenen Honigsorten ergänzt eine vielseitige Produktpalette über selbsthergestellte Alkoholika, Brotaufstriche mit Honig und Salbe das Angebot der Imkerei. Die Kostproben waren wirklich überzeugend!
Die Vermarktung läuft über den eigenen Laden, Verkaufsstände auf Märkten und den Verkauf an einige Wiederverkäufer wie Bauernläden, Bäckereien oder Schlachtereien.
Den Knebelverträgen von Lebensmitteldiscountern setzt Jens Keinhörster sich bewusst nicht aus. Stolz berichtete er, dass er seinen Betrieb aus den eigenen Erträgen ohne Inanspruchnahme von Krediten entwickelt. Eine solide Basis, aber gaaanz viel Arbeit - und ich sorge mich um seinen Rücken.
Danke für den tollen Abend!