Überraschung während der Imkerschulung – bei der Durchsicht eines Volkes nach Weiselzellen waren zwei Weiselzellen unversehrt herausgebrochen und zur Seite gelegt worden. Plötzlich schlüpfte aus jeder Zelle eine junge Königin!
Instinktiv stürzten sich die beiden aufeinander und versuchten sich gegenseitig zu töten – es kann eben nur eine Königin geben. Leider gelang es uns nicht schnell genug, die beiden zu trennen; eine stach und starb durch den Verlust ihres Stechapparates. Beherzt fing eine Imkerin die andere Königin in ihren Händen und entließ sie in ein Filmdöschen. Sie sollte später einem Ableger zugeführt werden.
Stille Umweiselung
Da wir zuvor schon die Königin des Volkes gesichtet hatten, war klar, dass es sich hier um eine „stille Umweiselung“ handeln musste. Für die Laien unter den Lesern: Die Königin wird auch als Weisel bezeichnet.
Drei Gründe für eine neue Königin
Für ein Bienenvolk gibt es drei Gründe, eine neue Königin aufzuziehen.
- Das Volk will sich vermehren, indem es sich durch Schwärmen in zwei Völker aufteilt. Dann zieht es junge Königinnen in Schwarmzellen heran. Die alte Königin schwärmt mit einem Teil des Volkes aus, eine der jungen Königinnen bleibt mit dem restlichen Volk zurück. Überzählige Königinnen werden in jedem Fall getötet.
- Das Volk hat seine Königin verloren. Die Arbeiterinnen können die Brutzellen für die Aufzucht junger Arbeiterinnen in Weiselzellen umwandeln, so genannte Nachschaffungszellen. Dazu müssen sie bestiftet sein (die alte Königin hat noch Eier abgelegt) und die sich daraus entwickelnde Maden darf höchstens drei Tage alt sein. Durch die Fütterung mit Gelee Royal lassen sich daraus Königinnen ziehen.
- Das Volk ist unzufrieden mit der Leistung seiner Königin und zieht neue Königinnen heran, von denen eine junge die alte ablösen wird. Dieses nennt man „stille Umweiselung“. Die Arbeiterinnen bauen einige Weiselnäpfe, die von der alten Königin bestiftet werden. Im Unterschied zum Schwärmen
wird beim Umweiseln die alte Königin vom Volk noch solange geduldet, bis ihre Tochter mit der Eiablage beginnt.Es kann aber auch vorkommen, dass die Entscheidung gegen die Tochter fällt und sie getötet wird. In dem Fall bleibt die Mutter weiterhin im Stock und das Volk leitet erneut eine stille Umweiselung in die Wege. Da wir den natürlichen Ablauf gestern gestört und die junge Königin entnommen haben, wird es in dem Volk wohl noch einmal eine Umweiselung geben.
Das war also wieder einmal ein sehr informativer Praxisnachmittag – mit den üblichen Überraschungen, die die Bienen für neugierige Imker bereithalten….
Ein Blick auf die Völker
Noch immer keine Entwarnung für das Bienenkistenvolk. Nachdem ich schon häufiger dachte, es geht ihm besser, bin ich nun vorsichtiger. Immer wieder (besonders nach Regen) sind hellgelbe Kotspritzer zu sehen. Beim Blick in die Kiste sieht immerhin alles normal aus - Drohnenbrut ist vorhanden und sie bauen sogar Spielnäpfchen.
Das zweite Volk hat sich aufgrund der derzeitigen Trachtlücke und des kühlen, regnerischen Wetters über die Honigvorräte hergemacht. Nur gut, dass nun die Brombeeren zu blühen beginnen und die Temperatur steigt.