Wunderbares Bienenwesen

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Ein spannender Augenblick für Imkerin Ingrid Vorholt (rechts): Sind die Bienen wohlauf? Interessierten erklärt sie gerne, wie Bienen überwintern.
Ein spannender Augenblick für Imkerin Ingrid Vorholt (rechts): Sind die Bienen wohlauf? Interessierten erklärt sie gerne, wie Bienen überwintern.

Melde mich zurück aus der Winterpause! Tatsächlich hatten wir in Haltern am See auch einen Tag lang das, was in einem ordentlichen Winter nicht fehlen darf: Schnee. Es waren zwar nur wenige Zentimeter, aber die Kinder hat's gefreut. Und für mich diente die weiße Landschaft als prima Kulisse für einen Artikel zu der Frage, wie Bienen den Winter überstehen. Erschienen ist das Interview in der Halterner Zeitung:

HALTERN. Wie überstehen eigentlich Bienen den Winter? Wir haben uns bei der Imkerin Ingrid Vorholt erkundigt. Sie betreut zwölf Bienenvölker und erklärt, was sich in der kalten Jahreszeit im Bienenstock abspielt.

Eine Bienenbeute aus Holz reicht den Bienen als Isolierung vor Hitze und Kälte.
Eine Bienenbeute aus Holz reicht den Bienen als Isolierung vor Hitze und Kälte.

Halten Honigbienen Winterschlaf? Nein, eher Winterruhe. Ich sage immer, die Bienen kuscheln. Sie fahren ihre Aktivität runter und drängen sich zu einer Traube zusammen. Je kälter, desto enger. Wie Pinguine stecken die Arbeiterinnen ihre Köpfchen zusammen, den Po nach draußen. Wenn ihr Po nur noch 9 Grad warm ist, krabbeln sie nach innen und andere nehmen ihren Platz ein. Bienen sind wechselwarme Tiere und erzeugen durch Bewegen ihrer Flugmuskulatur Wärme. In der Wintertraube herrscht immer eine Mindesttemperatur von 20 °C, sogar bei starkem Frost!

Da wäre es doch eine gute Idee, den Bienenstock zu isolieren? Das wäre schädlich. Es würde die Bienen dazu verleiten, aktiver zu sein, der Futtervorrat könnte knapp werden, und sie erfrieren, wenn sie auf die Idee kommen, auszufliegen. Wichtiger ist, dass genügend Bienen da sind, mindestens 6000 Tiere, um die Wintertraube zu bilden und mit ihr langsam über die Futterwaben zu ziehen. Übrigens halten Bienen ihren Kot in einer Kotblase zurück, die sie erst im Frühjahr ausleeren. Nur einzelne Bienen halten es jetzt schon nicht mehr aus und fliegen kurz bei Sonnenschein raus.

Ein Blick in die Vorratskammer: Die Zellen dieses Futterrähmchens sind mit Honig gefüllt und mit Wachs verdeckelt.
Ein Blick in die Vorratskammer: Die Zellen dieses Futterrähmchens sind mit Honig gefüllt.

Keine Flüge, kein Pollen- und Nektarsammeln - was fressen die Bienen im Winter? Sie haben im Sommer fleißig Nektar gesammelt und daraus leckeren Honig gemacht. Den Anteil, den wir als Imker ihnen wegnehmen, bieten wir ihnen als Zuckerlösung wieder an. Sie verarbeiten ihn wie Honig und lagern das Futter in Zellen und setzten einen Deckel aus Wachs darauf. Das ist ihr Wintervorrat.

Was machen die Königin und die Drohnen? Die Königin sitzt gut geschützt mitten in der Traube, da hat sie es muckelig warm. Wenn es draußen ganz kalt ist, legt sie für wenige Wochen keine Eier, um ihrem Volk eine Brutpause zu gönnen. Faszinierend finde ich, dass sie Mitte Januar schon wieder mit der Eiablage beginnt, egal wie das Wetter ist. Dann wächst das Volk ganz schnell auf 45000 bis 60000 Tiere. Tja, und Jungs gibt es im Winter in einem Bienenvolk nicht. Erst im Frühjahr werden neue Drohnen aufgezogen.

Beatrix, Elizabeth, Viktoria... Ingrid Vorholts Völker tragen köngliche Namen.
Beatrix, Elizabeth, Viktoria... Ingrid Vorholts Völker tragen köngliche Namen.

Und womit beschäftigt sich die Imkerin im Winter? Ich besuche Fortbildungen, reinige das Wachs, stocke meine Vorräte an Rähmchen und Gläsern auf. Die Bienen lasse ich in Ruhe. Nur einmal muss ich sie stören, so wie heute. Da habe ich Oxalsäure in die Wabengassen geträufelt. Sie hilft gegen die Varroamilbe, ein Plagegeist, der unseren Bienenvölkern schwer zu schaffen macht. Der Blick in die Kisten war wieder sehr aufregend. Geht es den Bienen gut? Leider ist eines der drei Völker an diesem Standort sehr klein. Ich hoffe, sie schaffen es über den Winter.

Was begeistert sie an ihrem Hobby? Der Honig ist nicht das Wichtigste. Mich fasziniert das Leben der Honigbiene. Durch die Imkerei habe ich einen guten Blick für die Natur bekommen. Und ich verrate es auch gleich: Gestochen zu werden, tut nach wie vor weh!

Gerburgis Sommer

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Einmal stempeln, bitte!
Einmal stempeln, bitte!

Im Allgemeinen verrät die Farbe der Pollenhöschen an den Beinen der Honigsammlerin, an welchen Blumen sie genascht hat. Erfahrene Imker können dies durch Kenntnis der Blühzeiten und der Pollenfarbe recht genau bestimmen - ich kann´s allerdings noch nicht...
Eine Blume allerdings ermöglicht es sogar Laien, an den Bienen zu erkennen, ob sie dort waren: Das Drüsige Springkraut. Wenn die Bienen in die Blüte krabbeln, um den Nektar herauszusaugen, "stempelt" sie den Pelz mit kühlgelbem Blütenstaub - und beim Herauskrabbeln gleich noch einmal.

Das Drüsige Springkraut wächst vor allem in feuchten Wäldern und Ufern.
Das Drüsige Springkraut wächst vor allem in feuchten Wäldern und Ufern.

Auf dem Foto oben ist gut zu erkennen, wie Bestäubung funktioniert - macht auch Spaß, es zu beobachten! Da Bienen blütenstet sind, das heißt, während eines Sammelfluges immer an der gleichen Pflanzenart "tanken", tragen sie den Blütenstaub von einer Springkrautblüte zur nächsten.

Springkraut wird zur Plage
Noch ein paar Fakten zum Drüsigen Springkraut: Es zählt zu den Balsaminengewächsen und  wurde im 19. Jahrhundert eingeschleppt. Ökologisch gesehen ist es für die heimische Flora bedenklich, da es sich rasend schnell verbreitet und heimische Pflanzen verdrängt.
Ebenso massenhaft wächst das Kleinblütige Springkraut. Von Bienen wird es allerdings nicht angeflogen.

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DSC_2338Ganz schnell eines vorweg: Ich habe es endlich geschafft, eine Newsletter-Funktion zu installieren. Wer mag, kann nun den "Bienenstich!" abonnieren. Dazu ist eine Anmeldung per Mail in der rechten Spalte nötig. So, jetzt aber zu den Bienen:

Der Winter ist für eine neugierige Imkerin wie mich eine echte Herausforderung: keine Bienen in der Luft oder auf den Blumen, kein Gewimmel vor dem Einflugloch - nichts! Vor einigen Tagen war dann die Neugierde stärker als der Vorsatz, die Bienen nicht zu stören. An einem, für Mitte Februar ungewöhnlich warmen Tag (10°C),  habe ich einen schnellen Blick in die Kiste riskiert....

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Im Laufe des Sommers hat mein Volk fleißig Waben gebaut und Pollen und Nektar eingelagert, sodass die Bienenkiste ordentlich an Gewicht zugelegt hat. Sie wird knapp 40 kg wiegen und ist damit nicht so einfach zu händeln. Also, in die Hände gespuckt und die Kiste hochgewuchtet. Als ich den Boden abnahm, flogen etliche Bienen auf, dann doch schnell den Schleier geholt.

Was sagt mir der Blick in die Kiste?
Als Neuimkerin kann ich nur erkennen, dass es den Bienen augenscheinlich gut geht. Sollten erfahrene Imker meine Bilder anders deuten, dann freue ich mich über eine Nachricht. Im Vergleich zu den Bildern, die bei der Oxalsäurebehandlung entstanden sind (siehe 02.01.2014), sitzen die Bienen nun etwas konzentrierter auf sieben Wabengassen.
Auffällig war ein grau/weißerDSC_2360 (Schimmel-?) Fleck auf dem Boden, wie auf dem leider unscharfen Foto zu erkennen. Daran klebten braune, feste Brocken - das Propolis. Es ist eine von den Bienen produzierte harzhaltige Substanz, die benutzt wird, um den Stock abzudichten. Neben der Verwendung als Kittharz, dient es auch zum Schutz von Krankheiten. Es enthält natürliche Antibiotika und verschiedene Substanzen, die Heilungsprozesse fördern können. Für Bienen ist Propolis eine Art Allround-Medizin, mit der sie Krankheitserreger abtöten und die Gesundheit ihres Volkes fördern. Übrigens nutzen auch die Menschen schon seit der Antike Propolis als Heilmittel.
Gut zu wissen, dass sich die Bienen wehren können. Die Frage ist nur, woher kommt der Fleck?

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Auf der Suche nach der Königin: Wurde sie vom Imker mit einem farbigen Punkt gekennzeichnet, ist sie leicht zu finden. Ansonsten hält man nach der größten Biene im Volk Ausschau.

Beim Abendessen entwickelt sich in unserer Familie eine Diskussion darüber, wer eigentlich in unserem Bienenvolk das Sagen hat.
„Die Königin, natürlich!“
„Na, aber die Arbeiterinnen beeinflussen doch durch die Größe der Wabenzellen und die Fütterung, wer darin heranwächst – Königin, Drohn oder Arbeiterin. Dann bestimmen doch eigentlich sie.“
„Das wäre dann ja ein Matriarchat. Was ist eigentlich mit den Drohnen?“
„Und woher wissen die vielen Arbeiterinnen, was sie zu tun haben?
Fragen über Fragen. Schnell merken wir, dass sich unser menschliches Sozialleben nicht auf ein Bienenvolk übertragen lässt. Ein Bienenvolk kann als ein einziger Organismus betrachtet werden, deshalb bezeichnet man ihn auch als „Bien“. Er setzt sich aus der Königin, den Arbeiterinnen und den Drohnen zusammen. ... weiterlesen

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Was ist das? Beim Blick aus dem Fenster DSC_1724habe ich eine schnelle Bewegung wahrgenommen. Sieht ja fast so aus, als ob die Bienen fliegen. Und tatsächlich, es herrscht reger Flugbetrieb. 13 °C zeigt das Thermometer auf der Terrasse  am 16. Dezember an - viel zu warm für diese Jahreszeit, und damit auch zu warm für die Bienen, die eigentlich Winterruhe halten sollten. Die Bienen nutzen das warme Wetter zum Hausputz. Das kleine Foto zeigt auf der Steinplatte vor dem Ausflugloch einige tote Bienen, die von ihren Schwestern aus der Kiste getragen wurden.
Nach einer kurzen Kälteperiode vor zwei Wochen warten die Imker auf frostige Temperaturen, um endlich die Oxalsäurebehandlung gegen die Varroamilben durchführen zu können.

Am Flugloch unserer Bienenkiste ist schon seit zwei, drei Wochen so gut wie nichts mehr los. Das Foto vom 1. November zeigt, daß sich das Volk vor allem auf den mittleren Waben aufhält. Was machen die Bienen eigentlich im Winter?DSC_1457

Das Leben der Bienen unterscheidet sich im Winter gravierend vom Leben im Sommer. Während die Sommerbienen in der warmen Jahreszeit mit Brutpflege und dem Eintragen von Pollen und Nektar vollauf beschäftigt sind, geben die Winterbienen alles, damit das Volk die kalte Jahreszeit überlebt. Sommerbienen haben übrigens eine Lebenserwartung von nur sechs Wochen (!). Winterbienen können dagegen sechs Monate alt werden.

Wer nun glaubt, sie liegen auf der faulen Haut und halten Winterschlaf, irrt gewaltig. Die letzte Brut ist zwar schon Ende Oktober geschlüpft und auch der Flugbetrieb wird bei Temperaturen unter 12 °C eingestellt. Sinken die Temperaturen weiter, zieht sich das Volk zwischen den Waben zur Wintertraube zusammen.

Die äußeren Bienen bilden dicht gedrängt einen "Wintermantel", der das Volk vor Nässe und Kälte schützt. Die Bienen im Inneren der Traube heizen, indem sie mit ihrer Flügelmuskulatur Wärme erzeugen. Damit erreichen sie eine Temperatur von 25 bis 30 °C. Selbst bei starkem Frost herrschen in der Traube mindestens  + 20 °C. Im Randbereich darf die Temperatur nicht unter 7 - 8 °C sinken, denn dann kühlen die Bienen aus und sterben.  Deshalb tauschen die äußeren Bienen systematisch ihre Plätze mit den Schwestern im Inneren der Traube. Hier hält sich auch die Königin auf. Nahrung erhalten die Bienen aus den Vorratszellen.

Bei höheren Außentemperaturen fliegen vereinzelt Bienen aus, um ihre Kotblase zu entleeren. Ansonsten sammeln sie den Kot in der Blase, bis das Frühjahr warme Flugtage bietet.

Für den Imker gibt es in der kalten Jahreszeit am Bienenstock bis auf eine Varroabehandlung mit Oxalsäure nichts zu tun.

DSC_0484Wenn Bienen „sterzeln“, heben sie ihren Hinterleib an, ziehen die letzten beiden Rückenschuppen hoch und legen die Sterzeldrüse frei. Aus dieser Duftdrüse strömen Pheromone, die sie mit heftigem Flügelschlagen in die gewünschte Richtung verteilen. Damit weisen die Bienen ihren Geschwistern den Weg zurück in den Bienenstock. Wir entdecken sterzelnde Bienen vor allem nachmittags bei gutem Wetter, aber auch, wenn die Kiste geöffnet und das Einflugloch deshalb verdeckt war.

DSC_0292War das ein Schreck, als wir die Bienenkiste zur Kontrolle öffneten. An den Rand einer Wabe hatten die Bienen zwei wesentlich größere Zellen gebaut als sonst. Wir befürchteten schon, dass sie so genannte Weiselzellen anlegen, in denen sie neue Königinnen aufziehen. Denn die Größe der Zellen bestimmt mit darüber, wer darin aufwächst. Arbeiterinnenzellen haben einen Durchmesser von 4,7 – 5,4 mm und sind 10 – 12 mm tief. Drohnen wachsen in 6,2 – 6,4 mm breiten und 16 mm tiefen Zellen heran. Königinnenzellen können dagegen bis zu 20 – 25 mm lang sein. Sie sind rund und zapfenförmig und öffnen sich nach unten.

Das Heranziehen einer neuen Königin bedeutet, dass sich das Volk zum Schwärmen bereit macht und sich teilen möchte. Oh je ! Das wäre am Ende des Sommers gar nicht gut. Ein erfahrener Imkerfreund kommentierte das so: „Augustschwarm – Gott erbarm!“. Das ausgezogene Volk – sofern dieses überhaupt eine neue Bleibe bei einem Imker findet -  hätte nicht mehr genügend Zeit, um ausreichend Brut und Vorräte für den Winter anzulegen. Zudem ist für die Überwinterung eine bestimmte „Masse“ an Bienen überlebensnotwendig, um die Temperatur im Stock zu halten.

Aber was haben unsere Bienen dann gebaut? Meine Imkerlotsin erkannte am wulstigen Rand, dass es sich vermutlich um „Spielnäpfchen“ handelt, welche die Bienen schon mal aus ihrem reinen Bautrieb heraus anfertigen. Aber es kann auch von der Königin bestiftet, also mit einem Ei belegt, und zur Weiselzelle ausgebaut werden. Als ich eine Woche später nachsah, hatten die Arbeiterinnen die Zelle glücklicherweise wieder abgebaut – sie wollten also nur spielen….

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Viel Freude hat unsere Familie an den „höselnden“ Bienen. Das sind Arbeiterinnen mit leuchtenden Pollensäckchen an den Hinterbeinen. Wir entdecken die Pollensammlerinnen, wenn sie an der Kiste landen oder auch auf den blühenden Blumen sitzend.

Fliegt eine Biene auf eine Blüte, um Nektar zu saugen, gerät unweigerlich Blütenstaub auf ihr Haarkleid, den sie zur nächsten Blüte der gleichen Art mitnimmt. So funktioniert die Bestäubung. Manchmal sehen wir Bienen, die über und über bepudert sind. Schließlich „höselt“ die Biene, das heißt, sie kämmt mit den Vorderbeinen die Blütenpollen aus ihren Haaren, vermischt sie mit Nektar und streift sie an den Bürstchen der Hinterbeine ab. Durch Aneinanderreiben der Bürstchen gelangt der Pollen auf die Außenseite der Hinterbeine in die beiden Pollenhöschen.

Versierte Imker können anhand von Blütezeit und Pollenfarbe erkennen, wo die Biene gesammelt hat. Rapspollen sind beispielsweise hellgelb, Pollen der Taubnessel blutrot und es gibt sogar blauen Pollen, den die Bienen auf Phazelia finden. Auch die Größe der Pollenpakete variiert, manche Biene taumelt geradezu mit schwerem Gepäck in die Kiste. Unsere Kinder erkundigen sich dann: "Ist die eine Biene dann faul und die andere fleißig? Mögen sie manche Blumen lieber als andere? Oder liegt es am Wetter und der Fluglust, wenn sie weniger heimbringen?“ So viele Fragen, auf die ich (noch) keine Antworten weiß.