Ableger, Flugling und Kunstschwarm

Zwar nicht das ideale Wetter für die Ablegerbildung, aber viel gelernt und wie immer nette Imker getroffen.
Zwar nicht das ideale Wetter für die Ablegerbildung, aber viel gelernt und wie immer nette Imker getroffen.

Das war mal ein schönes Vereinstreffen des Imkervereins Marl-Sickingmühle! Ausnahmsweise gab es eine Praxiseinheit mit den Völkern unserer Vereinsvorsitzenden und Bienensachverständigen Kathrin Wehling.
Thema: Ablegerbildung. Aktut wird das "Schröpfen" eines Volkes, wenn man die Schwarmneigung unterdrücken möchte. Gestern herrschte nicht das ideale Wetter dazu. Für manche Methoden sollte es muckelig warm sein, damit die Bienen fliegen können.

Ableger
Man benötigt: Eine Wabe mit offener Brut, eine Futterwabe und keine Königin. Die zieht sich das neue Volk nämlich selbst aus der offenen Brut.
Für den Laien: Aus bis zu drei Tage alten Stiften (Eiern) können Arbeiterinnen durch ständige Gabe von Gelee Royale und den Umbau der normalen Brutzelle in eine größere Weiselzelle eine neue Königin heranziehen. Dann ist das Volk wieder komplett.
So wird´s gemacht: Die Brutwabe für kurze Zeit in den Honigraum hängen, damit sich Ammenbienen darauf versammeln, nach einer Stunde dürften genügend Bienen da sein, um die Wabe in den Ablegerkasten zu setzen. Jetzt noch die Futterwabe hinzuhängen und den Ableger an einen mindestens drei Kilometer entfernten Ort bringen, damit die Bienen nicht zum alten Standtort zurückfliegen.
Tipp: Falls der Ableger bereits im zeitigen Frühjahr gebildet werden soll, ist es besser, gleich zwei Brutwaben mit vielen Bienen und entsprechend mehr Futter abzuzweigen. So retten sie sich über die kalten Tage, die unweigerlich noch kommen werden und haben gute Entwicklungschancen.

Kathrin Wehling sucht die Wabe nach junger, unverdeckelter Brut ab. Daraus ziehen sich die Bienen eine neue Königin.
Kathrin Wehling sucht die Wabe nach junger, unverdeckelter Brut ab. Daraus werden sich die Bienen in einer frischen Beute eine neue Königin ziehen und ein neues Volk bilden.

Flugling
Man benötigt: Wabe mit offener Brut, eine Beute mit einer Zarge voller Mittelwände, sonniges Flugwetter.
So wird´s gemacht: Den Boden der neuen Beute zwei Meter vom zu teilenden Volk aufstellen, das Flugloch in eine andere Richtung wenden. Jetzt die Zargen des Volkes samt Bienen auf den neuen Standplatz setzen. Die Brutwabe in die neue Zarge mit den Mittelwänden hängen und diese auf den Boden der alten Beute stellen.
Jetzt fliegen die Flugbienend des alten Volkes in das neue Volk und verstärken es. Das neue Volk sollte mit Zuckerwasser gefüttert werden - unbedingt das Flugloch verkleinern.

Der Kunstschwarm wird aus abgefegten Bienen gebildet.
Der Kunstschwarm wird aus abgefegten Bienen gebildet.

Kunstschwarm
Man benötigt:
eine neue Königin, eine Kunstschwarmbeute (besitzt Seiten, die man abnehmen kann, gute Belüftung durch Gaze), Trichter, Wasserstäuber, Besen,
So wird´s gemacht: Königin im mit Futterteig verschlossenen Käfig an einem Rähmchen in der Schwarmbeute befestigen. Trichter aufsetzen und mit Wasser anfeuchten, damit die Bienen gut rutschen. Nun die Bienen von den Waben in den Trichter fegen - aufpassen, dass die alte Königin nicht dabei ist (am besten käfigen und nach der Prozedur wieder zurück ins Volk geben). Die Königin wird von den Arbeiterinnen "eingeweiselt". Bis sie sich durch den Futterteig gefressen haben, ist die neue Königin akzeptiert.
Die Beute für eine Nacht in den Keller stellen, zur Belüftung die Seitenteile abnehmen. So bekommen die Bienen das "Schwarmgefühl", das sie zu einem neuen Volk formt. Dann den Schwarm in eine Beute einschlagen. Mit flüssigem Futter in kleinen Portionen (z.B. alle zwei Tage 1 l Futter) anfüttern. Nach vier Wochen kontrollieren, ob Brut vorhanden ist.
Wichtig: Bei der Umsiedelung keinen Rauch benutzen, die Bienen würden sich mit Honig vollsaugen. Man möchte mit der Kunstschwarmmethode gerade erreichen, dass sie möglichst ohne "Altlasten" ein neues Volk bilden.
Anmerkung: Für mich eine gruselige Vorstellung - man kann auch Bienen von verschiedenen Völkern durch den Trichter schicken und zu einem Volk vereinigen. Dieses bedeutet riesigen Sress, wenn man bedenkt, wie fein austariert das System Bienenvolk ist.
Andererseits bietet ein Kunstschwarm die Chance, ein Jungvolk auf frische Waben zu bilden, zum Beispiel im Falle einer Faulbrutsanierung (in die Verlegenheit möchte ich nie kommen...). Berufsimker bilden häufig Kunstschwärme direkt nach der Honigernte.

Für alle Ableger ist eine Milchsäurebehandlung zu empfehlen. Die werde ich heute an meinem Schwarm durchführen. Und zwar sofort - genug geschrieben!

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